TERF aesthetics

Triggerwarnung: In folgendem Text werden queer- und transfeindliche Aussagen und Haltungen wiedergegeben.

Vorbemerkung
Bevor ich den Versuch unternehme, mich der medialen Debatte um die transfeindlichen Äußerungen und der daraus folgenden Kündigung der britischen Professorin Kathleen Stock sowie den von verschiedenen Seiten hervorgebrachten Argumenten zu nähern, möchte ich zunächst meine eigene Situiertheit und Vorgehensweise im Diskurs um die Geschlechter beleuchten:
1. Ich habe das Privileg, ohne Gender- oder Körperdysphorie zu leben
. Und ich kann mich mit der sozialen Kategorie ‚Frau‘ insofern identifizieren, als dass diese Zuordnung zu meiner Lebensrealität gehört und meine Diskriminierungserfahrungen in ein strukturelles Machtgefüge einordnet. Frau-Sein ist für mich jedoch etwas Abstraktes und hat wenig mit meiner intrinsisch erlebten, geschlechtlichen Identität zu tun.
2. Ich verfasse diesen Text im Rahmen eines queerfeministischen Seminars. Dies macht es leichter, selbstbewusst gegen hegemoniale Vorstellungen von Geschlecht zu schreiben. Ich möchte hierbei so radikal wie nötig und so sensibel wie möglich vorgehen. Da ich selbst in eben dieser Hegemonie sozialisiert wurde, muss ich meine Gedanken und Sprache dabei kontinuierlich auf cis-heterosexistische Narrative überprüfen.
3. Genauso wie ich den realen Konsequenzen der gesellschaftlichen Vorstellungen von Geschlecht nicht entkommen kann, dürfen auch bei der Betrachtung der Debatte um Kathleen Stock die gesellschaftlichen Verflechtungen nicht unterschlagen werden: Sie ist eingebettet in eine Medienlandschaft, die mehrheitlich von cis-geschlechtlichen,
weißen Menschen geformt wird und in der sich Sichtbarkeit und gesellschaftliche Macht gegenseitig bedingen. Da ich mich selbst nicht als trans* identifiziere, möchte ich es vermeiden, für trans* Personen zu sprechen und stattdessen beim Schreiben eine solidarische Position neben ihnen einnehmen (in Anlehnung an die dekoloniale Methodik „Speaking Near-by“ der Filmemacherin und Theoretikerin Trinh T. Minh-ha).


Im Herbst 2021 verlässt die Professorin Kathleen Stock nach 18 Jahren Lehrtätigkeit an der University of Sussex in England ihr Amt. Ihr Rücktritt ist das Ergebnis selbstorganisierter Proteste einer anonymen Gruppe von queeren, trans* und non-binären Student*innen eben jener Universität, die ein Mission Statement gegen sie veröffentlichen und in den darauffolgenden Tagen mit Plakat-Aktionen und Demonstrationen die Entlassung Stocks fordern. Auslöser des Protest sind die queer- und transfeindlichen Äußerungen, die Kathleen Stock vor allem in den letzten drei Jahren ihrer Amtszeit in Zeitungsinterviews, Blogbeiträgen und über ihren persönlichen Twitter-Account veröffentlichte. 

Der folgende Text wird zum einen die Mediendebatte um ihren Rücktritt nachverfolgen, sowie die Argumentation und Rhetorik der damit einhergehenden Cancel-Culture-Vorwürfe und der nachdrücklich geäußerten Befürchtung, die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit seien gefährdet worden. Zum anderen soll er versuchen, spezifische Ästhetiken des Trans-Exclusionary Radical Feminism zu identifizieren.

Es wird dabei vor allem auf verschiedene deutsche und britische Zeitungsartikel Bezug genommen, die über die Debatte berichteten. Zunächst folgt jedoch ein Exkurs in die Argumentations- und Denkstrukturen von TERFs.


Warum Kathleen Stock eine TERF ist

Am 19. August 2008 schreibt die Bloggerin Viv Smythe unter ihrem Pseudonym TigTog auf Finally, A Feminism 101 Blog, ihrem Blog zu Feminismus-FAQs, folgendes:

I am aware that this decision is likely to affront some trans-exclusionary radical feminists (TERFs), but it must be said: marginalising trans women at actual risk from regularly documented abuse /violence in favour of protecting hypothetical cis women from purely hypothetical abuse/violence from trans women in women-only safe-spaces strikes me as horribly unethical as well as repellently callous.1Smythe, Viv: An apology and a promise. in: Finally, A Feminism 101 Blog, 19.08.2008, https://finallyfeminism101.wordpress.com/2008/08/19/an-apology-and-a-promise (letzter Aufruf 30.10.2022)

Kurz darauf taucht die Abkürzung TERF auf weiteren feministischen Blogs auf2Williams, Cristan: TERF: What It Means And Where It Came From. in: The Trans Advocate, 03.2014, https://www.transadvocate.com/terf-what-it-means-and-where-it-came-from_n_13066.htm (letzter Aufruf … Mehr anzeigen und gewinnt so über die Jahre immer mehr an Popularität. In einem Interview mit The Trans Advocate von 2017 beschreibt Smythe den Begriff als neutrale Bezeichnung einer Strömung des radikalen Feminismus, die vor allem im Netz, auf Blogs und Social Media zu finden ist. Mit dem Begriff habe sie auf einen plötzlichen Anstieg von transmisogynen Kommentaren und Posts in radikalfeministischen Internet-Räumen reagiert, welcher dann von anderen trans*-positiven/-neutralen feministischen Aktivist*innen aufgegriffen und in Abgrenzung verwendet wurde.3Williams, Cristan: TERF: What It Means And Where It Came From. in: The Trans Advocate, 03.2014, https://www.transadvocate.com/terf-what-it-means-and-where-it-came-from_n_13066.htm (letzter Aufruf … Mehr anzeigen

TERFs konstruieren trans* Frauen und trans*-feminine Personen in unterschiedlichen Szenarien als Bedrohung für cis-Frauen, weswegen sie deren Inklusion in (Safer) Spaces wie Frauentoiletten oder Frauenhäuser grundlegend ablehnen. 

Unter der höchst transmisogynen Annahme, trans* Frauen blieben ‚biologische Männer‘, werden sie als potentielle Sexualstraftäter imaginiert. Dementsprechend gibt es eine eher ablehnende und teilweise spöttische Haltung gegenüber Begrifflichkeiten wie ‚cis‘ oder selbstgewählten Pronomen. Zudem wird häufig eine neo-liberale trans* Agenda vermutet, die wiederum lesbischen Frauen einrede, sie seien trans* Männer – „transing the gay away“, wie Bev Jackson behauptet, Mitgründerin des transfeindlichen Interessensverbands LGB Alliance dem auch Kathleen Stock angehört.4Dixon, Hayley: Tavistock clinic ‘putting young gay people at risk by treating them as trans’. in: The Telegraph, 12.09.2022, … Mehr anzeigen 

Der Konflikt um Kathleen Stock, die sich in ihrem Lehrstuhl an der University of Sussex vor Beginn des Konflikts mit fiktionalem Erzählen und Imagination sowie Kunst- und Musiktheorie in der Philosophie beschäftigte, entzündet sich 2018 über mehrere Streitschriften und Essays, die Stock auf verschiedenen Blogs anlässlich der geplanten Reformierung des Gender Recognition Acts veröffentlichte – eine Gesetzesreform, die es trans* Personen in Großbritannien erleichtern sollte, ihre geschlechtliche Identität zu ändern, ohne demütigende medizinische oder psychologische Atteste vorlegen zu müssen.

In einem Essay auf der US-amerikanischen Publishing-Platform Medium umschifft sie Begriffe wie ‚cis‘ oder ‚afab‘ indem sie cis-Frauen umständlich „women-who-are-not-transwomen“ nennt und als „WNT“ abkürzt. Dies ist keine harmlose sprachliche Spielerei, sondern folgt einer rhetorischen Strategie, die Cis-Geschlechtlichkeit als gesellschaftliche Norm bewahren will, indem sie nie explizit benannt wird.

Sprache ist ein subtil agierendes, aber effektives Mittel, um bestehende Unterdrückungs- und Machtverhältnisse aufrechtzuerhalten: In einer heterosexistischen, weiß dominierten Gesellschaft wird eine Person so lange als cis-männlich, hetero, weiß, able-bodied usw. imaginiert, bis sie sprachlich als trans*, queer, of Colour oder be_hindert markiert und kategorisiert wird. Sprache kann Macht- und Unterdrückungsstrukturen jedoch auch sehr wirksam demaskieren und destabilisieren, indem sie vermeintliche Normen untersucht und ebenfalls mit Begriffen – wie beispielsweise ‚cis‘ – beschreibt. Dass Kathleen Stock in ihrem Essay das seit den 90er-Jahren in der westlichen Sexualwissenschaft etablierte Konzept der Cis-Geschlechtlichkeit aktiv vermeidet, unterstreicht eindrücklich das progressive Potenzial, was von diesem scheinbar kleinen Wort ausgeht.

