Unlearning University: Kann in denselben Räumen gelernt und verlernt werden?

Über drei Tage versammelte das Symposium Unlearning University, fakultätsübergreifend organisiert von Lehrenden, Studierenden sowie Beauftragten für Diversität und Barrierefreiheit Stimmen für eine diskriminierungskritischere Kunsthochschule im Medienhaus der UdK Berlin. Themen sind Zugänge zum Studium an der Kunsthochschule, Prozesse der Kanonisierung und die damit verbundene Notwendigkeit der Kanonkritik. Es wird danach gestrebt, neue Wege des Lernens und Lehrens zu erkunden. Doch was bedeutet es für die Kritik der traditionellen Bildungsinstitution, wenn diese Kritik in den Räumen der Institution selbst geübt wird? Es stellt sich die Frage, wie voreingenommen Räume sein können. Wie beeinflussen Räume Emotionen, Verhalten und Lernprozesse. Kann in denselben Räumen gelernt und verlernt werden?

Kunsthochschulen sind exklusive Räume. Hiermit meine ich nicht die Art von Exklusivität, die Sophie Vögele in der Studie Art.School.Differences beschreibt – in der Studie geht es um die Frage, wer zum künstlerischen Studium zugelassen wird und wer nicht.1Vögele, Sophie / Saner, Philippe (Hg.): Art.School.Differences., Zürich 2022 Mir geht es um den physischen Raum: Um das Gebäude betreten zu können, muss an der Pforte geklingelt und es muss Einlass gewährt werden. Dies gilt sowohl für Student*innen als auch Besucher*innen. Die Kunstuniversität ist kein Raum, durch den sich frei bewegt werden kann, sondern einer, der überprüft wird und dessen Zugang nur selektiv gewährt wird. Hat man es einmal in das Gebäude geschafft, fällt der Blick auf die Inneneinrichtung. Geschmackvolle Designerstühle und industriell anmutende schwarze Tische in den Unterrichts- und Arbeitsräumen situieren diesen Ort, im Gegensatz zu einer sonstigen Bildungseinrichtung, klar als Kunsthochschule, die sich wiederum in einem westlichen Designkanon verortet. Dabei ist das Darstellen von Geschmack immer auch Ausdruck von kulturellem Kapital2DiMaggio, Paul: „Classification in Art.“, in: American Sociological Review, Bd. 52, Nr. 4, 1987, S.440–455.. Die richtigen Referenzen zu kennen wird vom Mobiliar geradezu vorausgesetzt – und damit auch eine spezifische Klassenzugehörigkeit.

Das Gebäude an sich demonstriert seine Rolle durch die schiere Größe, sein Alter und der damit verbundenen Geschichtsträchtigkeit. Es beansprucht eine gewisse Ehrfurcht und Seriosität für sich. Eine Forderung, die beim Durchschreiten der Räumlichkeiten mit dem Nachhallen jedes einzelnen Schritts deutlich spür- und hörbar wird.

Die Veranstalter*innen des Symposiums haben sich bemüht, die Universität durch eine Reihe von Raumtransformationen und -erweiterungen aus ihrem gewohnten Modus zu befreien. Der Alltag an der Bildungsinstitution ist geprägt von ritualisierten Abläufen an immer denselben Orten, die über die Zeit hinweg durch Wiederholung zu einem festen Bestandteil der studentischen Erfahrung werden. Ich frage mich, inwiefern es möglich ist, diese bestehenden Erfahrungen beiseite zu lassen und so Platz für etwas Neues zu schaffen. Obwohl der Veranstaltungsort vermutlich nicht mit der bewussten Entscheidung gewählt wurde, dass dies genau der richtig Raum für diese Konferenz sei, sondern viel mehr aus praktischen Gründen, beeinflusst er doch, welche Art von Aktionen überhaupt möglich sind. Oder wie es der Philosoph und Soziologe Henri Lefebvre darstellt: „Activity in space is restricted by that space; space ‚decides‘ what actually may occur, but even this ‚decision‘ has limits placed upon it.“3Lefebvre, Henri: The Production of Space, Oxford 1991 [zuerst Paris 1974], S.143 Räume sind demzufolge nicht nur Kulissen, sondern Akteure für das soziale Leben, die Wege eröffnen oder blockieren.

In der Aula des Medienhauses, dem Hauptveranstaltungsort des Symposiums, auf den ich mich für meine Argumentation beziehe, finden normalerweise Vorlesungen oder auch der Semesterauftakt statt. Unzählige Male habe ich hier schon gesessen. Diesmal soll jedoch vieles anders werden: Die Sprechenden unterscheiden sich von denen, die ich hier zuvor gehört habe, und auch der Raum sieht anders aus. Die Reihen der üblichen grauen Hartschalen-Stühle sind durchsetzt von bunten Sofas und Sitzsäcken, auf denen jeweils eine Handvoll Personen Platz finden. Im hinteren Teil des Raums wurde ein Tisch mit einer Decke versehen und zum Buffet umfunktioniert, an dem warme Getränke und Kleinigkeiten zu Essen angeboten werden. Gegenüber wurde eine Leseecke installiert. Auf einem aus hellem Holz gefertigten Podest wird Literatur bereitgestellt, die zum Thema der Veranstaltung passt. Die Aula ist auf Frontalpräsentationen ausgelegt; es geht hier um den Fokus von vielen auf eine kleine Gruppe, was sich auch in Beleuchtung und Akustik spiegelt, nicht darum, sich gegenseitig zuzuhören. Dies wird jedes Mal aufs Neue klar, sobald eine Person aus dem Publikum versucht, an dem Gespräch vorne teilzunehmen. Die Rauminterventionen erweitern zwar den Horizont an Möglichkeiten zum gegenseitigen Austausch, doch die grundlegende Ausprägung der Räumlichkeiten kann nicht überwunden werden. Hinzu kommt der symbolische Raum, dessen Bedeutung, selbst wenn die physische Struktur verändert wird, andauert. Was ich unter dem symbolischen Raum verstehe, möchte ich anhand der Positionen von zwei Denker*innen im Folgenden konkretisieren.

