Unlearning University – Abstracts und CVs

Musica inaudita Fokus Lateinamerika

Die uns bekannte Konzertkultur entstand im Europa des 19. Jahrhunderts und mit ihr ein Kanon westlicher Kunstmusik, der bis heute gelehrt, gespielt und gehört wird. 76% der von Orchestern weltweit gespielten Werke sind von weißen toten Männern (Donne Report 2022). Das wollen wir ändern. In diesem Konzert stellen wir zeitgenössische lateinamerikanische Musik in den Fokus, die feministisch und klimapolitisch ausgerichtet ist. Diese Musik ist beeinflusst von alten Techniken, Alltags- und Naturklängen sowie von elektronischer Musik.

Musica inaudita
ist eine studentische Initiative an der UdK Berlin. U.a. veranstalten wir Konzerte mit Musik von Künstler*innen, die wegen verschiedener Diskriminierungsgründe wie Gender, Race, sexuelle Identität, Behinderung oder Religion nicht im heutigen Kanon enthalten sind.

Handwerkszeug: Aufbau einer Diversitätsinfrastruktur in Theaterinstitutionen

2018 haben Julia Wissert und Sonja Laaser (Juristin und Dramaturgin) die Anti-Rassismus-Klausel entworfen (www.antirassismusklausel.de). Die Klausel ist ein Instrument, um die an einem Vertragsverhältnis Beteiligten vor rassistischen Äußerungen und Angriffen seitens Beschäftigter des Auftraggebers zu schützen. Julia Wissert, Merle Grimme, Joy Kalu und Karina Griffith diskutieren dieses und andere konkrete Beispiele für aktives Eingreifen in deutsche Theater- und Filminstitutionen. Wie können wir in unserer Kunstpraxis Instrumente entwickeln, die unterschiedliche Ansätze und Perspektiven schützen und fördern? Wie können wir nachhaltige Vielfalt in Kunststrukturen schaffen?

Merle Grimme
ist Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin. Merle Grimmes Abschlussarbeit an der HFF München, die Miniserie Clashing Differences, wurde in allen Kategorien des Neuen Deutschen Filmpreises nominiert (Beste Regie, Beste Produktion, Bestes Drehbuch, Beste schauspielerische Leistung). Merle Grimme gewann den Preis für das Beste Drehbuch sowie den großen Publikumspreis bei den First Steps Awards.

Joy Kristin Kalu
ist Dramaturgin und Kuratorin für internationale aufführende Künste und promovierte Theaterwissenschaftlerin. Zuletzt arbeitete sie als leitende Dramaturgin an den Berliner Sophiensaelen (2017-2023). Aktuell lehrt sie als Gastprofessorin für performative Künste an der Universität der Künste Berlin.

Julia Wissert
ist die aktuelle Intendantin des Schauspiel Dortmund. Im Jahr 2023 war Julia Wissert Gastprofessorin am Institut für Kunst im Kontext in der Fakultät Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin.

Karina Griffith (Moderation)
ist bildende Künstlerin, Filmprogrammiererin und Kuratorin mit einem Doktortitel in Filmwissenschaft. Derzeit ist sie Dozentin für Medientheorie und -praxis am Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin

critical.costume: Memes für Self-Empowerment

In unserem Workshop möchten wir über unsere künstlerische Praxis als Kostümschaffende sprechen und mit euch überlegen, wie gegenseitiges Empowerment aussehen könnte. Wir möchten uns mit euch vernetzen und in den Austausch darüber treten, welche Entwicklungen ihr euch in der Theater- und Filmbranche oder auch anderen künstlerischen Arbeitsfeldern wünscht. Hören, wie eure Arbeitsrealität als Kulturschaffende aussieht und welche Ähnlichkeiten und Unterschiede es gibt. Ein konkretes Mittel, wie wir Erfahrungen von Kostümschaffenden sammeln und die absurden Situationen des Arbeitsalltags sichtbar machen, sind Memes. Wir wollen mit euch ein Meme erstellen, das zeigt, womit Kostümschaffende täglich konfrontiert werden.

critical.costume
ist ein Sprachrohr für Kostümschaffende. Indem wir kollektive Erfahrungen sammeln, können wir über Social Media für Kostümbildner*innen einstehen. Unser Departement wird häufig missverstanden und nicht angemessen wertgeschätzt. Deshalb setzen wir uns für mehr Sichtbarkeit ein. Wir wollen auf Missstände im Theater, Film und in der freien Szene aufmerksam machen. Wir möchten Awareness für sensible künstlerische Praxis und intersektionales Denken schaffen.

Institutioneller Beigeschmack Institutional Aftertaste

Sich kritisch mit Institutionen wie der Kunsthochschule auseinanderzusetzen und gleichzeitig innerhalb dieser zu studieren und zu arbeiten, kann schwer verdauliche Widersprüche mit sich bringen. In einem multisensorischen Austauschformat wollen wir uns diese Ambivalenzen auf der Zunge zergehen lassen – beim gemeinsamen Tischgespräch, begleitet von bittersüßen, knackenden und klebrigen Häppchen.
Teilnehmer*innen: 20 (mit Anmeldung)

Kontaktiert uns per Mail, um uns eure Teilnahmebedürfnisse, Allergien oder Fragen mitzuteilen: hello@newschool-summerschool.org

Destina Atasayar, Lu Herbst, Lucie Jo Knilli, Charlotte Perka und Lioba Wachtel
organisieren kollektiv künstlerische Austauschformate über institutionelle Ausschlüsse, studentischen Zusammenhalt und Lernutopien. Ausgangspunkt dafür sind ihre Erfahrungen als (ehemalige) Studierende der UdK Berlin, HfBK Hamburg, Burg Halle und Universität Wien. Die Zusammenarbeit entstand aus einer Kooperation der Kollektive Eine Krise bekommen und In the Meantime. www.newschool-summerschool.org / www.einekrisebekommen.xyz / www.in-the-meantime.net

Conversations on Care & Access

In diesem Mini-Workshop sprechen wir, Claire und Angela, erst untereinander und dann mit euch über das Thema „Care & Access“. Ausgangspunkt für die Gespräche sind zwei kleine Texte, die wir gerne mit euch teilen. Das Lesen der Texte ist keine Voraussetzung für die Teilnahme am Workshop. Zwischen den Gesprächen bieten wir noch eine kleine Übung zum Ausruhen an.
Critical Diversity Policy. Strategy for Antidiscrimination & Diversity Berlin University of the Arts, Chapter 2.6 Accessibility at/of Arts Universities, Universität der Künste Berlin, 2023.
– Claire Cunningham: “Equations of Care & Responsibility”, in: Danceolitics, ed. by Simone Willeit and Kasia Wolińska, Uferstudios GmbH, Berlin 2022.

Bitte anmelden und gerne Zugangsbedürfnisse mitteilen: unlearning@udk-berlin.de

Angela Alves
ist Claire Cunninghams künstlerische Mitarbeiterin in der neu gegründeten Abteilung Choreographie, Tanz und Disability Art am HZT Berlin. Ihre künstlerische Arbeit ist stark geprägt von ihrer Lebensrealität als chronisch kranke Frau.