Weiter schreibt sie:

Citing the history of male violence against WNT, some have pointed out what seems perfectly reasonable — that this change in the law will allow some duplicitous or badly motivated males to “change gender” fairly easily […] in order to do harm to WNT in women-only spaces, and possibly children too, since children are often with their mothers.5Stock, Kathleen: Academic philosophy and the UK Gender Recognition Act. in: Medium, 07.05.2022, https://medium.com/@kathleenstock/academic-philosophy-and-the-uk-gender-recognition-act-6179b315b9dd … Mehr anzeigen 

Im selben Jahr äußert sie sich gegenüber der britischen Lokalzeitung The Argus wie folgt: „many trans women are still males with male genitalia, many are sexually attracted to females, and they should not be in places where females undress or sleep in a completely unrestricted way“6Doherty-Cove, Jody: ‚Trans women are still males with male genitalia‘ – university lecturer airs controversial views. in: The Argus, 15.07.2018, … Mehr anzeigen. Und auch im international renommierten Magazin The Economist veröffentlicht Stock einen Text, der ein äußerst biologistisches und essentialisierendes Denken über die sozialen Geschlechterkategorien „Mann“ und „Frau“ offenbart und geschlechtliche Selbstbestimmung als Kriminalstatistiken verfälschendes Vergewaltigungs- und Drohszenario für cis-Frauen prognostiziert.7Stock, Kathleen: Changing the concept of “woman” will cause unintended harms. in The Economist, 06.07.2018, … Mehr anzeigen 

Auch wenn Stock regelmäßig alle Vorwürfe der Transfeindlichkeit von sich weist, so liegt dies letztendlich ausschließlich im Ermessen der Betroffenen. Im Fall der studentischen Proteste an der University of Sussex ist es jedenfalls eindeutig. In ihrem am 6. Oktober über den Instagram-Kanal antiterfsussex veröffentlichten Mission Statement schreibt die anonyme Gruppe von queeren, trans* und non-binären Aktivist*innen:

Transphobes like Stock are anti-feminist, anti-queer and anti-intellectual, they are harmful and dangerous to trans people. […] They camouflage their transphobia in academic language, in fake feminism, in „reasonable concerns“, and then we suffer the real material consequences of it.8antiterfsussex, 06.10.2021, https://www.instagram.com/p/CUrjq01MbQ1 (letzter Aufruf 31.10.2022)

© INSTAGRAM ACCOUNT @ANTITERFSUSSEX


Mediale Darstellung des Konflikts über Wissenschaftsfreiheit, Cancel Culture und Diskurshoheit

Sowohl in britischen als auch in den deutschen Medien ziehen die Proteste und die nachfolgende eigenständige Kündigung Stocks große Aufmerksamkeit auf sich. So titelt die britische Boulevardzeitung The Daily Mail:

Terrorised off campus by the trans hate mob: Balaclava-clad fanatics targeted her for daring to speak up for women’s right. But here, ex-university lecturer Kathleen Stock defiantly says she WON‘T be silenced in fight for freedom of thought9Bindel, Julie: Terrorised off campus by the trans hate mob: Balaclava-clad fanatics targeted her for daring to speak up for women‘s rights. But here, ex-university lecturer Kathleen Stock defiantly … Mehr anzeigen 

Minimal gemäßigter schreibt die deutsche Tageszeitung FAZ über „Cancel Culture“10Vukadinović, Vojin Saša: Chronik einer orchestrierten Verleumdung. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2021, … Mehr anzeigen und die „Schmutzkampagne gegen eine Philosophin“11Vukadinović, Vojin Saša: Schmutzkampagne gegen eine Philosophin. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.10.2021, … Mehr anzeigen, während die taz in ihrer Berichterstattung die verspottende Wortneuschöpfung ‚Wokistan‘ nutzt12Feddersen, Jan: Antifreiheitliches Wokistan. in: taz, 01.11.2021, https://taz.de/Professorin-tritt-nach-trans-Eklat-ab/!5809038 (letzter Aufruf 30.10.2022). Die Tageszeitung Zeit spricht von „Transaktivisten [die] auf Feministinnen losgehen“13Vukadinović, Vojin Saša: Gezielte Kampagnen. in: Die Zeit, 26.11.2021, https://www.zeit.de/2021/48/kathleen-stock-wissenschaftsfreiheit-feministen-transaktivisten-philosophin (letzter Aufruf … Mehr anzeigen und sieht damit die Wissenschaftsfreiheit gefährdet. Ein Autor tritt in dem Diskurs auffällig oft in Erscheinung: Vojin Saša Vukadinović, der selbst Anfang der 2000er Jahre Gender Studies studierte und diese dann 2017 als „akademische[n] Sargnagel der Frauenemanzipation“14Vukadinović, Vojin Saša: Butler erhebt „Rassismus“-Vorwurf. in: Emma, 28.06.2017, https://www.emma.de/artikel/gender-studies-sargnaegel-des-feminismus-334569 (letzter Aufruf 30.10.2022) bezeichnete, verteidigt in seinen Texten Stocks Position äußerst vehement und unnachgiebig.

So gut wie alle Artikel, die über den Fall berichten, werden illustriert mit einem Foto von der zurückgetretenen Professorin, einer weißen Frau mit grauem Kurzhaarschnitt, mal porträtiert in ihrem Büro mit erschöpftem Lächeln oder zermürbtem Blick, mal in heroischer Perspektive von schräg unten, dann wieder mit dem Rücken zur Kamera, die dunklen Schatten einer Menschenmenge darüber retouchiert. Die Bildpolitik macht deutlich: die Angeklagte und ihre Perspektive haben das Wort.

In den Debattenbeiträgen werden die von Stock durch Aktivist*innen erfahrenen Anfeindungen wortreich thematisiert. Die Mehrheit der studentischen Aktivist*innen hatte in Form von Flyer- und Plakataktionen, Social Media Posts und Demonstrationen zwar aufsehenerregend, aber dennoch friedlich protestiert. Dennoch wird der Protest als gezielte Diffamierung, Lügenkampagne, Hass und Hetze von übersensiblen Student*innen verunglimpft, und die Argumentation des von über 600 Philosoph*innen weltweit unterzeichneten Protestbriefs15Open Letter Concerning Transphobia in Philosophy, 06.2021, https://sites.google.com/view/trans-phil-letter (letzter Aufruf 30.10.2022) weitestgehend unterschlagen. Stocks beharrliches Festhalten an längst überholten Biologismen und Binärismen wird als mutiges Hinterfragen des „Gender-Paradigmas“ überhöht.16Vukadinović, Vojin Saša: Gezielte Kampagnen. in: Die Zeit, 26.11.2021, https://www.zeit.de/2021/48/kathleen-stock-wissenschaftsfreiheit-feministen-transaktivisten-philosophin (letzter Aufruf … Mehr anzeigen Gleichzeitig bleiben ihr abwertendes und diffamierendes Verhalten gegenüber trans* Personen innerhalb und außerhalb der Universität vollständig unerwähnt, und auch dass sie „dessen Thematisierung in einer Studierendenzeitschrift zu verhindern versuchte“17Celikates, Robin; Hoppe, Katharina; Loick, Daniel; Nonhoff, Martin; von Redecker, Eva; Vogelmann, Frieder: Wissenschaftsfreiheit, die wir meinen. in: Die Zeit, 18.11.2021, … Mehr anzeigen, wie die Philosoph*innen und Sozialwissenschaftler*innen Robin Celikates, Katharina Hoppe, Daniel Loick, Martin Nonhoff, Eva von Redecker und Frieder Vogelmann in einem weiteren Zeit-Beitrag betonen. Zurecht erheben sie als Verfasser*innen einer der wenigen Gegenpositionen Einspruch gegen die Behauptung, die Wissenschafts- und Redefreiheit sei bedroht und zeigen die Doppelstandards auf, die der Argumentation zugrunde liegen:

Die Einseitigkeit in der Darstellung solcher Fälle hat Methode und ist ein echter Grund zur Sorge. Immer wieder soll die Öffentlichkeit mit ähnlichen Strategien davon überzeugt werden, dass es ausgerechnet die Etablierten sind, die bedroht würden.18Celikates, Robin; Hoppe, Katharina; Loick, Daniel; Nonhoff, Martin; von Redecker, Eva; Vogelmann, Frieder: Wissenschaftsfreiheit, die wir meinen. in: Die Zeit, 18.11.2021, … Mehr anzeigen

Wissenschaftsfreiheit sei ein reines Schlagwort, das Macht- und Gewaltverhältnisse der akademischen Welt unsichtbar machen und reaktionäre Positionen damit legitimieren soll. Ein emanzipatorisches Verständnis von Wissenschaftsfreiheit wäre demnach nötig, dass die Universität als einen Ort anerkennt, der von aus historischen Herrschaftsverhältnissen hervorgehenden Ausschlüssen und Hierarchien geprägt werde. Gute Wissenschaft könne daher nur durch Einbeziehung marginalisierter Positionen und den kontinuierlichen Abbau von Machtasymmetrien betrieben werden.19Celikates, Robin; Hoppe, Katharina; Loick, Daniel; Nonhoff, Martin; von Redecker, Eva; Vogelmann, Frieder: Wissenschaftsfreiheit, die wir meinen. in: Die Zeit, 18.11.2021, … Mehr anzeigen

Grace Laverey, Professorin in Berkeley, trans* Aktivistin und ehemalige Studentin an der University of Sussex, stellt in einem zur selben Zeit auf ihrem Blog veröffentlichten Essay klar, dass nicht die Wissenschafts- und Redefreiheit Stocks beschnitten wurde, jedoch auf beschämende Art die der Aktivist*innen.20Lavery, Grace: The UK Media Has Seriously Bungled the Kathleen Stock Story. in: www.gracelavery.org, 17.10.2021, http://www.gracelavery.org/uk-media-biased-stock-sussex (letzter Aufruf 30.10.2022) Als beispielsweise Amelia Jones, studentische Beauftragte für trans* und non-binäre Menschen an der University of Sussex, in einem Interview mit der BBC darlegt, weshalb Kathleen Stock als aktives Mitglied der transfeindlichen LGB Alliance and ihre Unterschrift unter der Women‘s Declaration of Sex-Based Rights – einem Manifest gegen trans* Rechte – eine unsichere Atmosphäre für trans* Student*innen schaffe21Thorburn, Jacob: BBC is forced to air ‚correction‘ from feminist professor Kathleen Stock after allowing students‘ union officer to ‚falsely‘ claim that she signed a ‚declaration to … Mehr anzeigen, beginnt Stock eine mediale Offensive gegen die Studentin, woraufhin diese nach Attacken durch Stocks Supporter*innen ihre Social Media Accounts schließen muss.22Lavery, Grace: The UK Media Has Seriously Bungled the Kathleen Stock Story. in: http://www.gracelavery.org, 17.10.2021, http://www.gracelavery.org/uk-media-biased-stock-sussex (letzter Aufruf … Mehr anzeigen

Und auch die Äußerungen des Vizekanzlers Adam Tickell auf dem Twitteraccount der University of Sussex stellen in der Tat eine Verletzung der Rechte der Studierenden auf akademische Freiheit dar, indem mit der Einleitung von Untersuchungen und Konsequenzen für diejenigen gedroht wird, die Argumente für die Suspendierung von Kathleen Stock veröffentlichen, d. h. Plakate aufhängen. Während Kathleen Stock also in zahlreichen Medien und von der Universitätsleitung, inbesondere vom Vizekanzler Adam Tickell, kontinuierlich Rückendeckung erhält und sich äußern darf, werden die Position und Argumente der Aktivist*innen in der medialen Darstellung mundtot gemacht.