In der Phänomenologie beschreibt Edmund Husserl, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und wie diese Wahrnehmung unser Verständnis von Realität formt, anhand eines Tisches, dessen Betrachtung nicht einfach nur ein passiver Prozess sei, bei dem wir lediglich die äußeren Eigenschaften des Tisches registrieren. Husserl beschreibt seine haptische Wahrnehmung beim Berühren des Tisches: „Die Hand liegt auf dem Tisch. Ich erfahre den Tisch als ein Festes, Kaltes, Glattes.“4Husserl, Edmund: Ideen zu einer reinen Phänomenologie und Phänomenologischen Philoso-phie. Zweites Buch: Phänomenologische Untersuchungen zur Konstitution (ca. 1913) in: Husserliana Bd. IV, hg. … Mehr anzeigen, womit er die Verbindung zwischen Körpern und Objekten verdeutlicht. Die Sinneswahrnehmung der Hautoberfläche zeigt, dass das Empfinden nicht im Objekt oder im Körper liegt, sondern erst als Effekt der Begegnung Form annimmt. Husserl beschreibt das Aufeinandertreffen als eine unumgängliche Verbindung zwischen dem Körper und seiner Umgebung. Oder anders ausgedrückt: Die Räume, in denen wir uns aufhalten, werden auch ein Teil von uns; wir formen und werden geformt.

Zusätzlich möchte ich Überlegungen von Sara Ahmed, einer bekannten Theoretikerin der queeren und intersektionalen Studien, hinzuziehen, in denen sie unter anderem den Prozess der Konditionierung untersucht: „[…] what we ‚do do‘ shapes what we ‚can do‘.“5Ahmed, Sara: Queer Phenomenology: Orientations, Objects, Others, New York 2006, S. 59 Ähnlich einem Muskel, der immer wieder dasselbe tut und mit den gleichen Aufgaben und Anstrengungen konfrontiert ist, diese im Laufe der Zeit leichter fallen werden. Anforderungen hingegen, die nicht trainiert werden, werden verlernt oder sind nur schwer zu meistern. Ein weiteres Beispiel könnte eine rechtshändige Person sein, die versucht mit ihrer linken Hand zu schreiben. Was wir tun begünstigt, was wir in Zukunft tun werden. Oder: Was wir denken begünstigt, was wir in Zukunft denken werden.

Ergänzen wir die Ausführungen von Ahmed und Husserl, so können wir schlussfolgern, wie groß der Einfluss und wie bestimmend die Wechselwirkung zwischen unseren Körpern und ihrer Umwelt ist. In einem ersten Schritt geht der Körper eine Symbiose mit dem Raum ein, in dem er sich befindet, entsprechend der Schilderung von Husserl – ein unbewusster Prozess. Dieser entscheidet nun mit, wie wir uns durch den Raum bewegen, wie wir ihn wahrnehmen, aber auch was wir empfinden. In einem zweiten Schritt führt die Repetition, so drückt es Ahmed aus, zu einer Art Gewöhnung, die sich in unserem Körper speichert und zukünftige Erfahrungen prägt.

Von diesem Punkt an entsteht eine Spirale. Vergangene und zukünftige Erfahrung werden in einen Prozess der Angleichung versetzt. Was wir im Kontext eines Raums erlebt haben, werden wir in diesem wieder erleben. Konkludiert werden kann demgemäß, dass bestimmte Räume auch immer nur bestimmte Aktionen und Emotionen zulassen. Infolgedessen sind Räume nicht neutral; sie spiegeln Machtverhältnisse wider. Insbesondere in etablierten Bildungseinrichtungen wie Universitäten kommen solche Strukturen im physischen Raum zum Ausdruck und die Räumlichkeiten werden zu Trägern symbolischer Eigenschaften.

In Anbetracht der Theorien wird mir deutlich, weshalb es für mich, der mit den Räumlichkeiten der Veranstaltung so vertraut ist, so schwerfiel, die Trennung zwischen dem physischen und symbolischen Raum vorzunehmen. Die Räumlichkeiten sind fundamental mit der Darstellung sowie der Reproduktion von Normen, Hierarchien und Machtstrukturen verbunden – mit all dem, was während des Symposiums in Frage gestellt wurde. Mir wird klar, warum die durch das veränderte und ergänzte Mobiliar suggerierte lockere Atmosphäre fehlplatziert auf mich gewirkt hat. Es war wie ein Zwiegespräch zwischen dem Bestehenden, aufgeladen durch jahrelange Erfahrungen, und dem Hinzugefügtem, bei dem keine der Parteien die Andere zu übertrumpfen vermochten.

Dass eine Aneignung von Räumen in einem gewissen Maße möglich ist, möchte ich in keinem Fall abstreiten. Beispielhaft hierfür sind im Medienhaus der UdK Berlin die All-Gender-Toiletten bzw. die Beschilderung dieser. Sie sind mit selbst gestalteten, nicht stereotypen Piktogrammen ausgezeichnet.6Durch das Gebäudemanagement wurden inzwischen professionell gestaltete Piktogramme angebracht. Das Leitsystem weist aber immer noch ausschließlich binäre WCs aus; es bleibt eine ewige Transition. Trotz aller Bemühungen um Raumtransformationen hängt neben dem Eingang ein Schild, das die Sanitärräume in das binäre Geschlechtersystem aufteilt. Von einer vollständigen Umstrukturierung oder Eroberung des Universitätsraums kann folglich kaum die Rede sein. Dies bedeutet nicht, dass solche subversiven Eingriffe das alltägliche Leben an der Hochschule nicht bereichern können oder dazu beitragen, das vorherrschende Machtgefälle zu destabilisieren. Jedoch kann es im Licht meiner Betrachtung nicht als Überwindung des gegebenen Raums betrachtet werden; vielmehr als ein Verhandeln mit diesem.