Claire Cunningham
wurde kürzlich als Professorin für Choreografie, Tanz und Disability Art ans HZT Berlin berufen; sie ist darstellende Künstlerin und Choreografin. Ihre Forschung befasst sich mit Crip-Techniken von behinderten Tanzkünstler*innen, Ästhetiken von Access und Praktiken der Fürsorge.

Die Selbstverständlichkeit von Klassismus an Kunsthochschulen. Wie können wir Ausgrenzung vermeiden, wenn sie konstitutiv ist?

Ausschlüsse und Diskriminierung an Kunsthochschulen wirken hauptsächlich über Klassismus, wenngleich fast immer in intersektionaler Verknüpfung mit anderen Formen der Diskriminierung. Einerseits bestätigen Resultate aus der Studie „Art.School.Differences“ (2016) eine institutionelle Normativität. Andererseits zeigt der Blick auf die historische Etablierung von Kunsthochschulen, dass ihre Existenz von Anfang an auf Klassismus fußt. In einem ersten Teil möchten wir ausloten, was das für Angehörige der Institution heute bedeutet. In einem zweiten Teil werden wir anhand von Ablehnungsbriefen Möglichkeiten einer offeneren und zugänglicheren Kunsthochschule diskutieren.

Ruth Sonderegger
ist Professorin für Philosophie und ästhetische Theorie an der Akademie der bildenen Künste Wien. Ihre derzeitigen Arbeitsschwerpunkte sind: Konstitution und Geschichte der westlichen philosophischen Ästhetik (im Kontext des Racial Capitalism), Praxistheorien, Cultural Studies, kritische Theorien und Widerstandsforschung.

Sophie Vögele
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und lehrt an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Einer ihrer Schwerpunkte umfasst institutionalisierte Mechanismen von In- und Exklusion aus feministisch-postkolonialer Perspektive (siehe hier). Aktuelle Projekte zu kultureller Teilhabe und Nachhaltigkeit sowie zu Repräsentation.

Destina Atasayar, Lu Herbst, Lucie Jo Knilli, Charlotte Perka und Lioba Wachtel
organisieren kollektiv künstlerische Austauschformate über institutionelle Ausschlüsse, studentischen Zusammenhalt und Lernutopien. Ausgangspunkt dafür sind ihre Erfahrungen als (ehemalige) Studierende der UdK Berlin, HfBK Hamburg, Burg Halle und Universität Wien. Die Zusammenarbeit entstand aus einer Kooperation der Kollektive Eine Krise bekommen und In the Meantime. www.newschool-summerschool.org / www.einekrisebekommen.xyz / www.in-the-meantime.net

Elena Meilicke
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Medientheorie an der UdK Berlin. Promotion zu Paranoia als Medienpathologie, aktuell arbeitet sie zur Wissens-, Medien- und Kulturgeschichte der Resilienz und zu filmischen Autosoziobiografien.

Verlernen

Das Panel versammelt einige Herausgeber*innen und Autor*innen des kürzlich erschienenen Bandes Künste dekolonisieren. Ästhetische Praktiken des Lernens und Verlernens (Fink Verlag 2023), der u. a. aus den Beiträgen einer im Wintersemester 2017/18 stattgefundenen Vorlesungsreihe an der UdK Berlin hervorgegangen ist. Ausgehend davon sprechen wir gemeinsam über das Konzept und die Praxen des Verlernens. Dabei soll es u. a. um Themen wie materielle Bedingungen, Zugänglichkeit oder de/koloniale Wissensproduktion gehen, die insbesondere, aber nicht ausschließlich, die Kunstuniversität betreffen.

Juana Awad
studierte Semiotik, Theaterwissenschaften, Medienkunst und Kulturen des Kuratorischen. Ihre Hauptinteressen gelten den Überschneidungen von Wissensproduktion und äesthetischen Praktiken; sowie dem politischen Potenzial der Präsentation von Kunst und Kultur. Derzeit forscht und lehrt sie an der weißensee kunsthochschule berlin.

Julian Sverre Bauer
hat vor kurzem sein seinem Dissertationsprojekt „Rassisierung als Technologie bewegter Bilder“ an der UdK abgeschlossen und war zuletzt an der HBK Braunschweig tätig. Neben medienwisschaftlichen Fragestellungen interessiert er sich insbesondere für Science and Technology Studies, Post/koloniale Studien und Queer Theory. 

Maja Figge
ist Kultur- und Medienwissenschaftlerin und lebt in Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind insbesondere intersektionale Gender/Queer Media Studies, postkoloniale Medientheorien, transnationale Bewegtbildmedien. Sie ist Mitherausgeberin des Bandes Künste dekolonisieren. Ästhetische Praktiken des Lernens und Verlernens (transcript 2023).

Rena Onat
ist Kunst- und Medienwissenschaftlerin und interessiert sich für Queer of Color Kritik in der visuellen Kultur. Sie positioniert sich als deutschtürkische Femme und hat kürzlich ihre Doktorarbeit zum Thema „Queere Künstler_innen of Color. Verhandlungen von Disidentifikation, Überleben und Un-Archiving im deutschen Kontext“ abgeschlossen. Sie hat am Institut für Medienwissenschaft der HBK Braunschweig und im Helene-Lange-Kolleg Queer Studies und Intermedialität: Kunst – Musik – Medienkultur an der Uni Oldenburg als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. Seit 2023 ist sie die Hauptamtliche Frauenbeauftragte an der weißensee kunsthochschule berlin. Außerdem macht sie Lehraufträge, Vorträge und Workshops zu Kunst, Empowerment und Antidiskriminierung und mag Pferde.

World Café zur Critical Diversity Policy
organisiert von Alejandra Nieves Camacho und Mathilde ter Heijne (beide UdK Berlin)

Wir möchten dazu einladen, in wechselnden Kleingruppen die sechs zentralen Handlungsfelder der Critical Diversity Policy und eines Code of Conduct der UdK Berlin zu diskutieren. Ziel ist es, durch persönliche Begegnungen und interdisziplinäre Diskussionen die Umsetzung der Critical Diversity Policy zu fördern. Wenn wir uns gemeinsam mit relevanten Zukunftsfragen auseinandersetzen, können neue Ideen entstehen und wir lernen voneinander.
Die Teilnehmer*innen können je nach persönlichem Interesse die Themenbereiche und Fragestellungen auswählen, die sie in Gruppen diskutieren möchten.

Soundscapes des institutionellen Lernens

Wo liegt der Zugang zur eigenen Stimme und wie wird sie hörbar? Wir identifizieren Körperstellen, die in Verbindung mit universitären oder schulischen Erfahrungen stehen und übersetzen diese in Sound und Textflächen. Dafür stehen Mikrofone, Beat und Effektgerät zur Verfügung. In unseren Improvisationen steht das freie Experimentieren jenseits von Richtig und Falsch im Vordergrund.

Jakob* vom Kollektiv Gather
dipl. Performer*in, Fokus auf Körper, Stimme, digitale Performance. Teil des Band-Kollektivs „Die Schlangenknaben“ – klassische Musik aus queerfeministischer Perspektive.
Gather ist ein partizipatives Projekt mit geteiltem intersektionalen Interesse an Kunst/Musik und kollektivem Hierarchie-armen Lernen.