Die Art der Berichterstattung veranschaulicht die herrschenden Machtverhältnisse in der Gender-Debatte eindeutig, und dass Kathleen Stock wenige Tage nach ihrem Rücktritt eine Lehrposition an der ‚free-speech‘ University of Austin in Texas angeboten bekommt (und annimmt)23Woolcock, Nicola: Kathleen Stock: Exiled academic joins free-speech college The University of Austin. in: The Times, 10.11.2021, … Mehr anzeigen ist nur ein weiterer Beleg für den Irrtum der Cancel-Culture-Erzählung, die behauptet, progressive Debatten würden fortlaufend zum systematischen und konsequenten Ausschluss zuvor etablierter Positionen führen. Im Gegenteil, dass die Aktivist*innen mit ihren Protesten den Rücktritt Kathleen Stocks erkämpfen konnten, ist keine Selbstverständlichkeit. Sie mussten laut, multimedial und konsequent vorgehen, um in ihren Forderungen ernstgenommen zu werden und dennoch sind sowohl die britischen als auch die deutschen Medien unweigerlich der cis-heterosexistischen Perspektive gefolgt24Steinhoff, Uwe: Was man nicht kritisieren darf. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2021, … Mehr anzeigen und haben dabei einige der extremsten und beängstigendsten Positionen in der aktuellen Debatte über die Menschenrechte von trans* Personen vertreten.

In einem abschließenden Statement schreiben die Aktivist*innen über ihren Teilerfolg:

We have organized as a network of autonomous actors – and it is due to our anonymity, plurality of tactics and decentralized structure that we have succeeded. Fuck the national press media who happily collaborated with the university and Stock to turn this into a debate about ‘free speech’ and ‘academic freedoms’. […] For those reaching out to this account, we will not speak to the press because we will never debate, discuss or organize on the terms of the people who have enabled discrimination and transphobia. […] But the struggle isn’t over. Institutional transphobia lives on, it runs deeper than Stock or Tickell or Sussex or any university. Trans liberation is possible in our lifetimes but we must stand strong together in the face of structures that support eliminationists and bigots.25antiterfsussex: ANTI-STOCK ACTION 2021, 28.10.2021, https://www.instagram.com/p/CVlRyn3gcrs (letzter Aufruf 31.10.2022)


TERF Ästhetiken und deren Nähe zu neurechten Erzählweisen

Die zutiefst transmisogyne Behauptung, trans* Frauen sind und bleiben ‚biologische Männer‘ ist nicht neu. Sie wird unterfüttert von einem veralteten, aber weitverbreiteten biologistischen Binärismus, der die Menschheit in zwei Gruppen unterteilt: die XX-Gruppe und die XY-Gruppe, und alle diejenigen die diesen Binärismus stören pathologisiert. Jeder Debatte, die über die vorausgehenden Bedingungen dieser Einteilung sprechen möchte und somit ihre Objektivität infrage stellt, wird wiederum, in dem Versuch diese zu delegitimieren, subjektive (d. h. ‚unwissenschaftliche‘) Betroffenheit vorgeworfen. 

Die Filmtheoretikerin und Literaturwissenschaftlerin Teresa de Lauretis ist eine der etlichen Vertreter*innen der Gender und Queer Studies, die seit Jahrzehnten gegen diesen Vorwurf anschreiben. Sie versteht die kulturelle Hervorbringung von Geschlecht im Sinne von Michel Foucault als ‚Technologie des Sexes‘, das „ein Produkt verschiedener sozialer Technologien wie Kino und institutionalisierter Diskurse, Erkenntnistheorien, kritischer Praxisformen und auch von Alltagspraxis ist“26de Lauretis, Teresa: Die Technologie des Geschlechts. In: Kathrin Peters (Hg.), Andrea Seier (Hg.), Gender & Medien-Reader, S. 459. (letzter Aufruf 31.10.2022). Mit anderen Worten: Technologie setzt sich aus vielfältigen Praktiken/Diskursen (Popkultur, Gesetze, Polizei, Kunst, mediale Diskurse, Wissenschaft) zusammen, die kontinuierlich Konzepte wie ‚sex‘ und ‚gender‘ (re-)produzieren.

Tatsächlich ist die trans- und queerfeindliche Trope des Serienmörders oder Sexualstraftäters in Frauenkleidung in vielfacher Ausführung in der Popkultur zu finden, wie beispielsweise in den preisgekrönten und millionenfach rezipierten Kinofilmen Psycho von 1960, in dem der Serienmörder glaubt, seine eifersüchtige verstorbene Mutter hätte von ihm Besitz ergriffen, und daher die Frauen, die er begehrt in Frauenkleidern und Perücke ermordet, oder Das Schweigen der Lämmer von 1991, in dem ein Mann Frauen entführt, sie ermordet und ihnen die Haut abzieht, um sich daraus ein Kleid zu nähen, aus dem Wunsch heraus, eine Frau zu sein. Diese transmisogynen Erzählungen sind ein direktes Produkt der Misogynie des Patriarchats, das selbstbestimmt handelnde Frauen inherent dämonisiert und dementsprechend Männer, die ihre Weiblichkeit explorieren für wahnsinnig und monströs erklärt.

 

PSYCHO, 1960, © SUNSET BOULEVARD/CORBIS/GETTY IMAGES

Nicht nur TERFs greifen in ihren Argumentationen diese durch Popkultur verstärkten, gewaltvollen Erzählungen auf, sondern auch in rechten und neurechten Kreisen ist eine explizit transfeindliche und antifeministische Überzeugung mittlerweile zu einem Grundpfeiler neo-faschistischer Ideologie geworden. Sascha Krahnke, der bei der Amadeu Antonio Stiftung zu Rechtsextremismus forscht, beschreibt, wie sich rechtsextreme und transfeindliche Desinformationskampagnen annähern: „Seit ein paar Jahren oder verstärkt dieses Jahr [sehen wir] die starke Fokussierung auf das Thema Trans. Und vor allen Dingen als Transfrauen oder Transweibliche Personen als Feindbild, als Bedrohung.”27Kogel, Dennis: Genzmer, Jenny: Die Anfeindungen nehmen zu. in: Deutschlandfunk Kultur, 16.07.2022, https://www.deutschlandfunkkultur.de/transpersonen-desinformationen-100.html (letzter Aufruf … Mehr anzeigen 

Desinformation ist jedoch nur ein Beispiel für Taktiken und Rhetoriken von TERFs, die zu denen (neu-)rechter Bewegungen erschreckend ähnlich sind. Auch die Vereinnahmung von ursprünglich Linken Begriffen und Thesen gehört dazu: Bezeichnungen wie Cancel Culture und woke/wokeness/Wokistan, deren Wortursprünge aus queeren und/oder Schwarzen (Internet-)Communities stammt, sind ähnlich wie das Konzept der Political Correctness mittlerweile rechtskonservative Kampfbegriffe. Die Vereinnahmung, Verzerrung und Verkehrung von Linken Bildern, Begriffen und Narrativen ist bei der Identitären Bewegung unter dem Namen ‚Metapolitik‘ bekannt28https://www.identitaere-bewegung.de/faq/was-ist-unter-dem-begriff-metapolitik-zu-verstehen (letzter Aufruf 04.12.2022), eine politische Strategie die groteskerweise vom italienischen Marxisten Antonio Gramsci geprägt wurde.

Das letzte Beispiel führt uns wieder zurück zu Kathleen Stock: ähnlich wie in neurechten Ideologien, lässt sich auch in diesem Fall die Erzählung des*der Held*in/Märtyrer*in wiederfinden, die sich traut, gegen die angeblich diskursdominierende Gender-Ideologie ihre Stimme zu erheben. So lautet der Slogan, der deutschen TERF-Zeitschrift Emma „Bleibt mutig!“, eine Zeitschrift, die Kathleen Stock in einem langen Artikel verteidigte29Louis, Chantal: Kathleen Stock: Realität & Ideologie. in: Emma, 23.02.2022, https://www.emma.de/artikel/realitaet-wiegt-schwerer-als-ideologie-339251 (letzter Aufruf 31.10.2022), wenige Wochen nachdem sie die Grünen-Politikerin Tessa Ganserer nicht nur implizit als Mann in Frauenkleidern bezeichnete30Ganserer: Die Quotenfrau. in: Emma, 19.02.2022, https://www.emma.de/artikel/markus-ganserer-die-quotenfrau-339185 (letzter Aufruf 31.10.2022). Und die mit pathetischer Musik unterlegte Erzählstimme im Werbevideo für die sogenannten ‚Forbidden Courses‘, einer Art Summer School der University of Austin, Texas, an der Stock nun unterrichtet, schwärmt vom Konzept der Hochschule: „willing to take intellectual risk will attract the intellectual risk takers and those of course are the intellectual innovators“31https://www.uaustin.org/forbidden-courses (letzter Aufruf 31.10.2022). Gleichzeitig fliehen seit dem erstarken der religiösen Rechten in den USA immer mehr trans* Menschen aus Texas, aus Angst, ihre Menschenrechte zu verlieren.32Kogel, Dennis: Genzmer, Jenny: Die Anfeindungen nehmen zu. in: Deutschlandfunk Kultur, 16.07.2022, https://www.deutschlandfunkkultur.de/transpersonen-desinformationen-100.html (letzter Aufruf … Mehr anzeigen

Der Kreis scheint sich zu schließen bei der Fülle an Hinweisen auf Personen aus neonazistischen Netzwerken unter den Unterstützer*innen der LGB Alliance, der Kathleen Stock angehört.33Parsons, Vic: Neo-Nazis and homophobes are among the supporters of the ‘anti-trans’ group LGB Alliance. in: PinkNews, … Mehr anzeigen Das Statement auf deren Website, „a religious person who is struggling with their sexuality [should] be allowed to seek guidance or counselling from their faith group or religious leaders“34https://lgballiance.org.uk/end-conversion-therapy (letzter Aufruf 31.10.2022) – Konversionstherapie light sozusagen –, und die engen Verbindungen vieler Mitglieder zu konservativen und religiösen Gruppen wie die Heritage Foundation, die Alliance Defending Freedom oder das Centre for Bioethics and Culture haben35Lavery, Grace: The UK Media Has Seriously Bungled the Kathleen Stock Story. in: www.gracelavery.org, 17.10.2021, http://www.gracelavery.org/uk-media-biased-stock-sussex (letzter Aufruf 30.10.2022), überrascht schlussendlich auch nicht mehr.


TERFake News, TERFaschismus, TERFundamentalismus…?