Womöglich wäre ein dritter Ort, sprich: ein Ort ohne Verbindung zur Bildungsstätte, zu Arbeit oder Familie passender als Veranstaltungsort des Symposiums gewesen. Ein Raum, der unbefangen ist von hartnäckigen vorherigen Eindrücken und sich auf diese Weise durch den Austausch gestalten lässt. Ein Raum der Gestaltungsfreiheit bietet.

Die Teilnahme am Symposium Unlearning University hat mir ermöglicht, die komplexe Beziehung zwischen Raum und Machtstrukturen zu untersuchen. Dabei musste ich feststellen, dass keine der Rauminterventionen, die im Zuge der Tagung installiert wurden, die vorhandenen Räume grundlegend transformieren und somit keine neue, unbeschwerte Lernumgebung schaffen konnte. Ich möchte mich an dieser Stelle auf die Philosophin und Professorin an der Akademie der bildenden Künste Wien, Ruth Sonderegger, beziehen, die ihre Präsentation mit einem Zitat von Sharon Stein beendete, welche den Prozess des Wandels hin zu einer ethischeren Institution als „hospicing“7Stein, Sharon et al.: „Gesturing Towards Decolonial Futures: Reflections on Our Learnings Thus Far.“ Nordic Journal of Comparative and International Education (NJCIE), Bd. 4, Nr. 1, S. … Mehr anzeigen, also als eine Art Sterbehilfe, beschreibt. Ein möglichst sanftes Ende, das Platz für Neues schafft. Mir ist klar geworden, dass dies gleichermaßen für die physischen Räume der Institution gilt. Nicht ohne Grund sagen wir, dass wir aus Verhaltensmustern ausbrechen müssen, wenn wir sie ändern wollen. Veränderung (bzw. Fortbestehen) hat, wie beschrieben, eine räumliche Komponente. Wenn wir hin zu etwas Neuem wollen, dann müssen wir auch in neue Umgebungen eintauchen. Es ist erforderlich die Räume zu ändern, in denen wir lernen, und das grundlegend.

Referenzen

Referenzen
1 Vögele, Sophie / Saner, Philippe (Hg.): Art.School.Differences., Zürich 2022
2 DiMaggio, Paul: „Classification in Art.“, in: American Sociological Review, Bd. 52, Nr. 4, 1987, S.440–455.
3 Lefebvre, Henri: The Production of Space, Oxford 1991 [zuerst Paris 1974], S.143
4 Husserl, Edmund: Ideen zu einer reinen Phänomenologie und Phänomenologischen Philoso-
phie. Zweites Buch: Phänomenologische Untersuchungen zur Konstitution (ca. 1913) in: Husserliana Bd. IV, hg. von Marly Biemel, Den Haag 1952, S. 146f.
5 Ahmed, Sara: Queer Phenomenology: Orientations, Objects, Others, New York 2006, S. 59
6 Durch das Gebäudemanagement wurden inzwischen professionell gestaltete Piktogramme angebracht. Das Leitsystem weist aber immer noch ausschließlich binäre WCs aus; es bleibt eine ewige Transition.
7 Stein, Sharon et al.: „Gesturing Towards Decolonial Futures: Reflections on Our Learnings Thus Far.“ Nordic Journal of Comparative and International Education (NJCIE), Bd. 4, Nr. 1, S. 43–65.


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Ableismus ist die Diskriminierung und das soziale Vorurteil gegenüber Menschen mit bestimmten körperlichen und geistigen Fähigkeiten und Bedürfnissen. In der Regel handelt es sich dabei um eine Abwertung der physischen und psychischen Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person, die auf einer vermeintlichen biologischen (körperlichen und/oder geistigen) Norm dessen beruht, was ein nichtbehinderter, neurotypischer Mensch sein sollte. Ableismus kann sich mit anderen Formen der Unterdrückung wie Rassismus und Sexismus überschneiden.

Adultismus ist die im Alltag und im Recht anzutreffende Diskriminierung, die auf ungleichen Machtverhältnissen zwischen Erwachsenen einerseits und Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen andererseits beruht.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das seit 2006 in Kraft ist, ist das einheitliche zentrale Regelwerk in Deutschland zur Umsetzung von vier europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien. Erstmals wurde in Deutschland ein Gesetz geschaffen, das den Schutz vor Diskriminierung aufgrund von Rassifizierung, ethnischer Herkunft, Geschlechtsidentität, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, des Alters oder der sexuellen Orientierung umfassend regelt.

Antisemitismus ist eine Weltanschauung, die auf Hass/Feindseligkeit gegenüber jüdischen Menschen als religiöser oder rassifizierter Gruppe, jüdischen Einrichtungen oder allem, was als jüdisch wahrgenommen wird, beruht oder diese diskriminiert. Antisemitismus kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Barrierefreiheit bezeichnet das Ausmaß, in dem ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Umgebung für möglichst viele Menschen zugänglich ist und von ihnen genutzt werden kann. Inklusive Barrierefreiheit bewertet daher die Bedürfnisse und Wünsche aller möglichen Menschen – einschließlich derjenigen, die neurodivergent sind oder unterschiedliche Fähigkeiten haben – und bezieht diese in Design und Funktion mit ein. Änderungen, die Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten die gleiche Chance und Teilnahme ermöglichen, werden oft als behindertengerechte Anpassungen bezeichnet.