Rassismuskritische Perspektiven auf musikbezogene Felder und Studiengänge der UdK Berlin
organisiert von: Isabelle Heiss, Johann Honnens und Christine Hoppe (alle UdK Berlin)

Basierend auf den drei Ausgangspunkten des Symposiums Kanonkritik – Zugänglichkeit – Methodologien werden in dieser Sektion musikbezogene Felder unter einer rassismuskritischen und intersektionalen Perspektive in den Blick genommen. Nach drei Impulsvorträgen von Maiko Kawabata, Daniele Daude und Johannes Ismaiel-Wendt mündet die Sektion in ein von Tsepo Bollwinkel geleitetes Diskussionsforum, in dem an verschiedenen Thementischen ein Austausch über ausschließende Strukturen und „Verlernprozesse“ in den musikbezogenen Studiengängen der UdK Berlin im Zentrum steht.

Johannes Salim Ismaiel-Wendt: Von Vorsingen und prekären Bretterbuden

In diesem Beitrag reflektiere ich meine Versuche „dissonanter Partizipation“ (Hark 2005) am institutionalisierten Hype of Decolonisation. Ich frage danach, warum ich das Gefühl habe, immer nur „provisorische[] Bretterbuden“ (Hark 2005: 370) zu bauen in den etablierten „Institutionen des Wissens“ (Kretschmann, Pahl, Scholz 2004). Hat das auch mit den Plätzen, den Universitäten, Museen etc. zu tun, auf und in denen ich oder wir bauen? Ist es vielleicht auch gut so, weiterhin nur provisorische Konstruktionen zu platzieren? Wer lässt mich eigentlich heute vorsingen, bevor ich Zugriff auf eine einigermaßen tragfähige materielle Infrastruktur bekomme? Auf welche Deals lasse ich mich ein, um für Phantasien von Herrschaftsfreiheit kleine Proberäume bauen zu können?

Johannes Salim Ismaiel-Wendt
ist Professor für Musiksoziologie und Popular Music Studies an der Universität Hildesheim, Deutschland. Er ist Autor von tracks‘n‘treks. Populäre Musik und Postkoloniale Analyse (2011), post_PRESETS. Kultur, Wissen und populäre MusikmachDinge (2016), Herausgeber von Postcolonial Repercussions (2022 mit Andi Schoon) u. a. Ismaiel-Wendt ist Gründungsmitglied des Kollektivs ARK [Arkestrated Rhythm Komplexities], einem Kollektiv für post-repräsentative Sound Lectures und Installationen zu global verschränkten Geschichten von Musik, Sampling-Kulturen und Drum Machines. ARK präsentierte und präsentiert seine Arbeit in diversen Ausstellungen und Live-Sessions.

Daniele G. Daude: The myth of opera analysis – for a situated opera

Als Teilgebiet der musikwissenschaftlichen Analyse wird die Opernanalyse im deutschsprachigen Raum noch weitgehend als Opernmusikanalyse verstanden und gelehrt. Der Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung und Interpretation der einzelnen Elemente und ihrer Beziehung zueinander. Mehr als in anderen europäischen Ländern basiert die deutsche Opernforschung auf der scharfen Unterscheidung zwischen „dem Musikalischen“ und „dem Nicht-Musikalischen“ (Hanslick, 1875). Das bedeutet zum einen, dass die Opernanalyse auf die Erfassung der logozentrischen Elemente (Notentexte, Libretti, Briefe, Nachlässe etc.) reduziert wird, was zum anderen die szenischen Elemente als Ausführung des Werkes erklärt (Dahlhaus, Danuser). Drittens führt dies dazu, dass Opernforscher*innen ihre ideologischen und kulturellen Einflüsse sowie ihre gesellschaftliche Positionierung nie als Elemente der Analyse anerkennen und ihre Arbeit als universell, objektiv und a-historisch darstellen. Mit den Studien der kritischen Musik- und Theaterwissenschaftler*innen in den letzten Jahrzehnten wurde diese Überzeugung mehrfach in Frage gestellt. Auch wurden Alternative für neue Techniken und Methoden der Opernanalyse erarbeitet. Mein Beitrag wirft die Frage nach dem Umgang mit ideologiebeladenem Material, den Kriterien der Opernanalyse und einem kritischen System mit pädagogischer Zielsetzung auf.

Daniele G. Daude
ist Musik-, Theaterwissenschaftler*in und Dramaturg*in. Bereits während des Musikstudiums gründete und leitete Daniele G. Daude Chöre und Streicherensembles. Nach dem Musikstudium am Conservatoire National (Region Aubervilliers) promovierte Daniele G. Daude 2011 in Theaterwissenschaften an der Freien Universität Berlin mit dem Schwerpunkt Aufführungsanalyse und 2013 in Musikwissenschaft an der Université Paris 8 mit dem Schwerpunkt Opernanalyse. Seit 2008 lehrt Daniele G. Daude an deutschen und französischen Universitäten. 2013-2015 ist Daniele G. Daude Gastprofessor*in für Darstellende Kunst am Campus Caribéen des Arts (Martinique). 2016–2022 ist Daniele G. Daude Maître*sse de Conferences für Ästhetik und Philosophie. Im selben Jahr gründet Daniele G. Daude das Ensemble The String Archestra, um Werke BIPoC Komponist*innen aufzuführen, die sowohl aus der kanonischen Musikgeschichtsschreibung als auch aus dem standardisierten Konzertrepertoire unsichtbar gemacht wurden. Im Jahr 2021 wird The String Archestra für seine langjährige Arbeit mit dem TONALi Award in der Kategorie „Umbruch“ ausgezeichnet. Daniele G. Daude ist seit 2016 als Dramaturg*in für Konzert, Oper und Theater tätig. danielegdaude.com  com-chor.de/ thestringarchestra.com

Maiko Kawabata: Die neue „Yellow Peril“ in westeuropäischen Symphonieorchestern

Der Begriff „Yellow Peril“ bezieht sich auf die historische rassistische Phobie vor der Invasion von Ausländern, insbesondere aus Ostasien und beschreibt auch ein aktuelles Problem in professionellen westeuropäischen Orchestern. Meine Interviews mit ethnisch chinesischen, japanischen, ko-
reanischen und taiwanesischen Musiker*innen offenbaren, dass Mobbing, Mikroaggressionen und Diskriminierung in einer Reihe von Situationen vorkommen, die von Konservatorien bis hin zu Vorspielen, Proben, Konzerten und Tourneen reichen. Die Gründe für das Fortbestehen der allgegenwärtigen Stereotypen des seelenlosen Automaten oder des ewigen Außen- seiters scheinen letztlich strukturell bedingt zu sein: Die tief verwurzelte eurozentrische Heuchelei, dass die „universelle“ Sprache der klassischen Musik ausschließlich Weißen gehört, spiegelt eine Ideologie der weißen Vorherrschaft wider. Während US-Wissenschaftlerinnen (Mari Yoshihara, Mina Yang, Grace Wang) den Rassismus gegen ostasiatische und asiatisch-amerikanische klassische Musiker*innen dokumentiert haben, hat der „Yellow-Perilism“ in Berlin, London oder Wien in der wissenschaftlichen Literatur weniger Beachtung gefunden. Die Anerkennung bestehender Ungleichheiten ist ein notwendiger erster Schritt, wenn der Sektor wirklich vielfältiger und inklusiver werden soll.