Beim Nachverfolgen der Debatte wird klar: Transfeindlichkeit, und insbesondere Transmisogynie ist, genau wie Rassismus oder Antisemitismus, fester Bestandteil westlicher Gesellschaften, den sich seit einiger Zeit politische Gruppen von Rechts zu Nutze machen, um ihre faschistischen Ideologien zu stärken und gesellschaftsfähig zu machen. Dieses Vorgehen ist kalkuliert und äußerst effektiv und kann nur durch die Sichtbarmachung ebenjener strukturellen Diskriminierungen in westlichen Gesellschaften und die daran anschließende konsequente, machtkritische Aufarbeitung dieser Strukturen unterbrochen werden. Oder um es praxisbezogener mit Grace Laverys Worten zu sagen:

Sussex University needs to start acting like a University again. Adam Tickell, who misunderstands academic freedom and who issues vague threats against student protestors, needs to lose his job. […] And the British media needs to grow a spine, swallow its pride, and hire a bunch of trans editors, any of whom could have seen this coming a mile off.36Lavery, Grace: The UK Media Has Seriously Bungled the Kathleen Stock Story. in: www.gracelavery.org, 17.10.2021, http://www.gracelavery.org/uk-media-biased-stock-sussex (letzter Aufruf 30.10.2022)

Referenzen

Referenzen
1 Smythe, Viv: An apology and a promise. in: Finally, A Feminism 101 Blog, 19.08.2008, https://finallyfeminism101.wordpress.com/2008/08/19/an-apology-and-a-promise (letzter Aufruf 30.10.2022)
2, 3 Williams, Cristan: TERF: What It Means And Where It Came From. in: The Trans Advocate, 03.2014, https://www.transadvocate.com/terf-what-it-means-and-where-it-came-from_n_13066.htm (letzter Aufruf 30.10.2022)
4 Dixon, Hayley: Tavistock clinic ‘putting young gay people at risk by treating them as trans’. in: The Telegraph, 12.09.2022, https://www.telegraph.co.uk/news/2022/09/12/nhs-clinic-transing-gay-away (letzter Aufruf 30.10.2022)
5 Stock, Kathleen: Academic philosophy and the UK Gender Recognition Act. in: Medium, 07.05.2022, https://medium.com/@kathleenstock/academic-philosophy-and-the-uk-gender-recognition-act-6179b315b9dd (letzter Aufruf 30.10.2022)
6 Doherty-Cove, Jody: ‚Trans women are still males with male genitalia‘ – university lecturer airs controversial views. in: The Argus, 15.07.2018, https://www.theargus.co.uk/news/16334391.trans-women-still-males-male-genitalia—university-lecturer-airs-controversial-views (letzter Aufruf 30.10.2022)
7 Stock, Kathleen: Changing the concept of “woman” will cause unintended harms. in The Economist, 06.07.2018, https://www.economist.com/open-future/2018/07/06/changing-the-concept-of-woman-will-cause-unintended-harms (letzter Aufruf 30.10.2022)
8 antiterfsussex, 06.10.2021, https://www.instagram.com/p/CUrjq01MbQ1 (letzter Aufruf 31.10.2022)
9 Bindel, Julie: Terrorised off campus by the trans hate mob: Balaclava-clad fanatics targeted her for daring to speak up for women‘s rights. But here, ex-university lecturer Kathleen Stock defiantly says she WON‘T be silenced in fight for freedom of thought. in: The Daily Mail, 03.11.2021, https://www.dailymail.co.uk/news/article-10163007/Ex-university-lecturer-Kathleen-Stock-says-WONT-silenced-fight-freedom-thought.html (letzter Aufruf 30.10.2022)
10 Vukadinović, Vojin Saša: Chronik einer orchestrierten Verleumdung. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2021, https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/cancel-culture-an-hochschulen-chronik-einer-verleumdung-17247116.html (letzter Aufruf 30.10.2022)
11 Vukadinović, Vojin Saša: Schmutzkampagne gegen eine Philosophin. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.10.2021, https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/transaktivisten-bedrohen-die-philosophieprofessorin-kathleen-stock-17580157.html (letzter Aufruf 30.10.2022)
12 Feddersen, Jan: Antifreiheitliches Wokistan. in: taz, 01.11.2021, https://taz.de/Professorin-tritt-nach-trans-Eklat-ab/!5809038 (letzter Aufruf 30.10.2022)
13 Vukadinović, Vojin Saša: Gezielte Kampagnen. in: Die Zeit, 26.11.2021, https://www.zeit.de/2021/48/kathleen-stock-wissenschaftsfreiheit-feministen-transaktivisten-philosophin (letzter Aufruf 04.12.2022)
14 Vukadinović, Vojin Saša: Butler erhebt „Rassismus“-Vorwurf. in: Emma, 28.06.2017, https://www.emma.de/artikel/gender-studies-sargnaegel-des-feminismus-334569 (letzter Aufruf 30.10.2022)
15 Open Letter Concerning Transphobia in Philosophy, 06.2021, https://sites.google.com/view/trans-phil-letter (letzter Aufruf 30.10.2022)
16 Vukadinović, Vojin Saša: Gezielte Kampagnen. in: Die Zeit, 26.11.2021, https://www.zeit.de/2021/48/kathleen-stock-wissenschaftsfreiheit-feministen-transaktivisten-philosophin (letzter Aufruf 30.10.2022)
17, 18, 19 Celikates, Robin; Hoppe, Katharina; Loick, Daniel; Nonhoff, Martin; von Redecker, Eva; Vogelmann, Frieder: Wissenschaftsfreiheit, die wir meinen. in: Die Zeit, 18.11.2021, https://www.zeit.de/2021/47/wissenschaftsfreiheit-universitaeten-cancel-culture-kathleen-stock (letzter Aufruf 30.10.2022)
20, 35, 36 Lavery, Grace: The UK Media Has Seriously Bungled the Kathleen Stock Story. in: www.gracelavery.org, 17.10.2021, http://www.gracelavery.org/uk-media-biased-stock-sussex (letzter Aufruf 30.10.2022)
21 Thorburn, Jacob: BBC is forced to air ‚correction‘ from feminist professor Kathleen Stock after allowing students‘ union officer to ‚falsely‘ claim that she signed a ‚declaration to eliminate trans people in law‘ during live broadcast. in: MailOnline, 15.10.2021, https://www.dailymail.co.uk/news/article-10095721/BBC-apologises-student-union-rep-says-professor-supports-elimination-trans-people-law.html#v-642147033211617435 (letzter Aufruf 30.10.2022)
22 Lavery, Grace: The UK Media Has Seriously Bungled the Kathleen Stock Story. in: http://www.gracelavery.org, 17.10.2021, http://www.gracelavery.org/uk-media-biased-stock-sussex (letzter Aufruf 30.10.2022)
23 Woolcock, Nicola: Kathleen Stock: Exiled academic joins free-speech college The University of Austin. in: The Times, 10.11.2021, https://www.thetimes.co.uk/article/kathleen-stock-exiled-academic-joins-free-speech-college-the-university-of-austin-kdrf883sj (letzter Aufruf 30.10.2022)
24 Steinhoff, Uwe: Was man nicht kritisieren darf. in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2021, https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/gender-studies-konformismus-im-fall-kathleen-stock-gefordert-17645134.html (letzter Aufruf 04.12.2022)
25 antiterfsussex: ANTI-STOCK ACTION 2021, 28.10.2021, https://www.instagram.com/p/CVlRyn3gcrs (letzter Aufruf 31.10.2022)
26 de Lauretis, Teresa: Die Technologie des Geschlechts. In: Kathrin Peters (Hg.), Andrea Seier (Hg.), Gender & Medien-Reader, S. 459. (letzter Aufruf 31.10.2022)
27, 32 Kogel, Dennis: Genzmer, Jenny: Die Anfeindungen nehmen zu. in: Deutschlandfunk Kultur, 16.07.2022, https://www.deutschlandfunkkultur.de/transpersonen-desinformationen-100.html (letzter Aufruf 31.10.2022)
28 https://www.identitaere-bewegung.de/faq/was-ist-unter-dem-begriff-metapolitik-zu-verstehen (letzter Aufruf 04.12.2022)
29 Louis, Chantal: Kathleen Stock: Realität & Ideologie. in: Emma, 23.02.2022, https://www.emma.de/artikel/realitaet-wiegt-schwerer-als-ideologie-339251 (letzter Aufruf 31.10.2022)
30 Ganserer: Die Quotenfrau. in: Emma, 19.02.2022, https://www.emma.de/artikel/markus-ganserer-die-quotenfrau-339185 (letzter Aufruf 31.10.2022)
31 https://www.uaustin.org/forbidden-courses (letzter Aufruf 31.10.2022)
33 Parsons, Vic: Neo-Nazis and homophobes are among the supporters of the ‘anti-trans’ group LGB Alliance. in: PinkNews, 03.04.2022https://www.pinknews.co.uk/2020/04/03/lgb-alliance-neo-nazi-homophobia-spinster-death-head-charity-commission/ (letzter Aufruf 31.10.2022)
34 https://lgballiance.org.uk/end-conversion-therapy (letzter Aufruf 31.10.2022)

فُرم های اجرایی اعتراضات زنان در ایران

For the English version change language selection.

اکثر کشورهای خاورمیانه دارای نوعی از رژیم های استبدادی هستند که در بهترین حالت با زنان به عنوان جنس دوم رفتار کرده و حقوق اولیه آنها را زیر پا می گذارند. روایت کلان آنها از قدرت بر پایه ارزش های مردسالارانه و مذهبی تعریف شده است. در چنین حکومت هایی، نادیده گرفتن حقوق زنان و دگرباشان جنسی و همچنین تحقیر آنها بدل به امری عادی شده است. عموماً رژیم هایی که „دیگری زنانه“ را تهدیدی علیه هژمونی مردانه می بینند، به شکل قبیله ای، غیر تکثرگرا و دیکتاتوری جوامع خود را اداره و کنترل می کنند. 

زنان، دگرباشان جنسی، طرفداران محیط زیست، حامیان خلع سلاح هسته ای و غیره، از سوی حکومت های توتالیتر و متحجر در خاورمیانه از جمله ایران، یک تهدید محسوب می شوند. بر اساس قوانین رژیم های خودکامه، این گروه ها اقلیت هایی هستند که مدام علیه ارزش های تعریف شده حکومت می جنگند. از سوی دیگر، ظهور احزاب افراطی و بنیادگرا در کشورهای دموکراتیک، باعث بیگانه هراسی، نژاد پرستی، ملی گرایی و مهاجر ستیزی شده که این مهم یک تهدید جدی برای حیات دموکراسی قلمداد می شود. در چنین شرایطی، فعالان حقوق زنان و دگرباشان جنسی می توانند با حمایت از خیزش زنان در کشورهایی دارای حکومت های دیکتاتوری مانند ایران، از مفهوم دموکراسی به معنای کلی آن دفاع کنند. 