Belästigung ist ein unerwünschtes und nicht einvernehmliches Verhalten, das die Würde einer anderen Person verletzt. Belästigung kann oft ein einschüchterndes, feindseliges, demütigendes oder kränkendes soziales Klima erzeugen und kann auf der sexuellen Orientierung, der Religion, der nationalen Herkunft, einer Behinderung, dem Alter, der Rassifizierung, dem Geschlecht usw. einer Person beruhen. Belästigungen können verschiedene Formen annehmen, darunter verbale, körperliche und/oder sexualisierte.

Das binäre Geschlecht ist die Einteilung der Geschlechter in zwei unterschiedliche und entgegengesetzte Kategorien: Mann/männlich und Frau/feminin. Dieses Glaubenssystem geht davon aus, dass das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht mit den traditionellen sozialen Konstruktionen von männlicher und weiblicher Identität, Ausdruck und Sexualität übereinstimmt. Eine Zuweisung außerhalb des binären Geschlechts wird in der Regel als Abweichung von der Norm betrachtet.

Das Konzept des biologischen Geschlechts bezieht sich auf den biologischen Status einer Person, welcher meist bei der Geburt zugewiesen wird – in der Regel aufgrund der äußeren Anatomie. Das biologische Geschlecht wird in der Regel als männlich, weiblich oder intersexuell kategorisiert.

Cis-Geschlechtlichkeit, oder einfach cis, bezieht sich auf Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Cis kommt von der lateinischen Vorsilbe, die „auf dieser Seite von“ bedeutet.

as Konzept nach Birgit Rommelspacher geht davon aus, dass es ein System von Hierarchien, Herrschaft und Macht gibt, indem die verschiedenen rassistischen, sexistischen, klassistischen und weiteren Herrschaftsformen sich ineinander verflechten. In dieser Verflechtung hat jeweils eine dominante Gruppe die Macht, welche gesellschaftlich immer wieder ausgehandelt wird. In einer bestehenden Gesellschaft erlangt die dominante Gruppe ihre Rolle dadurch, dass sie als zur Mehrheit der Bevölkerung gehörend wahrgenommen wird und in den gesellschaftlichen Institutionen eine bedeutende Präsenz hat.

Der gefängnisindustrielle Komplex (PIC) ist ein Begriff, der die komplexen und miteinander verknüpften Abhängigkeiten zwischen einer Regierung und den verschiedenen Unternehmen und Institutionen beschreibt, die von den Praktiken der Freiheitsentziehung profitieren (z. B. Gefängnisse, Haftanstalten, Abschiebeeinrichtungen und psychiatrische Kliniken). In Anlehnung an den Begriff „militärisch-industrieller Komplex” plädiert der PIC für eine umfassendere Analyse der Art und Weise, wie die Freiheitsberaubung in einer Gesellschaft eingesetzt wird, und nennt alle Interessengruppen, die finanzielle Gewinne über Strategien der Vermeidung der Inhaftierung von Menschen stellen.

Genderexpansiv ist ein Adjektiv, das eine Person mit einer flexibleren und fließenderen Geschlechtsidentität beschreiben kann, als mit der typischen binären Geschlechtszugehörigkeit assoziiert werden könnte.

Geschlecht wird oft als soziales Konstrukt von Normen, Verhaltensweisen und Rollen definiert, die sich von Gesellschaft zu Gesellschaft und im Laufe der Zeit verändern. Es wird oft als männlich, weiblich oder nicht-binär kategorisiert.

Die Geschlechtsangleichung ist ein Prozess, den eine Person durchlaufen kann, um sich selbst und/oder ihren Körper in Einklang mit ihrer Geschlechtsidentität zu bringen. Dieser Prozess ist weder ein einzelner Schritt noch hat er ein bestimmtes Ende. Vielmehr kann er eine, keine oder alle der folgenden Maßnahmen umfassen: Information der Familie und des sozialen Umfelds, Änderung des Namens und der Pronomen, Aktualisierung rechtlicher Dokumente, medizinische Maßnahmen wie Hormontherapie oder chirurgische Eingriffe, die oft als geschlechtsangleichende Operation bezeichnet werden.

Der Ausdruck des Geschlechts ist die Art und Weise, wie eine Person ihr Geschlecht nach außen hin verkörpert, was in der Regel durch Kleidung, Stimme, Verhalten und andere wahrgenommene Merkmale signalisiert wird. Die Gesellschaft stuft diese Merkmale und Leistungen als männlich oder weiblich ein, obwohl das, was als männlich oder weiblich gilt, im Laufe der Zeit und zwischen den Kulturen variiert.

Geschlechtsdysphorie ist eine psychische Belastung, die sich aus der Inkongruenz zwischen dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und der eigenen Geschlechtsidentität ergibt. Menschen aller Geschlechter können Dysphorie in unterschiedlicher Intensität oder auch überhaupt nicht erleben.

Die Geschlechtsidentität ist das innere Selbstverständnis einer Person in Bezug auf ihr Geschlecht. Im Gegensatz zum Geschlechtsausdruck ist die Geschlechtsidentität für andere nicht äußerlich sichtbar.

Heteronormativität ist das Konzept, dass Heterosexualität – romantische und/oder sexuelle Anziehung zwischen Menschen des „anderen“ Geschlechts –  die normative oder einzig akzeptierte sexuelle Orientierung in einer Gesellschaft ist. Heteronormativität geht vom binären Geschlechtsmodell aus und beinhaltet daher den Glauben an eine Übereinstimmung zwischen Sexualität, Geschlechtsidentität, Geschlechterrollen und biologischem Geschlecht. Als vorherrschende soziale Norm führt die Heteronormativität zu Diskriminierung und Unterdrückung derjenigen, die sich nicht als heterosexuell identifizieren.