Maiko Kawabata
Dozentin für Musik am Royal College of Music und Lehrbeauftragte an der Open University, ist eine preisgekrönte Musikwissenschaftlerin und professionelle Geigerin. Sie ist die Autorin von Paganini, the „Demonic‘ Virtuoso“ und Mitherausgeberin des Bandes Exploring Virtuosities: Heinrich Wilhelm Ernst, Nineteenth-Century Musical Practices and Beyond. Zu ihren Forschungsinteressen gehören Aufführungsgeschichte, Performance Studies, Gender Studies, Musik und Race. Maikos Forschung über die japanische Komponistin Kikuko Kanai wurde von der BBC und dem AHRC gefördert. Sie spielte Violine in zahlreichen Orchestern und Kammermusikensembles in Großbritannien, den USA und Deutschland.

Tsepo Bollwinkel Keele
denkt, schreibt und spricht zu rassifizierten Identitäten und Weißsein und zu Politiken der Globalen Mehrheit – und ist gleichzeitig in der 35. Spielzeit 1. Solo Oboist an einem deutschen Stadttheater, weshalb ein machtkritischer Blick auf den Kulturbetrieb ein Arbeitsschwerpunkt ist.

Questions towards the Logics of Canonization in Art & Design Histories

Die Logik der Kanonisierung in der Kunst- und Designgeschichte für das, was in Lehre, Forschung und
Kuration als relevant angesehen wird, ist tief in der longue durée der jeweiligen Disziplinen verwurzelt (19. Jahrhundert für Kunstgeschichte und frühes 20. Jahrhundert für Designgeschichte). Die Teilnehmenden des Podiums sind in Theorie, Praxis und in Kombinationen von beidem tätig. Sie fordern eurozentrische Logiken aus verschiedenen Perspektiven heraus, um die Strukturen der Kanonisierungsprozesse zu diversifizieren, zu pluralisieren, zu de-hierarchisieren und zu dekolonisieren. Das Panel will Ansätze für einen kritischen und inklusiveren Umgang mit dem kanonischen Erbe der Kunst- und Designgeschichten sammeln, fokussieren und diskutieren.

Işıl Eğrikavuk: Wie zusammenarbeiten? Dialog, Mitgestaltung und Vernetzung aufbauen

In ihrem Vortrag wird Işıl Eğrikavuk über ihr laufendes Projekt an der UdK Berlin The Other Garden sprechen, das sie mit ihren Studierenden durchführt, sowie über ihre Doktorarbeit, bei der sie mit Ökologie- und Kunstkollektiven aus der Türkei zusammengearbeitet hat.

Işıl Eğrikavuk 
studierte westliche Literatur an der Boğaziçi-Universität, Istanbul und schloss einen MFA in Performance Art an der School of the Art Institute of Chicago (SAIC) ab, mit einem Stipendium der Koç-Stiftung. Im Jahr 2021 promovierte sie an der Istanbul Bilgi University mit der Arbeit „From A Political Protest To An Art Exhibition: Building Interconnectedness Through Dialogue-Based Art“. Eğrikavuk lebt in Berlin und arbeitet seit 2017 als Dozentin an der Universität der Künste Berlin.

Carolin Overhoff Ferreira: Wie kann Kunst in Theorie und Praxis dekolonialisiert werden?

Dekolonialität ist eine Herausforderung für die westliche Idee der Moderne, da erinnert werden muss,
dass Kolonialität, also koloniale Denkund Handlungsmuster hierfür grundlegend waren. Dies muss benannt und durch die Einbeziehung nicht-westlicher Epistemologien verändert werden. Kunst, ihre Geschichte, Theorie und Praxis müssen sich dieser Herausforderung stellen, da durch die
Hierarchisierung von Kunst und Artefakt eine Abwertung anderer Kulturen und ihrer Kunstproduktion vorgenommen wurde, die maßgeblicher Teil der Eroberung war. Die westliche Kunst, ihre Lehre und ihr Studium sind aufgefordert, Dekolonialität als Methode aufzunehmen. Dafür setzt sich der Beitrag ein, der diese Herausforderung aus brasilianischer Perspektive beschreibt.

Carolin Overhoff Ferreira
ist habilitierte Professorin (Associada) am Department für Kunstgeschichte der Bundes-Universität São Paulo. Sie war Assistenzprofessorin an der Katholischen Universität Portugals in Porto, Postdoktorandin an der Universität São Paulo, International Research Fellow an den Universitäten Oxford und Cambridge und Gastprofessorin an den Universitäten Coimbra und Bristol. Als Lehrbeauftragte war sie an der Freien Universität Berlin und an der Fachhochschule für Kunst und Design Hannover tätig. 2022 ist ihre Monographie Dekoloniale Kunstgeschichte: eine methodische Einführung beim Deutscher Kunstverlag erschienen.

Mahmoud Keshavarz: Auf der Suche in Polizeiarchiven: Zwei Case Studies, um die Geschichte des Making zu verlernen

Was passiert, wenn Polizeiarchive und nicht Sammlungen und Museen zum Kanon für die Geschichte von Handwerk und Design werden? Was sehen wir, wenn wir die Geschichte des Making und Gestaltens aus der Perspektive von rassifizierten, deportierten Makern und Designer*innen betrachten, deren kriminalisiertes Schaffen zum Grund für die Deportation und den Ausschluss aus den nationalen
Narrativen des Gestaltens wurde? Dieser Vortrag basiert auf zwei kurzen Case Studies aus den 1920er
und 2000er Jahren, die aus dem schwedischen Polizeiarchiv stammen, und skizziert einige Ideen zum Verlernen von nationalisierten Geschichten des Machens und Gestaltens.

Mahmoud Keshavarz
ist Associate Professor für Kulturanthropologie an der Universität Uppsala, Schweden. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit der Frage, wie Grenzen durch Materialien, Bilder, Designs und Technologien geformt werden, die durch den Kolonialismus entstanden und auch heute noch in unserem Alltag präsent sind. Er ist Autor von The Design Politics of Passport: Materiality, Immobility, and Dissent
(Bloomsbury 2019), Co-Autor von Seeing Like a Smuggler: Borders from Below (Pluto Press 2021), Gründungsmitglied von Decolonizing Design und war Mitherausgeber der Zeitschrift Design and Culture.



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Ableismus ist die Diskriminierung und das soziale Vorurteil gegenüber Menschen mit bestimmten körperlichen und geistigen Fähigkeiten und Bedürfnissen. In der Regel handelt es sich dabei um eine Abwertung der physischen und psychischen Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person, die auf einer vermeintlichen biologischen (körperlichen und/oder geistigen) Norm dessen beruht, was ein nichtbehinderter, neurotypischer Mensch sein sollte. Ableismus kann sich mit anderen Formen der Unterdrückung wie Rassismus und Sexismus überschneiden.

Adultismus ist die im Alltag und im Recht anzutreffende Diskriminierung, die auf ungleichen Machtverhältnissen zwischen Erwachsenen einerseits und Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen andererseits beruht.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das seit 2006 in Kraft ist, ist das einheitliche zentrale Regelwerk in Deutschland zur Umsetzung von vier europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien. Erstmals wurde in Deutschland ein Gesetz geschaffen, das den Schutz vor Diskriminierung aufgrund von Rassifizierung, ethnischer Herkunft, Geschlechtsidentität, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, des Alters oder der sexuellen Orientierung umfassend regelt.