© REX/SHUTTERSTOCK

در خاورمیانه، جمهوری اسلامی ایران، یکی از محافظه کارترین رژیم های تمامیت خواه محسوب می شود. این رژیم همواره در برخورد با جنبش های اجتماعی به شکل متخاصم، خشن و متجاوزانه عمل کرده است. حکومت ایران برای حفظ نظم سیاسی- اجتماعی خود همواره تقابل و طرد „دیگری“ را در دستور کار قرار داده است. در شرایط کنونی ایران، زنانگی، عاملی قدرتمند و تهدیده کننده علیه نظم جعلی جمهوری اسلامی است که اساساً با درک مفاهیمی همچون عدالت، برابری و آزادی غریبه است. حکومت اسلامی ایران در طول چهل و سه سال حاکمیت خود، همواره حقوق بشر را به طرق مختلف نقض کرده است. این رژیم، اقلیت های جنسی، مذهبی، سیاسی و سایر گروه های مخالف را تحقیر کرده و به شکل مداوم فعالان زن را بدون توجه به اصل کثرت گرایی اجتماعی- سیاسی، سرکوب و بازداشت کرده است. رژیم اسلامی در مقاطع مختلف، با امواجی گسترده از نارضایتی مردم روبرو شده است. اعتراضات ملی ایران در دهه اخیر بیشتر ناشی از افزایش شکاف طبقاتی، فساد سیستماتیک دولتی، نقض مکرر حقوق بشر و فشارهای کشورهای خارجی بوده است. بر اساس گزارش مجمع جهانی اقتصاد در سال 2009 میلادی، ایران از نظر تبعیض جنسیتی، از میان 134 کشور، در رتبه 128 قرار گرفت.1https://www3.weforum.org/docs/WEF_GenderGap_Report_2009.pdf

زمزمه های اجباری شدن حجاب از اولین روزهای پس از پیروزی انقلاب اسلامی در سال 1357 خورشیدی شنیده می شد تا اینکه در سال 1362 توسط مجلس شورای اسلامی به شکل قانون تصویب شد. طبق قانون مجازات اسلامی، زنی که حدود شرعی حجاب را رعایت نکند، به 70 ضربه شلاق یا 60 روز حبس محکوم می شود. 

مرگ ژینا (مهسا) امینی در 25 شهریورماه 1401 خورشیدی، بار دیگر باعث توجه جهانیان به موضوع زنان در ایران شد. قتل مهسا به وسیله گشت ارشاد تهران (پلیس اخلاقی) به دلیل رعایت نکردن حجاب طبق قوانین معیار، باعث اعتراضات بسیار گسترده ای در ایران و سایر کشورهای جهان شد. نام مهسا امینی، میلیون ها بار در شبکه های اجتماعی تکرار شد و در دو ماه گذشته هشتگ MahsaAmini# رکورد بیشترین اشتراک گذاری در توئیتر را شکست.2 https://globalvoices.org/2022/10/13/the-world-must-hear-the-voice-of-iranian-women

© FRANCEPRESS

اعتراضات زنان در ایران در نتیجه ظهور مهسا به عنوان یک „دیگری“ نمادین علیه رژیم اسلامی، فُرم های نوین و خلاقانه ای به خود گرفت. بر اساس نظریه باتلر، اعتراضات زنان در ایران را می توان اجرایی دانست چرا که آنها مشروعیت رژیم را از طریق ظاهرسازی بدن های خود در فضاهای عمومی و تکرار ژست ها حتی به صورت دیجیتال زیر سئوال می برند. بدن هایی که در حال مبارزه در برابر خشونت و احیای حق خود برای (ادامه وجود) هستند.3نگاه کنید به کتاب جودیت باتلر: یادداشت هایی درباره نظریه اجرایی اجتماع. کمبریج، اِم اِی، انتشارات دانشگاه … Mehr anzeigen در اینجا و به اختصار، به بررسی چند نمونه از فُرم های اجرایی اعتراضات زنان در تظاهرات اخیر می پردازیم:

  • آتش زدن روسری و ایجاد کمپین روسری سوزان در اعتراض به حجاب اجباری. این فُرم اعتراض از تجمعی در شهر ساری4
    این اعتراض علیه حجاب اجباری در تاریخ 29 شهریورماه 1401 خورشیدی و با دعوت فعالان زن در شمال ایران
    ، واقع در شمال ایران سرچشمه گرفت و سپس در بسیاری از شهرهای دیگر تسری پیدا کرد. (https://www.youtube.com/watch?v=spSTw-zs-AA)
  • بر اساس یکی از رسوم کهن ایرانیان باستان و برخی ملل دیگر، کندن یا کوتاه کردن مو (گیسو بُران)، نشانه ای برای ابراز غم و ناراحتی است. پس از انقلاب اسلامی در ایران، این رسم به فراموشی سپرده شده بود اما پس از قتل مهسا، این کنش بدل به فُرمی اجرایی و نمایشی جهت اظهار انزجار، خشم و ناراحتی توسط زنان و مردان شد. (https://www.youtube.com/watch?v=_zNngyPYK2w)
  • پاره کردن تصویر بنیانگذار و رهبر جمهوری اسلامی از کتاب های درسی دانش آموزان.
    (https://tinyurl.com/yv9ammrd)
  • تکرار شعار زن، زندگی، آزادی(ژن، ژیان، ئازادی). این شعار ریشه در ژینولوژی5ژینولوژی (کُردی: (Jineolojî شکلی از فمنیسم و برابری جنسیتی است که توسط حزب کارگران کردستان (PKK) و چتر گسترده اتحادیه … Mehr anzeigen داشته و گفته می شود که توسط عبدالله اوجالان، رهبر حزب کارگران کردستان (پ.ک.ک) ابداع شده است. این شعار نشان دهنده فعالیت های سیاسی زنان کُرد در سال 2000 میلادی است. (https://tinyurl.com/ms7fy822)
  • انتشار ویدئوی دختری ناشناس که اقدام به بستن موهایش جهت رویارویی با مأموران امنیتی می کند، بدل به یکی دیگر از نمادهای اعتراضات شد. در فرهنگ ایرانی، بستن مو نشانه ای برای آماده شدن زنان جهت انجام اقدامی مهم تعبیر می شود. تعداد زیادی از جوانان با تکرار این کنش و اشتراک گذاری ویدئوی آن در شبکه های اجتماعی، آمادگی خود برای مقابله با نیروهای سرکوبگر را اعلام کردند. (https://tinyurl.com/2p9xupzm)
  • بوق زدن ممتد اتومبیل ها در خیابان ها و بزرگراه ها، یکی دیگر از نمادهای اعتراضات امسال است. اتومبیل ها با بوق زدن، با صدای معترضین در خیابان ها همراهی می کنند. (https://tinyurl.com/44a4nae6)
  • در اکثر دانشگاه های ایران، رد دست های خونی بر در و دیوار کلاس ها، نشانه ای از اعتراض علیه جنایت های رژیم در برخورد با دانشجویان و برخی اساتید است. (https://tinyurl.com/53uyhhu5)
  • بسیاری از بازیکنان در رویدادهای ملی و بین المللی ورزشی، از خواندن سرود جمهوری اسلامی سر باز زده و با بازوبند یا مچ بند مشکی در مسابقات حاضر می شوند. در جام جهانی فوتبال 2022، قطر که به دلیل نقض مکرر حقوق بشر و به رسمیت نشناختن اقلیت های جنسی مورد انتقاد گسترده قرار گرفته، در اقدامی هماهنگ با حکومت ایران، از ورود ایرانیان معترض به داخل ورزشگاه ها جلوگیری کرد. لازم به ذکر است که بازیکنان تیم ملی فوتبال ایران قبل از اولین مسابقه خود برابر انگلیس، سرود جمهوری اسلامی را نخواندند. (https://www.cbsnews.com/news/iran-national-anthem-world-cup-england)

روز به روز، فُرم های اعتراضات متنوع تر شده و افراد بیشتری از بخش های مختلف جامعه را تحت تأثیر قرار می دهد. شکی نیست که اعتراضات جاری در ایران، بزرگترین، یکپارچه ترین و گسترده ترین اعتراضات بعد از انقلاب اسلامی است. اعتراض زنان به حجاب اجباری می تواند باعث آزادی جامعه ایران، سقوط رژیم اسلامی و در نهایت آزادی تمام زنان، دگرباشان جنسی و سایر اقلیت ها شود. وظیفه ما به عنوان مدافعین حقوق زنان و اقلیت های جنسی به عنوان ارکانی از حقوق بشر، حمایت از تمام زنان، مردان و هر فردی از هر جنسیتی در خیابان های ایران است که فریاد می زنند: زن، زندگی، آزادی.

_ دکتر حامد سلیمان زاده، منتقد و فیلسوف فیلم است که هم اکنون به عنوان پژوهشگر تحت حمایت بنیاد انیشتین آلمان در دانشگاه هنرهای برلین (UdK) فعالیت می کند. 

Referenzen

Referenzen
1 https://www3.weforum.org/docs/WEF_GenderGap_Report_2009.pdf
2 https://globalvoices.org/2022/10/13/the-world-must-hear-the-voice-of-iranian-women
3

نگاه کنید به کتاب جودیت باتلر: یادداشت هایی درباره نظریه اجرایی اجتماع. کمبریج، اِم اِی، انتشارات دانشگاه کمبریج ۱۳۹۳
4
این اعتراض علیه حجاب اجباری در تاریخ 29 شهریورماه 1401 خورشیدی و با دعوت فعالان زن در شمال ایران
5

ژینولوژی (کُردی: (Jineolojî شکلی از فمنیسم و برابری جنسیتی است که توسط حزب کارگران کردستان (PKK) و چتر گسترده اتحادیه جوامع کردستان (KCK) حمایت می شود.

The Lonesome Crowded West

In Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Migrationsgeschichte fertigte die Künstlerin Ana Tomic eine Serie von zehn Pastellkreide-Zeichnungen an, die jeweils eine Zeile ihres Gedichts „The Lonesome Crowded West” illustrieren. Der Titel ist vom gleichnamigen Album der us-amerikanischen Band Modest Mouse aus dem Jahr 1997 übernommen. In das Gedicht und die Zeichnungen sind dabei ihre Erfahrungen als Teenager und erwachsene Frau, Zitate des Vaters, Darstellungen von Luxus und Erfolg in sozialen Medien, sowie Referenzen auf kanonische Maler wie Caravaggio und Kandinsky eingewoben. Dabei entsteht an manchen Punkten eine interessante Spannung zwischen den autobiografischen Anteilen der Arbeit und den Zitaten aus Kunstgeschichte und Popkultur, an anderer Stelle sind sie wiederum deckungsgleich.Ana Tomic thematisiert in dieser eindrucksvollen Arbeit internalisierte Vorurteile über die eigene Herkunft sowie idealisierte Vorstellungen über die westliche Welt.