Bei der Hormontherapie, auch geschlechtsangleichende Hormontherapie (GAHT) oder Hormonersatztherapie (HRT) genannt, werden Geschlechtshormone oder andere hormonelle Medikamente verabreicht. Diese Hormonveränderungen können körperliche Veränderungen auslösen, die als sekundäre Geschlechtsmerkmale bezeichnet werden und dazu beitragen können, den Körper besser auf die Geschlechtsidentität einer Person anzupassen.

Institutionelle Diskriminierung bezieht sich auf vorurteilsbehaftete organisatorische Maßnahmen und Praktiken innerhalb von Institutionen – wie Universitäten, Unternehmen usw. –, die dazu führen, dass eine marginalisierte Person oder Personengruppe ungleich behandelt wird und ungleiche Rechte hat.

Inter* oder Intergeschlechtlichkeit ist ein Oberbegriff, der Menschen beschreiben kann, die Unterschiede in der reproduktiven Anatomie, bei den Chromosomen oder den Hormonen aufweisen, die nicht den typischen Definitionen von männlich und weiblich entsprechen. Das Sternchen (*) unterstreicht die Vielfalt der intersexuellen Realitäten und Körperlichkeiten.

Intergenerationales Trauma bezieht sich auf das Trauma, das von einer traumaüberlebenden Person an deren Nachkommen weitergegeben wird. Aufgrund von gewalttätigen und lebensbedrohlichen Ereignissen wie Kriegen, ethnischen Säuberungen, politischen Konflikten, Umweltkatastrophen usw., die von früheren Generationen erlebt wurden, können die Nachkommen negative emotionale, körperliche und psychologische Auswirkungen erfahren. Da die ursprünglichen Ursachen von Traumata durch Formen der Diskriminierung wie Rassifizierung und Geschlecht bedingt sind, treten intergenerationale Traumata auch entlang intersektionaler Achsen der Unterdrückung auf. Schwarze Gemeinschaften haben zum Beispiel das intergenerationale Trauma der Versklavung ans Licht gebracht. Intergenerationales Trauma wird manchmal auch als historisches Trauma, multi- oder transgenerationales Trauma oder sekundäre Traumatisierung bezeichnet.

Intersektionalität benennt die Verflechtung von Unterdrückungssystemen und sozialen Kategorisierungen wie Rassifizierung, Geschlecht, Sexualität, Migrationsgeschichte und Klasse. Intersektionalität betont, dass die einzelnen Formen der Diskriminierung nicht unabhängig voneinander existieren und auch nicht unabhängig voneinander betrachtet und bekämpft werden können. Vielmehr sollten bei der Bekämpfung von Unterdrückung die kumulativen und miteinander verknüpften Achsen der verschiedenen Formen von Diskriminierung berücksichtigt werden.

Islamophobie ist eine Weltanschauung, die auf Hass/Feindseligkeit gegenüber muslimischen Menschen als religiöser oder rassifizierter Gruppe, muslimischen Einrichtungen oder allem, was als muslimisch wahrgenommen wird, beruht oder diese diskriminiert. Islamophobie kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Klassismus ist ein Begriff, der die Diskriminierung beschreibt, die auf der Überzeugung beruht, dass der soziale oder wirtschaftliche Status einer Person ihren Wert in der Gesellschaft bestimmt. Klassismus als eine Form der Diskriminierung und Stigmatisierung basiert auf tatsächlichen oder angenommenen finanziellen Mitteln, dem Bildungsstatus und der sozialen Integration. In der Hierarchie „unterlegene“ gesellschaftliche Klassen werden problematisiert und stereotypisiert und erhalten oft ungleichen Zugang und Rechte innerhalb der Gesellschaft.

Kolonialismus ist die Kontrolle und Dominanz einer herrschenden Macht über ein untergeordnetes Gebiet oder Volk. Bei der Unterwerfung eines anderen Volkes und Landes beinhaltet der Kolonialismus die gewaltsame Eroberung der Bevölkerung, die oft mit der Massenvertreibung von Menschen und der systematischen Ausbeutung von Ressourcen einhergeht. Abgesehen von den materiellen Folgen zwingt der Kolonialismus dem unterworfenen Volk auch die Sprache und die kulturellen Werte der herrschenden Macht auf, was kulturelle, psychologische und generationenübergreifende Traumata zur Folge hat.

Kulturalistisch argumentierter Rassismus richtet sich gegen Menschen aufgrund ihres mutmaßlichen kulturellen oder religiösen Hintergrunds. Diese Form der Diskriminierung kann unabhängig davon auftreten, ob sie tatsächlich eine Kultur oder Religion ausüben und wie religiös sie sind (z. B. antimuslimischer Rassismus und Antisemitismus).

Kulturelle Aneignung ist der Akt der Übernahme von Aspekten einer marginalisierten Kultur durch eine Person oder eine Institution, die dieser Kultur nicht angehört, ohne umfassendes Verständnis des Kontexts und oft ohne Respekt für die Bedeutung des Originals. Kulturelle Aneignung reproduziert Schaden, wenn sie negative kulturelle oder rassistische Stereotypen fördert. Kulturelle Aneignung kann oft die Machtdynamik innerhalb einer Gesellschaft offenbaren: So wird beispielsweise eine weiße Person, die die traditionelle Kleidung einer marginalisierten Kultur trägt, als modisch gelobt, während eine rassifizierte Person von der dominanten Gruppe isoliert und als fremd bezeichnet werden könnte.