Antisemitismus ist eine Weltanschauung, die auf Hass/Feindseligkeit gegenüber jüdischen Menschen als religiöser oder rassifizierter Gruppe, jüdischen Einrichtungen oder allem, was als jüdisch wahrgenommen wird, beruht oder diese diskriminiert. Antisemitismus kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Barrierefreiheit bezeichnet das Ausmaß, in dem ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Umgebung für möglichst viele Menschen zugänglich ist und von ihnen genutzt werden kann. Inklusive Barrierefreiheit bewertet daher die Bedürfnisse und Wünsche aller möglichen Menschen – einschließlich derjenigen, die neurodivergent sind oder unterschiedliche Fähigkeiten haben – und bezieht diese in Design und Funktion mit ein. Änderungen, die Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten die gleiche Chance und Teilnahme ermöglichen, werden oft als behindertengerechte Anpassungen bezeichnet.

Belästigung ist ein unerwünschtes und nicht einvernehmliches Verhalten, das die Würde einer anderen Person verletzt. Belästigung kann oft ein einschüchterndes, feindseliges, demütigendes oder kränkendes soziales Klima erzeugen und kann auf der sexuellen Orientierung, der Religion, der nationalen Herkunft, einer Behinderung, dem Alter, der Rassifizierung, dem Geschlecht usw. einer Person beruhen. Belästigungen können verschiedene Formen annehmen, darunter verbale, körperliche und/oder sexualisierte.

Das binäre Geschlecht ist die Einteilung der Geschlechter in zwei unterschiedliche und entgegengesetzte Kategorien: Mann/männlich und Frau/feminin. Dieses Glaubenssystem geht davon aus, dass das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht mit den traditionellen sozialen Konstruktionen von männlicher und weiblicher Identität, Ausdruck und Sexualität übereinstimmt. Eine Zuweisung außerhalb des binären Geschlechts wird in der Regel als Abweichung von der Norm betrachtet.

Das Konzept des biologischen Geschlechts bezieht sich auf den biologischen Status einer Person, welcher meist bei der Geburt zugewiesen wird – in der Regel aufgrund der äußeren Anatomie. Das biologische Geschlecht wird in der Regel als männlich, weiblich oder intersexuell kategorisiert.

Cis-Geschlechtlichkeit, oder einfach cis, bezieht sich auf Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Cis kommt von der lateinischen Vorsilbe, die „auf dieser Seite von“ bedeutet.

as Konzept nach Birgit Rommelspacher geht davon aus, dass es ein System von Hierarchien, Herrschaft und Macht gibt, indem die verschiedenen rassistischen, sexistischen, klassistischen und weiteren Herrschaftsformen sich ineinander verflechten. In dieser Verflechtung hat jeweils eine dominante Gruppe die Macht, welche gesellschaftlich immer wieder ausgehandelt wird. In einer bestehenden Gesellschaft erlangt die dominante Gruppe ihre Rolle dadurch, dass sie als zur Mehrheit der Bevölkerung gehörend wahrgenommen wird und in den gesellschaftlichen Institutionen eine bedeutende Präsenz hat.

Der gefängnisindustrielle Komplex (PIC) ist ein Begriff, der die komplexen und miteinander verknüpften Abhängigkeiten zwischen einer Regierung und den verschiedenen Unternehmen und Institutionen beschreibt, die von den Praktiken der Freiheitsentziehung profitieren (z. B. Gefängnisse, Haftanstalten, Abschiebeeinrichtungen und psychiatrische Kliniken). In Anlehnung an den Begriff „militärisch-industrieller Komplex” plädiert der PIC für eine umfassendere Analyse der Art und Weise, wie die Freiheitsberaubung in einer Gesellschaft eingesetzt wird, und nennt alle Interessengruppen, die finanzielle Gewinne über Strategien der Vermeidung der Inhaftierung von Menschen stellen.

Genderexpansiv ist ein Adjektiv, das eine Person mit einer flexibleren und fließenderen Geschlechtsidentität beschreiben kann, als mit der typischen binären Geschlechtszugehörigkeit assoziiert werden könnte.

Geschlecht wird oft als soziales Konstrukt von Normen, Verhaltensweisen und Rollen definiert, die sich von Gesellschaft zu Gesellschaft und im Laufe der Zeit verändern. Es wird oft als männlich, weiblich oder nicht-binär kategorisiert.

Die Geschlechtsangleichung ist ein Prozess, den eine Person durchlaufen kann, um sich selbst und/oder ihren Körper in Einklang mit ihrer Geschlechtsidentität zu bringen. Dieser Prozess ist weder ein einzelner Schritt noch hat er ein bestimmtes Ende. Vielmehr kann er eine, keine oder alle der folgenden Maßnahmen umfassen: Information der Familie und des sozialen Umfelds, Änderung des Namens und der Pronomen, Aktualisierung rechtlicher Dokumente, medizinische Maßnahmen wie Hormontherapie oder chirurgische Eingriffe, die oft als geschlechtsangleichende Operation bezeichnet werden.

Der Ausdruck des Geschlechts ist die Art und Weise, wie eine Person ihr Geschlecht nach außen hin verkörpert, was in der Regel durch Kleidung, Stimme, Verhalten und andere wahrgenommene Merkmale signalisiert wird. Die Gesellschaft stuft diese Merkmale und Leistungen als männlich oder weiblich ein, obwohl das, was als männlich oder weiblich gilt, im Laufe der Zeit und zwischen den Kulturen variiert.

Geschlechtsdysphorie ist eine psychische Belastung, die sich aus der Inkongruenz zwischen dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und der eigenen Geschlechtsidentität ergibt. Menschen aller Geschlechter können Dysphorie in unterschiedlicher Intensität oder auch überhaupt nicht erleben.

Die Geschlechtsidentität ist das innere Selbstverständnis einer Person in Bezug auf ihr Geschlecht. Im Gegensatz zum Geschlechtsausdruck ist die Geschlechtsidentität für andere nicht äußerlich sichtbar.

Heteronormativität ist das Konzept, dass Heterosexualität – romantische und/oder sexuelle Anziehung zwischen Menschen des „anderen“ Geschlechts –  die normative oder einzig akzeptierte sexuelle Orientierung in einer Gesellschaft ist. Heteronormativität geht vom binären Geschlechtsmodell aus und beinhaltet daher den Glauben an eine Übereinstimmung zwischen Sexualität, Geschlechtsidentität, Geschlechterrollen und biologischem Geschlecht. Als vorherrschende soziale Norm führt die Heteronormativität zu Diskriminierung und Unterdrückung derjenigen, die sich nicht als heterosexuell identifizieren.

Bei der Hormontherapie, auch geschlechtsangleichende Hormontherapie (GAHT) oder Hormonersatztherapie (HRT) genannt, werden Geschlechtshormone oder andere hormonelle Medikamente verabreicht. Diese Hormonveränderungen können körperliche Veränderungen auslösen, die als sekundäre Geschlechtsmerkmale bezeichnet werden und dazu beitragen können, den Körper besser auf die Geschlechtsidentität einer Person anzupassen.

Institutionelle Diskriminierung bezieht sich auf vorurteilsbehaftete organisatorische Maßnahmen und Praktiken innerhalb von Institutionen – wie Universitäten, Unternehmen usw. –, die dazu führen, dass eine marginalisierte Person oder Personengruppe ungleich behandelt wird und ungleiche Rechte hat.