Die Arbeit entstand im Rahmen des Seminars Feministische dekoloniale Gesten und Ästhetik, organisiert und durchgeführt von Pary El-Qalqili im Wintersemester 2021/2022 an der UdK Berlin.

Dr. Mutlu Ergün-Hamaz ist seit dem 1. Februar 2022 Diversitätsbeauftragter an der UdK Berlin. Er ist einer der ersten Diversitätsbeauftragten mit Schwerpunkt Antirassismus an einer Berliner Hochschule. Dies ist das Resultat von den teils jahrzehntelangen kollektiven Kämpfen verschiedener studentischer Initiativen an der UdK, die im Sommer 2020 einen ihrer Höhepunkte fanden. In dieser Podcast-Folge sprechen die zwei Studentinnen Sarah Herfurt, ehemalige AstA-Referentin für Antidiskriminierung und Mitglied in der AG Intersektionale Antidiskriminierung, und Elena Buscaino, studentische Mitarbeiterin in der AG Critical Diversity und Mitorganisatorin von #exitracismUDK, mit Mutlu Ergün-Hamaz in seinem neuen Büro am Einsteinufer über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von antirassistischer Arbeit an der UdK Berlin.

Kontaktmöglichkeiten Diversitätsbeauftragter
E-Mail: diversitaetsbeauftragter@udk-berlin.de
Sprechzeiten: donnerstags, 10:00 – 12:00 Uhr
Telefon: 030 3185 1317
Raum 105, Einsteinufer 43 in 10857 Berlin

Erwähnungen
Offener Brief #exitracismUDK und 19 Forderungen der AG Intersektionale Antidiskriminierung
Move on Up! E-Mail-Verteiler
Art.School.Differences Studie
Berliner Hochschulgesetz

Neue Poster und Sticker

Der Critical Diversity Blog hat neue modulare und interaktive Poster und Sticker, die auch als Flyer benutzt werden können.
Schreibt uns über diversity@udk-berlin.de, falls ihr welche haben wollt!

Charlotte Rohde ist eine Designerin, Schriftgestalterin und Künstlerin, deren Schrift „Serifbabe“ das visuelle Erscheinungsbild des Critical Diversity Blogs maßgeblich prägt. In dieser Folge spricht sie über ihre feministische Arbeitspraxis, über die Verschränkung von Feminismus und Design und über den Entstehungsprozess der Serifbabe.

Im Gespräch werden folgende Links genannt:
Black Type Designers & Foundry Owners
Typefaces designed by Asian womxn

Triggerwarnung: In der Soundarbeit (und dem Podcast) werden Zitate und Inhalte aufgezeigt, die explizite Situationen von sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt beschreiben! 

„Seit Sommer 2019 arbeiten wir an einer Soundarbeit zu sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt an der UdK. Insbesondere Studierende sind hiervon betroffen, die Thematik wird unserer Ansicht nach jedoch nicht ausreichend offen verhandelt, grenzüberschreitendes Verhalten hierdurch verstärkt produziert und betroffene Personen nicht ausreichend geschützt. Indem wir diese Thematik sichtbar machen, sehen wir die Arbeit als ein Beitrag, sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt an der UdK entgegen zu wirken. So richten wir uns in erster Linie an Betroffene, weiterhin insbesondere an jede*/n*, die*/der* an der UdK studiert, dort arbeitet oder sie besucht. 

In der Arbeit sprechen (ehemalige) Studierende in neun Interviews über ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit und von sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt insbesondere ausgeübt durch Dozierende, aber auch durch Studierende oder weiteren Personen, die an der UdK tätig sind oder diese besuchen. Im Fokus der Interviews stehen die subjektiven Erfahrungen und nicht theoretisches Wissen. Die interviewten Personen haben uns großes Vertrauen geschenkt und sehr persönliche Inhalte geteilt. Aufgrund der Sensibilität der Interviewinhalte haben wir uns daher dagegen entschieden, die Arbeit online zu veröffentlichen. 

Die Interviews sind inhaltlich sehr unterschiedlich, zeigen jedoch in der Auswertung Gemeinsamkeiten, die eine Struktur bezüglich sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt an der UdK aufzeigen:
1 Der Uni-Raum wird dominiert durch den (cis-)männlichen (weißen) Körper. Das bedeutet, dass insbesondere (cis-)männliche Dozierende und Studierende den Raum für sich beanspruchen.
2 Die meisten der Interviewten geben an, dass (cis-)männliche Profs und Dozierende eine sexistische und homophobe Sprache benutzen. Sexistische Äußerungen “verpacken“ sie gern in “Witze“ oder in Lehrinhalte.
3 Viele der Interviewten werden/wurden durch sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt vom künstlerischen Arbeiten und Lernen im Studium einen längeren Zeitraum abgehalten.
4 Einige der Interviewten berichten, dass ihnen der Zugang zu Preisen, Ausstellungsmöglichkeiten oder Stipendien verwehrt wurden, wenn sie nicht auf das diskriminierende Verhalten eingegangen sind oder sich diesem aktiv widersetzt haben.
5 Viele der Interviewten meiden bewusst (Lehr-)Räume innerhalb der UdK, um bestimmten Personen nicht zu begegnen.
6 Viele der Interviewten haben sich bei der Wahl der Klasse bewusst für eine* Prof*1 entschieden oder sind nach diskriminierenden Erfahrungen in Klassen mit weiblichen Profs* gewechselt.
7 Viele der Interviewten geben an, dass zwischen den Studierenden innerhalb und außerhalb der Klassen wenig Unterstützung vorhanden ist/war. Entweder weil Studierende sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt nicht einordnen oder weil sie nicht wussten, wie sie helfen konnten oder auch, weil einige Studierende diskriminierendes Verhalten von Dozierenden gutgeheißen wurde (z.B. durch Zustimmung, Gelächter in diskriminierenden Situationen).
8 Viele der Interviewten geben an, dass sie nicht ausreichend unterstützt gefühlt haben durch die UdK.

“(…) Ich hatte bisher kein Gespräch, wo nichts bei herumgekommen ist. Es war immer ein interessanter Aspekt, der noch nicht erzählt wurde. Es ist ja auch interessant, wenn sich die Inhalte wiederholen, weil das zeigt ja auch ein strukturelles Muster auf. Es kommt (…) oft vor, dass Leute sehr ähnliche Sachen erzählen. Das ist ja das Ding: Dass es keine Einzelfälle sind.” (aus einem Interview)

Weiteres:
9 Personen, die ich, Camilla Goecke, gefragt habe, wollten kein Interview führen aufgrund von starken Schamgefühlen und/oder aus Angst vor Konsequenzen. Daher werden auch oftmals keine uniinternen Beschwerden eingereicht oder polizeiliche Anzeige erstattet.
10 Erst durch die Schilderung und Zusammenfassung der Arbeit haben sich Studierende an uns gewendet, da ihnen bewusst geworden ist, dass ihnen ähnliches widerfahren ist.
11 Studierende oder andere Personen, an die sich Betroffene gewendet haben, um Hilfe zu bekommen, können diese nicht immer ausreichend unterstützen, da sie ebenfalls sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt nicht einordnen konnten und/oder überfordert sind.
Die Interviews und weitere Gespräche, die wir mit Studierenden geführt haben, zeigen bis auf die Tat der Vergewaltigung, dass alle Formen von sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt an der UdK vorkommen!

Wir halten Sound als geeignetes Medium für unsere künstlerische Arbeit. Zum einen ist es ein von Cis-Männern dominiertes Medium, zum anderen empfinden wir das aktive Zuhören als eine wichtige Strategie, um diese Thematik aufmerksam zu machen. Durch das aktives Zuhören werden marginalisierte Stimmen in Hinblick auf sexualisierte Diskriminierung, Belästigungen und Gewalt an der UdK hörbar gemacht. Es beinhaltet außerdem die eigene Position zu reflektieren: Wie höre ich zu? Welchen Stimmen schenke ich Beachtung? Welche Stimmen werden übertönt, eventuell auch durch meine eigene? Durch welchen „Filter“ höre ich zu? Findet meine Stimme Raum und Resonanz? 

Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass unsere Arbeit nur einen kleinen Ausschnitt von sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt an der UdK aufzeigt. Da die Inhalte, wie aufgezeigt, jedoch eine klare strukturelle Diskriminierung beinhalten, sprechen wir uns für eine hochschulübergreifende Studie und jährliche Befragung der Studierenden aus. Zudem bedarf es unserer Ansicht nach einer verstärkte Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit aller an der UdK wirkenden Personen sowie der Einrichtung von “sicheren“ Räumen und niedrigschwelliger Beratung für und von Betroffenen innerhalb der Uni. 

Zudem möchten wir insbesondere Studierende ermutigen, sich mit sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt (an der UdK) zu beschäftigen. Auch wenn dies eine starke Belastung und Emotionalität mit sich bringen kann, hat uns die Auseinandersetzung mit dieser Thematik “ermächtigt“; wir habe eine deutlichere Sprache für diese Thematik gefunden, wir können Formen von sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt klar benennen und einordnen und konnten hierdurch einige Betroffene unterstützen.“ 

Camilla Goecke & Marieke Helmke (Juli 2020)

Marieke Helmke (links) and Camilla Goecke (rechts) während ihrer Lesung im Rahmen der Ausstellung „Animation Of Dead Material“ im Kunstraum Kreuzberg, 30.08.2020.

1 Anm. d. Redaktion: Sprache befindet sich im ständigen Wandel. Die Schreibweisen Frauen* und weiblich* galten zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes als inklusiv für Menschen, die durch Sexismus strukturell benachteiligt werden. Mittlerweile werden diese Bezeichnungen aufgrund ihrer Ungenauigkeit und Reproduktion sexistischer Stereotypen im Antidiskriminierungskontext nicht mehr verwendet. Stattdessen werden Begriffe benutzt, die genauer beschreiben, wer jeweils gemeint ist – z. B. „FLINTA*“. In jüngeren Blog-Texten und Interviews wurde auf die Schreibweise Frauen* und weiblich* deshalb verzichtet.