Marginalisierung beschreibt jeglichen Prozess der Verdrängung von Minderheiten an den Rand der Gesellschaft. Marginalisierten Gruppen wird in der Regel unterstellt, dass sie nicht der normorientierten Mehrheit der Gesellschaft entsprechen und sind in ihren Möglichkeiten, sich frei zu verhalten, gleichen materiellen Zugang zu haben, öffentliche Sicherheit zu genießen usw., stark eingeschränkt.

Mikroaggression bezeichnet einzelne Kommentare oder Handlungen, die unbewusst oder bewusst Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Mitgliedern von Randgruppen zum Ausdruck bringen. Als kleine, häufige und kumulative Vorkommnisse können Mikroaggressionen aus Beleidigungen, Stereotypen, Abwertung und/oder Ausgrenzung bestehen. Mikroaggressionen wirken sich oft negativ auf die Person aus, die sie erleidet, und beeinträchtigen ihre psychische und physische Gesundheit und ihr Wohlbefinden.

Misogynie ist ein Begriff für sexistische Unterdrückung und Verachtung von Frauen, der dazu dient, Frauen in einem niedrigeren sozialen Status als Männer zu halten und so patriarchalische soziale Rollen aufrechtzuerhalten. Misogynie kann eine Haltung von Einzelpersonen und ein weit verbreitetes kulturelles System bezeichnen, das häufig alles abwertet, was als weiblich wahrgenommen wird. Frauenfeindlichkeit kann sich mit anderen Formen der Unterdrückung und des Hasses überschneiden, z. B. mit Homophobie, Trans*-Misogynie und Rassismus.

Neurodiversität ist ein Begriff, der die einzigartige Funktionsweise der Gehirnstrukturen eines jeden Menschen beschreibt. Die Grundannahme, welche Art von Gehirnfunktion in einer normorientierten Mehrheitsgesellschaft gesund und akzeptabel ist, wird als neurotypisch bezeichnet.

Nonbinär ist ein Begriff, der von Personen genutzt werden kann, die sich selbst oder ihr Geschlecht nicht in die binären Kategorien von Mann oder Frau einordnen. Es gibt eine Reihe von Begriffen für diese Erfahrungen, wobei nonbinary und genderqueer häufig verwendet werden.

Das Patriarchat ist ein soziales System, in dem cis-geschlechtliche Männer sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich eine privilegierte Stellung einnehmen. In der feministischen Theorie kann der Begriff verwendet werden, um das Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern zu beschreiben, das die männliche Dominanz begünstigt, sowie die Ideologie der männlichen Überlegenheit, die die Unterdrückung von Frauen und allen nicht-normativen Geschlechtern rechtfertigt und durchsetzt.

Pronomen oder persönliche Geschlechtspronomen (PGP) sind die Pronomen, die eine Person verwendet, um sich selbst zu bezeichnen, und die andere verwenden sollen, wenn sie sich auf sie beziehen. Die Liste der Pronomen entwickelt sich ständig weiter. Eine Person kann mehrere bevorzugte Pronomen haben oder auch gar keine. Die Absicht, die Pronomen einer Person zu erfragen und korrekt zu verwenden, besteht darin, die negativen gesellschaftlichen Auswirkungen für diejenigen zu verringern, deren persönliche Pronomen nicht mit der Geschlechtsidentität übereinstimmen, die von einer cis-normativen Gesellschaft angenommen wird. Die Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen und Begriffe sind ebenfalls inkludierende Schritte, die sich dem binären Geschlechtermodell und der Cis-Normativität widersetzen.

Rassismus ist der Prozess, durch den Systeme, politische Maßnahmen, Aktionen und Einstellungen ungleiche Chancen und Auswirkungen für Menschen aufgrund von Rassifizierung und rassistischen Zuschreibungen schaffen. Rassismus geht über individuelle oder institutionelle Vorurteile hinaus und tritt auf, wenn diese Diskriminierung mit der Macht einhergeht, die Rechte von Menschen und/oder Gruppen einzuschränken oder zu unterdrücken. Rassismus kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Sex-Gender-Differenz bezeichnet die Unterscheidung zwischen dem Konzept des „biologischen Geschlechts“ als biologischer Tatsache und dem Konzept des „sozialen Geschlechts“ als Produkt kultureller und sozialer Prozesse, wie z. B. sozial konstruierte Rollen, Verhaltensweisen, Ausdrucksformen und geschlechtsspezifische Identitäten.

Sexismus ist der Prozess, durch den Systeme, Politiken, Handlungen und Einstellungen ungleiche Chancen und Auswirkungen für Menschen auf der Grundlage ihres zugeschriebenen oder vermeintlichen Geschlechts schaffen und beschreibt die Ideologie, die diesen Phänomenen zugrunde liegt. Der Begriff wird meist verwendet, um die Machtverhältnisse zwischen dominanten und marginalisierten Geschlechtern in cisheteronormativen patriarchalen Gesellschaften zu benennen.

Sexuelle Orientierung ist der Begriff, der beschreibt, zu welchem Geschlecht sich eine Person emotional, körperlich, romantisch und/oder sexuell hingezogen fühlt.

Die soziale Herkunft beschreibt die soziokulturellen Werte und Normen, in die jemand hineingeboren wird, einschließlich Faktoren wie Umfeld, Klasse, Kaste, Bildungsbiografie und mehr. Die Werte, die mit der sozialen Herkunft einhergehen, sind konstruiert, haben aber oft materielle Auswirkungen, die bestimmte Gruppen und Menschen privilegieren oder benachteiligen. Wer beispielsweise in einem westlichen Land lebt, generationenübergreifenden Reichtum geerbt hat und über eine durchweg gute Ausbildung verfügt, hat als Erwachsener bessere Chancen auf einen gut bezahlten Arbeitsplatz. Die soziale Herkunft muss also berücksichtigt werden und nicht die inhärente Eignung für einen Job.