Inter* oder Intergeschlechtlichkeit ist ein Oberbegriff, der Menschen beschreiben kann, die Unterschiede in der reproduktiven Anatomie, bei den Chromosomen oder den Hormonen aufweisen, die nicht den typischen Definitionen von männlich und weiblich entsprechen. Das Sternchen (*) unterstreicht die Vielfalt der intersexuellen Realitäten und Körperlichkeiten.

Intergenerationales Trauma bezieht sich auf das Trauma, das von einer traumaüberlebenden Person an deren Nachkommen weitergegeben wird. Aufgrund von gewalttätigen und lebensbedrohlichen Ereignissen wie Kriegen, ethnischen Säuberungen, politischen Konflikten, Umweltkatastrophen usw., die von früheren Generationen erlebt wurden, können die Nachkommen negative emotionale, körperliche und psychologische Auswirkungen erfahren. Da die ursprünglichen Ursachen von Traumata durch Formen der Diskriminierung wie Rassifizierung und Geschlecht bedingt sind, treten intergenerationale Traumata auch entlang intersektionaler Achsen der Unterdrückung auf. Schwarze Gemeinschaften haben zum Beispiel das intergenerationale Trauma der Versklavung ans Licht gebracht. Intergenerationales Trauma wird manchmal auch als historisches Trauma, multi- oder transgenerationales Trauma oder sekundäre Traumatisierung bezeichnet.

Intersektionalität benennt die Verflechtung von Unterdrückungssystemen und sozialen Kategorisierungen wie Rassifizierung, Geschlecht, Sexualität, Migrationsgeschichte und Klasse. Intersektionalität betont, dass die einzelnen Formen der Diskriminierung nicht unabhängig voneinander existieren und auch nicht unabhängig voneinander betrachtet und bekämpft werden können. Vielmehr sollten bei der Bekämpfung von Unterdrückung die kumulativen und miteinander verknüpften Achsen der verschiedenen Formen von Diskriminierung berücksichtigt werden.

Islamophobie ist eine Weltanschauung, die auf Hass/Feindseligkeit gegenüber muslimischen Menschen als religiöser oder rassifizierter Gruppe, muslimischen Einrichtungen oder allem, was als muslimisch wahrgenommen wird, beruht oder diese diskriminiert. Islamophobie kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Klassismus ist ein Begriff, der die Diskriminierung beschreibt, die auf der Überzeugung beruht, dass der soziale oder wirtschaftliche Status einer Person ihren Wert in der Gesellschaft bestimmt. Klassismus als eine Form der Diskriminierung und Stigmatisierung basiert auf tatsächlichen oder angenommenen finanziellen Mitteln, dem Bildungsstatus und der sozialen Integration. In der Hierarchie „unterlegene“ gesellschaftliche Klassen werden problematisiert und stereotypisiert und erhalten oft ungleichen Zugang und Rechte innerhalb der Gesellschaft.

Kolonialismus ist die Kontrolle und Dominanz einer herrschenden Macht über ein untergeordnetes Gebiet oder Volk. Bei der Unterwerfung eines anderen Volkes und Landes beinhaltet der Kolonialismus die gewaltsame Eroberung der Bevölkerung, die oft mit der Massenvertreibung von Menschen und der systematischen Ausbeutung von Ressourcen einhergeht. Abgesehen von den materiellen Folgen zwingt der Kolonialismus dem unterworfenen Volk auch die Sprache und die kulturellen Werte der herrschenden Macht auf, was kulturelle, psychologische und generationenübergreifende Traumata zur Folge hat.

Kulturalistisch argumentierter Rassismus richtet sich gegen Menschen aufgrund ihres mutmaßlichen kulturellen oder religiösen Hintergrunds. Diese Form der Diskriminierung kann unabhängig davon auftreten, ob sie tatsächlich eine Kultur oder Religion ausüben und wie religiös sie sind (z. B. antimuslimischer Rassismus und Antisemitismus).

Kulturelle Aneignung ist der Akt der Übernahme von Aspekten einer marginalisierten Kultur durch eine Person oder eine Institution, die dieser Kultur nicht angehört, ohne umfassendes Verständnis des Kontexts und oft ohne Respekt für die Bedeutung des Originals. Kulturelle Aneignung reproduziert Schaden, wenn sie negative kulturelle oder rassistische Stereotypen fördert. Kulturelle Aneignung kann oft die Machtdynamik innerhalb einer Gesellschaft offenbaren: So wird beispielsweise eine weiße Person, die die traditionelle Kleidung einer marginalisierten Kultur trägt, als modisch gelobt, während eine rassifizierte Person von der dominanten Gruppe isoliert und als fremd bezeichnet werden könnte.

Marginalisierung beschreibt jeglichen Prozess der Verdrängung von Minderheiten an den Rand der Gesellschaft. Marginalisierten Gruppen wird in der Regel unterstellt, dass sie nicht der normorientierten Mehrheit der Gesellschaft entsprechen und sind in ihren Möglichkeiten, sich frei zu verhalten, gleichen materiellen Zugang zu haben, öffentliche Sicherheit zu genießen usw., stark eingeschränkt.

Mikroaggression bezeichnet einzelne Kommentare oder Handlungen, die unbewusst oder bewusst Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Mitgliedern von Randgruppen zum Ausdruck bringen. Als kleine, häufige und kumulative Vorkommnisse können Mikroaggressionen aus Beleidigungen, Stereotypen, Abwertung und/oder Ausgrenzung bestehen. Mikroaggressionen wirken sich oft negativ auf die Person aus, die sie erleidet, und beeinträchtigen ihre psychische und physische Gesundheit und ihr Wohlbefinden.

Misogynie ist ein Begriff für sexistische Unterdrückung und Verachtung von Frauen, der dazu dient, Frauen in einem niedrigeren sozialen Status als Männer zu halten und so patriarchalische soziale Rollen aufrechtzuerhalten. Misogynie kann eine Haltung von Einzelpersonen und ein weit verbreitetes kulturelles System bezeichnen, das häufig alles abwertet, was als weiblich wahrgenommen wird. Frauenfeindlichkeit kann sich mit anderen Formen der Unterdrückung und des Hasses überschneiden, z. B. mit Homophobie, Trans*-Misogynie und Rassismus.

Neurodiversität ist ein Begriff, der die einzigartige Funktionsweise der Gehirnstrukturen eines jeden Menschen beschreibt. Die Grundannahme, welche Art von Gehirnfunktion in einer normorientierten Mehrheitsgesellschaft gesund und akzeptabel ist, wird als neurotypisch bezeichnet.

Nonbinär ist ein Begriff, der von Personen genutzt werden kann, die sich selbst oder ihr Geschlecht nicht in die binären Kategorien von Mann oder Frau einordnen. Es gibt eine Reihe von Begriffen für diese Erfahrungen, wobei nonbinary und genderqueer häufig verwendet werden.

Das Patriarchat ist ein soziales System, in dem cis-geschlechtliche Männer sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich eine privilegierte Stellung einnehmen. In der feministischen Theorie kann der Begriff verwendet werden, um das Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern zu beschreiben, das die männliche Dominanz begünstigt, sowie die Ideologie der männlichen Überlegenheit, die die Unterdrückung von Frauen und allen nicht-normativen Geschlechtern rechtfertigt und durchsetzt.