Die AG Critical Diversity ist eine Initiative der Kommission für Chancengleichheit der

Ableismus ist die Diskriminierung und das soziale Vorurteil gegenüber Menschen mit bestimmten körperlichen und geistigen Fähigkeiten und Bedürfnissen. In der Regel handelt es sich dabei um eine Abwertung der physischen und psychischen Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person, die auf einer vermeintlichen biologischen (körperlichen und/oder geistigen) Norm dessen beruht, was ein nichtbehinderter, neurotypischer Mensch sein sollte. Ableismus kann sich mit anderen Formen der Unterdrückung wie Rassismus und Sexismus überschneiden.

Adultismus ist die im Alltag und im Recht anzutreffende Diskriminierung, die auf ungleichen Machtverhältnissen zwischen Erwachsenen einerseits und Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen andererseits beruht.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das seit 2006 in Kraft ist, ist das einheitliche zentrale Regelwerk in Deutschland zur Umsetzung von vier europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien. Erstmals wurde in Deutschland ein Gesetz geschaffen, das den Schutz vor Diskriminierung aufgrund von Rassifizierung, ethnischer Herkunft, Geschlechtsidentität, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, des Alters oder der sexuellen Orientierung umfassend regelt.

Antisemitismus ist eine Weltanschauung, die auf Hass/Feindseligkeit gegenüber jüdischen Menschen als religiöser oder rassifizierter Gruppe, jüdischen Einrichtungen oder allem, was als jüdisch wahrgenommen wird, beruht oder diese diskriminiert. Antisemitismus kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Audismus bezeichnet die Diskriminierung von Tauben, die auf einer höheren Wertschätzung des Hörens und Sprechens sowie der Abwertung von Tauben als „defekt“ beruht. Dies führt zur Marginalisierung der Gehörlosenkultur und der Gebärdensprache. (Quelle: Diversity Arts Culture)

Barrierefreiheit bezeichnet das Ausmaß, in dem ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Umgebung für möglichst viele Menschen zugänglich ist und von ihnen genutzt werden kann. Inklusive Barrierefreiheit bewertet daher die Bedürfnisse und Wünsche aller möglichen Menschen – einschließlich derjenigen, die neurodivergent sind oder unterschiedliche Fähigkeiten haben – und bezieht diese in Design und Funktion mit ein. Änderungen, die Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten die gleiche Chance und Teilnahme ermöglichen, werden oft als behindertengerechte Anpassungen bezeichnet.

Belästigung ist ein unerwünschtes und nicht einvernehmliches Verhalten, das die Würde einer anderen Person verletzt. Belästigung kann oft ein einschüchterndes, feindseliges, demütigendes oder kränkendes soziales Klima erzeugen und kann auf der sexuellen Orientierung, der Religion, der nationalen Herkunft, einer Behinderung, dem Alter, der Rassifizierung, dem Geschlecht usw. einer Person beruhen. Belästigungen können verschiedene Formen annehmen, darunter verbale, körperliche und/oder sexualisierte.

Das binäre Geschlecht ist die Einteilung der Geschlechter in zwei unterschiedliche und entgegengesetzte Kategorien: Mann/männlich und Frau/feminin. Dieses Glaubenssystem geht davon aus, dass das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht mit den traditionellen sozialen Konstruktionen von männlicher und weiblicher Identität, Ausdruck und Sexualität übereinstimmt. Eine Zuweisung außerhalb des binären Geschlechts wird in der Regel als Abweichung von der Norm betrachtet.

Das Konzept des biologischen Geschlechts bezieht sich auf den biologischen Status einer Person, welcher meist bei der Geburt zugewiesen wird – in der Regel aufgrund der äußeren Anatomie. Das biologische Geschlecht wird in der Regel als männlich, weiblich oder intersexuell kategorisiert.

Cis-Geschlechtlichkeit, oder einfach cis, bezieht sich auf Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Cis kommt von der lateinischen Vorsilbe, die „auf dieser Seite von“ bedeutet.

as Konzept nach Birgit Rommelspacher geht davon aus, dass es ein System von Hierarchien, Herrschaft und Macht gibt, indem die verschiedenen rassistischen, sexistischen, klassistischen und weiteren Herrschaftsformen sich ineinander verflechten. In dieser Verflechtung hat jeweils eine dominante Gruppe die Macht, welche gesellschaftlich immer wieder ausgehandelt wird. In einer bestehenden Gesellschaft erlangt die dominante Gruppe ihre Rolle dadurch, dass sie als zur Mehrheit der Bevölkerung gehörend wahrgenommen wird und in den gesellschaftlichen Institutionen eine bedeutende Präsenz hat.

Der gefängnisindustrielle Komplex (PIC) ist ein Begriff, der die komplexen und miteinander verknüpften Abhängigkeiten zwischen einer Regierung und den verschiedenen Unternehmen und Institutionen beschreibt, die von den Praktiken der Freiheitsentziehung profitieren (z. B. Gefängnisse, Haftanstalten, Abschiebeeinrichtungen und psychiatrische Kliniken). In Anlehnung an den Begriff „militärisch-industrieller Komplex” plädiert der PIC für eine umfassendere Analyse der Art und Weise, wie die Freiheitsberaubung in einer Gesellschaft eingesetzt wird, und nennt alle Interessengruppen, die finanzielle Gewinne über Strategien der Vermeidung der Inhaftierung von Menschen stellen.

Genderexpansiv ist ein Adjektiv, das eine Person mit einer flexibleren und fließenderen Geschlechtsidentität beschreiben kann, als mit der typischen binären Geschlechtszugehörigkeit assoziiert werden könnte.

Geschlecht wird oft als soziales Konstrukt von Normen, Verhaltensweisen und Rollen definiert, die sich von Gesellschaft zu Gesellschaft und im Laufe der Zeit verändern. Es wird oft als männlich, weiblich oder nicht-binär kategorisiert.

Die Geschlechtsangleichung ist ein Prozess, den eine Person durchlaufen kann, um sich selbst und/oder ihren Körper in Einklang mit ihrer Geschlechtsidentität zu bringen. Dieser Prozess ist weder ein einzelner Schritt noch hat er ein bestimmtes Ende. Vielmehr kann er eine, keine oder alle der folgenden Maßnahmen umfassen: Information der Familie und des sozialen Umfelds, Änderung des Namens und der Pronomen, Aktualisierung rechtlicher Dokumente, medizinische Maßnahmen wie Hormontherapie oder chirurgische Eingriffe, die oft als geschlechtsangleichende Operation bezeichnet werden.

Der Ausdruck des Geschlechts ist die Art und Weise, wie eine Person ihr Geschlecht nach außen hin verkörpert, was in der Regel durch Kleidung, Stimme, Verhalten und andere wahrgenommene Merkmale signalisiert wird. Die Gesellschaft stuft diese Merkmale und Leistungen als männlich oder weiblich ein, obwohl das, was als männlich oder weiblich gilt, im Laufe der Zeit und zwischen den Kulturen variiert.

Geschlechtsdysphorie ist eine psychische Belastung, die sich aus der Inkongruenz zwischen dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und der eigenen Geschlechtsidentität ergibt. Menschen aller Geschlechter können Dysphorie in unterschiedlicher Intensität oder auch überhaupt nicht erleben.

Die Geschlechtsidentität ist das innere Selbstverständnis einer Person in Bezug auf ihr Geschlecht. Im Gegensatz zum Geschlechtsausdruck ist die Geschlechtsidentität für andere nicht äußerlich sichtbar.

Heteronormativität ist das Konzept, dass Heterosexualität – romantische und/oder sexuelle Anziehung zwischen Menschen des „anderen“ Geschlechts –  die normative oder einzig akzeptierte sexuelle Orientierung in einer Gesellschaft ist. Heteronormativität geht vom binären Geschlechtsmodell aus und beinhaltet daher den Glauben an eine Übereinstimmung zwischen Sexualität, Geschlechtsidentität, Geschlechterrollen und biologischem Geschlecht. Als vorherrschende soziale Norm führt die Heteronormativität zu Diskriminierung und Unterdrückung derjenigen, die sich nicht als heterosexuell identifizieren.

Bei der Hormontherapie, auch geschlechtsangleichende Hormontherapie (GAHT) oder Hormonersatztherapie (HRT) genannt, werden Geschlechtshormone oder andere hormonelle Medikamente verabreicht. Diese Hormonveränderungen können körperliche Veränderungen auslösen, die als sekundäre Geschlechtsmerkmale bezeichnet werden und dazu beitragen können, den Körper besser auf die Geschlechtsidentität einer Person anzupassen.

Institutionelle Diskriminierung bezieht sich auf vorurteilsbehaftete organisatorische Maßnahmen und Praktiken innerhalb von Institutionen – wie Universitäten, Unternehmen usw. –, die dazu führen, dass eine marginalisierte Person oder Personengruppe ungleich behandelt wird und ungleiche Rechte hat.

Inter* oder Intergeschlechtlichkeit ist ein Oberbegriff, der Menschen beschreiben kann, die Unterschiede in der reproduktiven Anatomie, bei den Chromosomen oder den Hormonen aufweisen, die nicht den typischen Definitionen von männlich und weiblich entsprechen. Das Sternchen (*) unterstreicht die Vielfalt der intersexuellen Realitäten und Körperlichkeiten.

Intergenerationales Trauma bezieht sich auf das Trauma, das von einer traumaüberlebenden Person an deren Nachkommen weitergegeben wird. Aufgrund von gewalttätigen und lebensbedrohlichen Ereignissen wie Kriegen, ethnischen Säuberungen, politischen Konflikten, Umweltkatastrophen usw., die von früheren Generationen erlebt wurden, können die Nachkommen negative emotionale, körperliche und psychologische Auswirkungen erfahren. Da die ursprünglichen Ursachen von Traumata durch Formen der Diskriminierung wie Rassifizierung und Geschlecht bedingt sind, treten intergenerationale Traumata auch entlang intersektionaler Achsen der Unterdrückung auf. Schwarze Gemeinschaften haben zum Beispiel das intergenerationale Trauma der Versklavung ans Licht gebracht. Intergenerationales Trauma wird manchmal auch als historisches Trauma, multi- oder transgenerationales Trauma oder sekundäre Traumatisierung bezeichnet.

Intersektionalität benennt die Verflechtung von Unterdrückungssystemen und sozialen Kategorisierungen wie Rassifizierung, Geschlecht, Sexualität, Religion, Migrationsgeschichte, Klasse und mehr. Intersektionalität betont, dass die einzelnen Formen der Diskriminierung nicht unabhängig voneinander existieren und auch nicht unabhängig voneinander betrachtet und bekämpft werden können. Vielmehr sollten bei der Bekämpfung von Unterdrückung die kumulativen und miteinander verknüpften Achsen der verschiedenen Formen von Diskriminierung berücksichtigt werden.