Eine soziale Norm ist ein gemeinsamer Glaube an den Standard für akzeptables Verhalten von Gruppen, der sowohl informell als auch in der Politik oder im Gesetz verankert ist. Soziale Normen unterscheiden sich im Laufe der Zeit und zwischen verschiedenen Kulturen und Gesellschaften.

Der sozioökonomische Status, der in der Regel als niedrig, mittel oder hoch eingeordnet wird, beschreibt Menschen auf der Grundlage ihrer Ausbildung, ihres Einkommens und der Art ihrer Tätigkeit. Die Werte und Normen, die den einzelnen sozioökonomischen Klassen zugeordnet werden, sind sozial konstruiert, haben aber materielle Auswirkungen.

Strukturelle Diskriminierung bezieht sich auf Verhaltensmuster, Strategien und Einstellungen, die auf der Makroebene der Gesellschaft zu finden sind. Diese Diskriminierung sozialer Gruppen beruht auf der Natur der Gesellschaftsstruktur als Ganzes. Strukturelle Diskriminierung unterscheidet sich von individuellen Formen der Diskriminierung (z. B. eine einzelne rassistische Bemerkung, die eine Mikroaggression darstellt), obwohl sie oft den kontextuellen Rahmen für das Verständnis der Gründe für diese individuellen Fälle liefert.

Tokenismus ist eine nur oberflächliche oder symbolische Geste, die Angehörige von Minderheiten einbindet, ohne die strukturelle Diskriminierung der Marginalisierung wesentlich zu verändern oder zu beseitigen. Der Tokenismus ist eine Strategie, die den Anschein von Inklusion erwecken und von Diskriminierungsvorwürfen ablenken soll, indem eine einzelne Person als Vertreter einer Minderheit eingesetzt wird.

Weiße Vorherrschaft bezeichnet die Überzeugungen und Praktiken, die Weiße als eine von Natur aus überlegene soziale Gruppe privilegieren, die auf dem Ausschluss und der Benachteiligung anderer rassifizierter und ethnischer Gruppen beruht. Sie kann sich auf die miteinander verknüpften sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systeme beziehen, die es Weißen ermöglichen, sowohl auf kollektiver als auch auf individueller Ebene strukturelle Vorteile gegenüber rassifizierten Gruppen zu genießen. Der Begriff kann sich auch auf die zugrundeliegende politische Ideologie beziehen, die vielfältige Formen der Vorherrschaft von Weißen und nicht-weißen Anhängern erzwingt und aufrechterhält, von der Rechtfertigung des europäischen Kolonialismus bis hin zu den heutigen Neofaschismen.

Weißsein ist ein gesellschaftlich und politisch konstruiertes Verhalten, das eine Ideologie, Kultur, Geschichte und Wirtschaft aufrechterhält, die zu einer ungleichen Verteilung von Macht und Privilegien zugunsten derjenigen führt, die gesellschaftlich als weiß gelten. Die materiellen Vorteile des Weißseins werden auf Kosten Schwarzer, indigener und Menschen of Color erzielt, denen systematisch der gleiche Zugang zu diesen materiellen Vorteilen verwehrt wird. Auf diesem Blog wird weiß oftmals kursiv geschrieben, um es als politische Kategorie zu kennzeichnen und die Privilegien des Weißseins zu betonen, die oft nicht als solche benannt, sondern als unsichtbare Norm vorausgesetzt werden.

Xenophobie bezeichnet die Feindseligkeit gegenüber Gruppen oder Personen, die aufgrund ihrer Kultur als „fremd“ wahrgenommen werden. Fremdenfeindliche Haltungen sind oft mit einer feindseligen Aufnahme von Einwanderern oder Flüchtlingen verbunden, die in Gesellschaften und Gemeinschaften ankommen, die nicht ihre Heimat sind. Fremdenfeindliche Diskriminierung kann zu Hindernissen beim gleichberechtigten Zugang zu sozioökonomischen Chancen sowie zu ethnischen, rassistischen oder religiösen Vorurteilen führen.

Abolition ist ein Begriff, der das offizielle Ende eines Systems, einer Praxis oder einer Institution bezeichnet. Der Begriff hat seine Wurzeln in den Bewegungen zur Abschaffung der Sklaverei im 19. Jahrhundert und wird heute oft verwendet, um die Praxis der Polizei und des Militärs und/oder die miteinander verbundenen Gefängnisse, Geflüchtetenlager, Haftanstalten usw. zu beenden. Weitere Informationen finden Sie in der Definition des gefängnisindustrielle Komplexes).

Accountability oder auch Rechenschaftspflicht ist die Verpflichtung und die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit bezieht sich die Rechenschaftspflicht auf die Art und Weise, in der Einzelpersonen und Gemeinschaften sich selbst an ihre Grundsätze und Ziele halten und die Gruppen anerkennen, denen gegenüber sie verantwortlich sind. Rechenschaftspflicht erfordert oft einen transparenten Prozess und ein kontinuierliches Selbst- und Kollektivbewusstsein.

Ageism, auch Altersdiskriminierung genannt, ist eine Diskriminierung oder ein Vorurteil aufgrund des Alters einer Person, z. B. wenn Fähigkeiten und Fertigkeiten aufgrund des höheren oder niedrigeren Alters einer Person in Frage gestellt und bewertet werden.

Agender ist ein Adjektiv, das von Personen genutzt werden kann, die sich mit keinem bestimmten Geschlecht identifizieren.