Pronomen oder persönliche Geschlechtspronomen (PGP) sind die Pronomen, die eine Person verwendet, um sich selbst zu bezeichnen, und die andere verwenden sollen, wenn sie sich auf sie beziehen. Die Liste der Pronomen entwickelt sich ständig weiter. Eine Person kann mehrere bevorzugte Pronomen haben oder auch gar keine. Die Absicht, die Pronomen einer Person zu erfragen und korrekt zu verwenden, besteht darin, die negativen gesellschaftlichen Auswirkungen für diejenigen zu verringern, deren persönliche Pronomen nicht mit der Geschlechtsidentität übereinstimmen, die von einer cis-normativen Gesellschaft angenommen wird. Die Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen und Begriffe sind ebenfalls inkludierende Schritte, die sich dem binären Geschlechtermodell und der Cis-Normativität widersetzen.

Rassismus ist der Prozess, durch den Systeme, politische Maßnahmen, Aktionen und Einstellungen ungleiche Chancen und Auswirkungen für Menschen aufgrund von Rassifizierung und rassistischen Zuschreibungen schaffen. Rassismus geht über individuelle oder institutionelle Vorurteile hinaus und tritt auf, wenn diese Diskriminierung mit der Macht einhergeht, die Rechte von Menschen und/oder Gruppen einzuschränken oder zu unterdrücken. Rassismus kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Sex-Gender-Differenz bezeichnet die Unterscheidung zwischen dem Konzept des „biologischen Geschlechts“ als biologischer Tatsache und dem Konzept des „sozialen Geschlechts“ als Produkt kultureller und sozialer Prozesse, wie z. B. sozial konstruierte Rollen, Verhaltensweisen, Ausdrucksformen und geschlechtsspezifische Identitäten.

Sexismus ist der Prozess, durch den Systeme, Politiken, Handlungen und Einstellungen ungleiche Chancen und Auswirkungen für Menschen auf der Grundlage ihres zugeschriebenen oder vermeintlichen Geschlechts schaffen und beschreibt die Ideologie, die diesen Phänomenen zugrunde liegt. Der Begriff wird meist verwendet, um die Machtverhältnisse zwischen dominanten und marginalisierten Geschlechtern in cisheteronormativen patriarchalen Gesellschaften zu benennen.

Sexuelle Orientierung ist der Begriff, der beschreibt, zu welchem Geschlecht sich eine Person emotional, körperlich, romantisch und/oder sexuell hingezogen fühlt.

Die soziale Herkunft beschreibt die soziokulturellen Werte und Normen, in die jemand hineingeboren wird, einschließlich Faktoren wie Umfeld, Klasse, Kaste, Bildungsbiografie und mehr. Die Werte, die mit der sozialen Herkunft einhergehen, sind konstruiert, haben aber oft materielle Auswirkungen, die bestimmte Gruppen und Menschen privilegieren oder benachteiligen. Wer beispielsweise in einem westlichen Land lebt, generationenübergreifenden Reichtum geerbt hat und über eine durchweg gute Ausbildung verfügt, hat als Erwachsener bessere Chancen auf einen gut bezahlten Arbeitsplatz. Die soziale Herkunft muss also berücksichtigt werden und nicht die inhärente Eignung für einen Job.

Eine soziale Norm ist ein gemeinsamer Glaube an den Standard für akzeptables Verhalten von Gruppen, der sowohl informell als auch in der Politik oder im Gesetz verankert ist. Soziale Normen unterscheiden sich im Laufe der Zeit und zwischen verschiedenen Kulturen und Gesellschaften.

Der sozioökonomische Status, der in der Regel als niedrig, mittel oder hoch eingeordnet wird, beschreibt Menschen auf der Grundlage ihrer Ausbildung, ihres Einkommens und der Art ihrer Tätigkeit. Die Werte und Normen, die den einzelnen sozioökonomischen Klassen zugeordnet werden, sind sozial konstruiert, haben aber materielle Auswirkungen.

Strukturelle Diskriminierung bezieht sich auf Verhaltensmuster, Strategien und Einstellungen, die auf der Makroebene der Gesellschaft zu finden sind. Diese Diskriminierung sozialer Gruppen beruht auf der Natur der Gesellschaftsstruktur als Ganzes. Strukturelle Diskriminierung unterscheidet sich von individuellen Formen der Diskriminierung (z. B. eine einzelne rassistische Bemerkung, die eine Mikroaggression darstellt), obwohl sie oft den kontextuellen Rahmen für das Verständnis der Gründe für diese individuellen Fälle liefert.

Tokenismus ist eine nur oberflächliche oder symbolische Geste, die Angehörige von Minderheiten einbindet, ohne die strukturelle Diskriminierung der Marginalisierung wesentlich zu verändern oder zu beseitigen. Der Tokenismus ist eine Strategie, die den Anschein von Inklusion erwecken und von Diskriminierungsvorwürfen ablenken soll, indem eine einzelne Person als Vertreter einer Minderheit eingesetzt wird.

Weiße Vorherrschaft bezeichnet die Überzeugungen und Praktiken, die Weiße als eine von Natur aus überlegene soziale Gruppe privilegieren, die auf dem Ausschluss und der Benachteiligung anderer rassifizierter und ethnischer Gruppen beruht. Sie kann sich auf die miteinander verknüpften sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systeme beziehen, die es Weißen ermöglichen, sowohl auf kollektiver als auch auf individueller Ebene strukturelle Vorteile gegenüber rassifizierten Gruppen zu genießen. Der Begriff kann sich auch auf die zugrundeliegende politische Ideologie beziehen, die vielfältige Formen der Vorherrschaft von Weißen und nicht-weißen Anhängern erzwingt und aufrechterhält, von der Rechtfertigung des europäischen Kolonialismus bis hin zu den heutigen Neofaschismen.

Weißsein ist ein gesellschaftlich und politisch konstruiertes Verhalten, das eine Ideologie, Kultur, Geschichte und Wirtschaft aufrechterhält, die zu einer ungleichen Verteilung von Macht und Privilegien zugunsten derjenigen führt, die gesellschaftlich als weiß gelten. Die materiellen Vorteile des Weißseins werden auf Kosten Schwarzer, indigener und Menschen of Color erzielt, denen systematisch der gleiche Zugang zu diesen materiellen Vorteilen verwehrt wird. Auf diesem Blog wird weiß oftmals kursiv geschrieben, um es als politische Kategorie zu kennzeichnen und die Privilegien des Weißseins zu betonen, die oft nicht als solche benannt, sondern als unsichtbare Norm vorausgesetzt werden.

Xenophobie bezeichnet die Feindseligkeit gegenüber Gruppen oder Personen, die aufgrund ihrer Kultur als „fremd“ wahrgenommen werden. Fremdenfeindliche Haltungen sind oft mit einer feindseligen Aufnahme von Einwanderern oder Flüchtlingen verbunden, die in Gesellschaften und Gemeinschaften ankommen, die nicht ihre Heimat sind. Fremdenfeindliche Diskriminierung kann zu Hindernissen beim gleichberechtigten Zugang zu sozioökonomischen Chancen sowie zu ethnischen, rassistischen oder religiösen Vorurteilen führen.