BIPoC steht für Black, Indigenous und People of Color. Dieser aus den USA stammende Begriff ist eine Selbstbezeichnung, die darauf abzielt, Menschen und Gruppen zu vereinen, die von Rassismus betroffen sind. Die Selbstbezeichnung rückt die spezifischen Erfahrungen Schwarzer, indigener und anders rassifizierter Gruppen in den Mittelpunkt, welche stark von systematischer rassistischer Ungleichbehandlung, deren Wurzeln in der Geschichte der Versklavung und des Kolonialismus liegen, betroffen sind.

Colorism ist ein Begriff, der die Vorurteile oder Diskriminierung beschreibt, welche rassifizierte Menschen mit hellerer Hautfarbe bevorzugt, während solche mit dunklerer Hautfarbe benachteiligt werden. Er wird vor allem verwendet, um die nuancierte Diskriminierung innerhalb einer rassifizierten oder ethnischen Gruppe zu beschreiben.

Die Critical Diversity Policy der UdK ist ein Dokument, welches die Vorstellung hervorheben und durchsetzen soll, dass Unterschiede in Werten, Einstellungen, kulturellen Perspektiven, Überzeugungen, ethnischen Hintergründen, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, Fähigkeiten, Wissen und Lebenserfahrungen jeder*jedes Einzelnen in jeder Gruppe von Menschen innerhalb der Universität berücksichtigt und überwunden werden sollten.

Deadnaming ist der Akt, für eine trans*, nicht-binäre oder genderexpansive Person mit ihren Geburtsnamen oder einen falschen Namen zu nutzen, wenn diese ihren Namen als Teil ihres Geschlechtsausdrucks geändert hat. Es ist niemals in Ordnung oder notwendig, den Deadname einer Person zu verwenden, wenn sie ihren Namen geändert hat, auch nicht bei der Beschreibung von Ereignissen in der Vergangenheit. Wenn Du eine Person mit ihrem Deadname anredest, übernimm Verantwortung, indem Du dich entschuldigst und verpflichtest, dies in Zukunft nicht mehr zu tun. Erkundige Dich nach dem aktuellen Namen der Person und bemüh Dich, ihn konsequent zu verwenden.

Dieser soziologische Begriff konzentriert sich auf die Art und Weise, wie Menschen Geschlecht wahrnehmen, (re-)produzieren und im täglichen Leben als relevant erachten. Im Gegensatz zur Annahme, dass Geschlecht eine angeborene Eigenschaft ist, unterstreicht das Konzept des “doing gender”, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, das die tägliche menschliche Interaktion prägt.

Misogynoir ist ein von der Schwarzen Feministin Moya Bailey 2010 geprägter Begriff, der die geschlechtsspezifische und rassistische Unterdrückung beschreibt, mit der Schwarze Cis- und Transgender-Frauen konfrontiert sind (letztere wird manchmal auch durch den Begriff Trans*-Misogynoir charakterisiert). Ausgehend von einer intersektionalen Sichtweise untersucht das Konzept, wie sich anti-Schwarzer Rassismus und Frauenfeindlichkeit zu einer besonderen Form der Unterdrückung und Diskriminierung verbinden.

Queer ist ein Oberbegriff für Menschen, die nicht heterosexuell oder cisgender sind. Er wird für ein breites Spektrum an nicht-normativen sexuellen und/oder geschlechtlichen Identitäten und Politiken verwendet.

Safer Spaces sollen Orte sein, an denen marginalisierte Gemeinschaften zusammenkommen und gemeinsame Erfahrungen austauschen können, frei von Voreingenommenheit, Konflikten oder Verletzungen, die von Mitgliedern einer dominanten Gruppe verursacht werden. In Anerkennung der Tatsache, dass es unter den gegenwärtigen Systemen unserer Gesellschaft keinen vollkommen sicheren Raum für marginalisierte Menschen gibt, verweist der Begriff „safer“ auf das Ziel einer vorübergehenden Entlastung sowie auf die Anerkennung der Tatsache, dass Verletzungen auch innerhalb marginalisierter Gemeinschaften reproduziert werden können. Beispiele für sichere Räume, die in Organisationen und Institutionen geschaffen wurden, sind Queer-only Räume und/oder Räume nur für Schwarze, Indigene und People of Color.

Social Justice ist eine Form des Aktivismus und eine politische Bewegung, die den Prozess der Umwandlung der Gesellschaft von einem ungerechten und ungleichen Zustand in einen gerechten und gleichberechtigten Zustand fördert. Social Justice beruht auf der Auffassung, dass jeder Mensch die gleichen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Rechte und Chancen verdient und das Grundrecht hat, sich psychisch und physisch sicher zu fühlen. Social Justice zielt daher darauf ab, geltende Gesetze und gesellschaftliche Normen zu ändern, die in der Vergangenheit und in der Gegenwart bestimmte Gruppen gegenüber anderen unterdrückt haben. Soziale Gerechtigkeit ist nicht nur die Abwesenheit von Diskriminierung, sondern auch das Vorhandensein bewusster Systeme und Unterstützungen, die Gleichheit entlang der Grenzen von Rassifizierung, Geschlecht, Klasse, Fähigkeiten, Religion usw. erreichen und erhalten.

Transgender, oder einfach trans*, ist ein Adjektiv, das sich auf Menschen bezieht, deren Geschlechtsidentität sich von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht unterscheidet. Trans kommt von der lateinischen Vorsilbe, die „hindurch“ oder „darüber hinaus“ bedeutet. Die Selbstbezeichnung gibt als Identitätsmerkmal nicht automatisch an, ob sich diese Person mit einem anderen Geschlecht, keinem Geschlecht oder mehreren Geschlechtern identifiziert. Es gibt also mehrere Trans*-Identitäten. Das Sternchen (*) unterstreicht die Pluralität und Fluidität von Trans-Identitäten.