Abolition ist ein Begriff, der das offizielle Ende eines Systems, einer Praxis oder einer Institution bezeichnet. Der Begriff hat seine Wurzeln in den Bewegungen zur Abschaffung der Sklaverei im 19. Jahrhundert und wird heute oft verwendet, um die Praxis der Polizei und des Militärs und/oder die miteinander verbundenen Gefängnisse, Geflüchtetenlager, Haftanstalten usw. zu beenden. Weitere Informationen finden Sie in der Definition des gefängnisindustrielle Komplexes).

Accountability oder auch Rechenschaftspflicht ist die Verpflichtung und die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit bezieht sich die Rechenschaftspflicht auf die Art und Weise, in der Einzelpersonen und Gemeinschaften sich selbst an ihre Grundsätze und Ziele halten und die Gruppen anerkennen, denen gegenüber sie verantwortlich sind. Rechenschaftspflicht erfordert oft einen transparenten Prozess und ein kontinuierliches Selbst- und Kollektivbewusstsein.

Ageism, auch Altersdiskriminierung genannt, ist eine Diskriminierung oder ein Vorurteil aufgrund des Alters einer Person, z. B. wenn Fähigkeiten und Fertigkeiten aufgrund des höheren oder niedrigeren Alters einer Person in Frage gestellt und bewertet werden.

Agender ist ein Adjektiv, das von Personen genutzt werden kann, die sich mit keinem bestimmten Geschlecht identifizieren.

BIPoC steht für Black, Indigenous und People of Color. Dieser aus den USA stammende Begriff ist eine Selbstbezeichnung, die darauf abzielt, Menschen und Gruppen zu vereinen, die von Rassismus betroffen sind. Die Selbstbezeichnung rückt die spezifischen Erfahrungen Schwarzer, indigener und anders rassifizierter Gruppen in den Mittelpunkt, welche stark von systematischer rassistischer Ungleichbehandlung, deren Wurzeln in der Geschichte der Versklavung und des Kolonialismus liegen, betroffen sind.

Colorism ist ein Begriff, der die Vorurteile oder Diskriminierung beschreibt, welche rassifizierte Menschen mit hellerer Hautfarbe bevorzugt, während solche mit dunklerer Hautfarbe benachteiligt werden. Er wird vor allem verwendet, um die nuancierte Diskriminierung innerhalb einer rassifizierten oder ethnischen Gruppe zu beschreiben.

Die Critical Diversity Policy der UdK ist ein Dokument, welches die Vorstellung hervorheben und durchsetzen soll, dass Unterschiede in Werten, Einstellungen, kulturellen Perspektiven, Überzeugungen, ethnischen Hintergründen, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, Fähigkeiten, Wissen und Lebenserfahrungen jeder*jedes Einzelnen in jeder Gruppe von Menschen innerhalb der Universität berücksichtigt und überwunden werden sollten.

Deadnaming ist der Akt, für eine trans*, nicht-binäre oder genderexpansive Person mit ihren Geburtsnamen oder einen falschen Namen zu nutzen, wenn diese ihren Namen als Teil ihres Geschlechtsausdrucks geändert hat. Es ist niemals in Ordnung oder notwendig, den Deadname einer Person zu verwenden, wenn sie ihren Namen geändert hat, auch nicht bei der Beschreibung von Ereignissen in der Vergangenheit. Wenn Du eine Person mit ihrem Deadname anredest, übernimm Verantwortung, indem Du dich entschuldigst und verpflichtest, dies in Zukunft nicht mehr zu tun. Erkundige Dich nach dem aktuellen Namen der Person und bemüh Dich, ihn konsequent zu verwenden.

Dieser soziologische Begriff konzentriert sich auf die Art und Weise, wie Menschen Geschlecht wahrnehmen, (re-)produzieren und im täglichen Leben als relevant erachten. Im Gegensatz zur Annahme, dass Geschlecht eine angeborene Eigenschaft ist, unterstreicht das Konzept des “doing gender”, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, das die tägliche menschliche Interaktion prägt.

Misogynoir ist ein von der Schwarzen Feministin Moya Bailey 2010 geprägter Begriff, der die geschlechtsspezifische und rassistische Unterdrückung beschreibt, mit der Schwarze Cis- und Transgender-Frauen konfrontiert sind (letztere wird manchmal auch durch den Begriff Trans*-Misogynoir charakterisiert). Ausgehend von einer intersektionalen Sichtweise untersucht das Konzept, wie sich anti-Schwarzer Rassismus und Frauenfeindlichkeit zu einer besonderen Form der Unterdrückung und Diskriminierung verbinden.

Queer ist ein Oberbegriff für Menschen, die nicht heterosexuell oder cisgender sind. Er wird für ein breites Spektrum an nicht-normativen sexuellen und/oder geschlechtlichen Identitäten und Politiken verwendet.

Safer Spaces sollen Orte sein, an denen marginalisierte Gemeinschaften zusammenkommen und gemeinsame Erfahrungen austauschen können, frei von Voreingenommenheit, Konflikten oder Verletzungen, die von Mitgliedern einer dominanten Gruppe verursacht werden. In Anerkennung der Tatsache, dass es unter den gegenwärtigen Systemen unserer Gesellschaft keinen vollkommen sicheren Raum für marginalisierte Menschen gibt, verweist der Begriff „safer“ auf das Ziel einer vorübergehenden Entlastung sowie auf die Anerkennung der Tatsache, dass Verletzungen auch innerhalb marginalisierter Gemeinschaften reproduziert werden können. Beispiele für sichere Räume, die in Organisationen und Institutionen geschaffen wurden, sind Queer-only Räume und/oder Räume nur für Schwarze, Indigene und People of Color.

Social Justice ist eine Form des Aktivismus und eine politische Bewegung, die den Prozess der Umwandlung der Gesellschaft von einem ungerechten und ungleichen Zustand in einen gerechten und gleichberechtigten Zustand fördert. Social Justice beruht auf der Auffassung, dass jeder Mensch die gleichen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Rechte und Chancen verdient und das Grundrecht hat, sich psychisch und physisch sicher zu fühlen. Social Justice zielt daher darauf ab, geltende Gesetze und gesellschaftliche Normen zu ändern, die in der Vergangenheit und in der Gegenwart bestimmte Gruppen gegenüber anderen unterdrückt haben. Soziale Gerechtigkeit ist nicht nur die Abwesenheit von Diskriminierung, sondern auch das Vorhandensein bewusster Systeme und Unterstützungen, die Gleichheit entlang der Grenzen von Rassifizierung, Geschlecht, Klasse, Fähigkeiten, Religion usw. erreichen und erhalten.

Transgender, oder einfach trans*, ist ein Adjektiv, das sich auf Menschen bezieht, deren Geschlechtsidentität sich von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht unterscheidet. Trans kommt von der lateinischen Vorsilbe, die „hindurch“ oder „darüber hinaus“ bedeutet. Die Selbstbezeichnung gibt als Identitätsmerkmal nicht automatisch an, ob sich diese Person mit einem anderen Geschlecht, keinem Geschlecht oder mehreren Geschlechtern identifiziert. Es gibt also mehrere Trans*-Identitäten. Das Sternchen (*) unterstreicht die Pluralität und Fluidität von Trans-Identitäten.