Islamophobie ist eine Weltanschauung, die auf Hass/Feindseligkeit gegenüber muslimischen Menschen als religiöser oder rassifizierter Gruppe, muslimischen Einrichtungen oder allem, was als muslimisch wahrgenommen wird, beruht oder diese diskriminiert. Islamophobie kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Klassismus ist ein Begriff, der die Diskriminierung beschreibt, die auf der Überzeugung beruht, dass der soziale oder wirtschaftliche Status einer Person ihren Wert in der Gesellschaft bestimmt. Klassismus als eine Form der Diskriminierung und Stigmatisierung basiert auf tatsächlichen oder angenommenen finanziellen Mitteln, dem Bildungsstatus und der sozialen Integration. In der Hierarchie „unterlegene“ gesellschaftliche Klassen werden problematisiert und stereotypisiert und erhalten oft ungleichen Zugang und Rechte innerhalb der Gesellschaft.

Kolonialismus ist die Kontrolle und Dominanz einer herrschenden Macht über ein untergeordnetes Gebiet oder Volk. Bei der Unterwerfung eines anderen Volkes und Landes beinhaltet der Kolonialismus die gewaltsame Eroberung der Bevölkerung, die oft mit der Massenvertreibung von Menschen und der systematischen Ausbeutung von Ressourcen einhergeht. Abgesehen von den materiellen Folgen zwingt der Kolonialismus dem unterworfenen Volk auch die Sprache und die kulturellen Werte der herrschenden Macht auf, was kulturelle, psychologische und generationenübergreifende Traumata zur Folge hat.

Kulturalistisch argumentierter Rassismus richtet sich gegen Menschen aufgrund ihres mutmaßlichen kulturellen oder religiösen Hintergrunds. Diese Form der Diskriminierung kann unabhängig davon auftreten, ob sie tatsächlich eine Kultur oder Religion ausüben und wie religiös sie sind (z. B. antimuslimischer Rassismus und Antisemitismus).

Kulturelle Aneignung ist der Akt der Übernahme von Aspekten einer marginalisierten Kultur durch eine Person oder eine Institution, die dieser Kultur nicht angehört, ohne umfassendes Verständnis des Kontexts und oft ohne Respekt für die Bedeutung des Originals. Kulturelle Aneignung reproduziert Schaden, wenn sie negative kulturelle oder rassistische Stereotypen fördert. Kulturelle Aneignung kann oft die Machtdynamik innerhalb einer Gesellschaft offenbaren: So wird beispielsweise eine weiße Person, die die traditionelle Kleidung einer marginalisierten Kultur trägt, als modisch gelobt, während eine rassifizierte Person von der dominanten Gruppe isoliert und als fremd bezeichnet werden könnte.

Marginalisierung beschreibt jeglichen Prozess der Verdrängung von Minderheiten an den Rand der Gesellschaft. Marginalisierten Gruppen wird in der Regel unterstellt, dass sie nicht der normorientierten Mehrheit der Gesellschaft entsprechen und sind in ihren Möglichkeiten, sich frei zu verhalten, gleichen materiellen Zugang zu haben, öffentliche Sicherheit zu genießen usw., stark eingeschränkt.

Mikroaggression bezeichnet einzelne Kommentare oder Handlungen, die unbewusst oder bewusst Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Mitgliedern von Randgruppen zum Ausdruck bringen. Als kleine, häufige und kumulative Vorkommnisse können Mikroaggressionen aus Beleidigungen, Stereotypen, Abwertung und/oder Ausgrenzung bestehen. Mikroaggressionen wirken sich oft negativ auf die Person aus, die sie erleidet, und beeinträchtigen ihre psychische und physische Gesundheit und ihr Wohlbefinden.

Misogynie ist ein Begriff für sexistische Unterdrückung und Verachtung von Frauen, der dazu dient, Frauen in einem niedrigeren sozialen Status als Männer zu halten und so patriarchalische soziale Rollen aufrechtzuerhalten. Misogynie kann eine Haltung von Einzelpersonen und ein weit verbreitetes kulturelles System bezeichnen, das häufig alles abwertet, was als weiblich wahrgenommen wird. Frauenfeindlichkeit kann sich mit anderen Formen der Unterdrückung und des Hasses überschneiden, z. B. mit Homophobie, Trans*-Misogynie und Rassismus.

Neurodiversität ist ein Begriff, der die einzigartige Funktionsweise der Gehirnstrukturen eines jeden Menschen beschreibt. Die Grundannahme, welche Art von Gehirnfunktion in einer normorientierten Mehrheitsgesellschaft gesund und akzeptabel ist, wird als neurotypisch bezeichnet.

Nonbinär ist ein Begriff, der von Personen genutzt werden kann, die sich selbst oder ihr Geschlecht nicht in die binären Kategorien von Mann oder Frau einordnen. Es gibt eine Reihe von Begriffen für diese Erfahrungen, wobei nonbinary und genderqueer häufig verwendet werden.

Das Patriarchat ist ein soziales System, in dem cis-geschlechtliche Männer sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich eine privilegierte Stellung einnehmen. In der feministischen Theorie kann der Begriff verwendet werden, um das Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern zu beschreiben, das die männliche Dominanz begünstigt, sowie die Ideologie der männlichen Überlegenheit, die die Unterdrückung von Frauen und allen nicht-normativen Geschlechtern rechtfertigt und durchsetzt.

Pronomen oder persönliche Geschlechtspronomen (PGP) sind die Pronomen, die eine Person verwendet, um sich selbst zu bezeichnen, und die andere verwenden sollen, wenn sie sich auf sie beziehen. Die Liste der Pronomen entwickelt sich ständig weiter. Eine Person kann mehrere bevorzugte Pronomen haben oder auch gar keine. Die Absicht, die Pronomen einer Person zu erfragen und korrekt zu verwenden, besteht darin, die negativen gesellschaftlichen Auswirkungen für diejenigen zu verringern, deren persönliche Pronomen nicht mit der Geschlechtsidentität übereinstimmen, die von einer cis-normativen Gesellschaft angenommen wird. Die Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen und Begriffe sind ebenfalls inkludierende Schritte, die sich dem binären Geschlechtermodell und der Cis-Normativität widersetzen.

Rassismus ist der Prozess, durch den Systeme, politische Maßnahmen, Aktionen und Einstellungen ungleiche Chancen und Auswirkungen für Menschen aufgrund von Rassifizierung und rassistischen Zuschreibungen schaffen. Rassismus geht über individuelle oder institutionelle Vorurteile hinaus und tritt auf, wenn diese Diskriminierung mit der Macht einhergeht, die Rechte von Menschen und/oder Gruppen einzuschränken oder zu unterdrücken. Rassismus kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Sex-Gender-Differenz bezeichnet die Unterscheidung zwischen dem Konzept des „biologischen Geschlechts“ als biologischer Tatsache und dem Konzept des „sozialen Geschlechts“ als Produkt kultureller und sozialer Prozesse, wie z. B. sozial konstruierte Rollen, Verhaltensweisen, Ausdrucksformen und geschlechtsspezifische Identitäten.

Sexismus ist der Prozess, durch den Systeme, Politiken, Handlungen und Einstellungen ungleiche Chancen und Auswirkungen für Menschen auf der Grundlage ihres zugeschriebenen oder vermeintlichen Geschlechts schaffen und beschreibt die Ideologie, die diesen Phänomenen zugrunde liegt. Der Begriff wird meist verwendet, um die Machtverhältnisse zwischen dominanten und marginalisierten Geschlechtern in cisheteronormativen patriarchalen Gesellschaften zu benennen.

Sexuelle Orientierung ist der Begriff, der beschreibt, zu welchem Geschlecht sich eine Person emotional, körperlich, romantisch und/oder sexuell hingezogen fühlt.

Die soziale Herkunft beschreibt die soziokulturellen Werte und Normen, in die jemand hineingeboren wird, einschließlich Faktoren wie Umfeld, Klasse, Kaste, Bildungsbiografie und mehr. Die Werte, die mit der sozialen Herkunft einhergehen, sind konstruiert, haben aber oft materielle Auswirkungen, die bestimmte Gruppen und Menschen privilegieren oder benachteiligen. Wer beispielsweise in einem westlichen Land lebt, generationenübergreifenden Reichtum geerbt hat und über eine durchweg gute Ausbildung verfügt, hat als Erwachsener bessere Chancen auf einen gut bezahlten Arbeitsplatz. Die soziale Herkunft muss also berücksichtigt werden und nicht die inhärente Eignung für einen Job.

Eine soziale Norm ist ein gemeinsamer Glaube an den Standard für akzeptables Verhalten von Gruppen, der sowohl informell als auch in der Politik oder im Gesetz verankert ist. Soziale Normen unterscheiden sich im Laufe der Zeit und zwischen verschiedenen Kulturen und Gesellschaften.

Der sozioökonomische Status, der in der Regel als niedrig, mittel oder hoch eingeordnet wird, beschreibt Menschen auf der Grundlage ihrer Ausbildung, ihres Einkommens und der Art ihrer Tätigkeit. Die Werte und Normen, die den einzelnen sozioökonomischen Klassen zugeordnet werden, sind sozial konstruiert, haben aber materielle Auswirkungen.

Strukturelle Diskriminierung bezieht sich auf Verhaltensmuster, Strategien und Einstellungen, die auf der Makroebene der Gesellschaft zu finden sind. Diese Diskriminierung sozialer Gruppen beruht auf der Natur der Gesellschaftsstruktur als Ganzes. Strukturelle Diskriminierung unterscheidet sich von individuellen Formen der Diskriminierung (z. B. eine einzelne rassistische Bemerkung, die eine Mikroaggression darstellt), obwohl sie oft den kontextuellen Rahmen für das Verständnis der Gründe für diese individuellen Fälle liefert.

Taub (in Großschreibung) ist eine positive Selbstbezeichnung für nicht hörende Menschen, unabhängig davon, ob sie taub, resthörig oder schwerhörig sind. Sie zeigt, dass Taubheit nicht als Defizit gilt. Einige Mitglieder der Tauben-Community bevorzugen „Taub“, weil es im Gegensatz zu „gehörlos“ nicht schon einen Mangel impliziert. (Quelle: Diversity Arts Culture)

Tokenismus ist eine nur oberflächliche oder symbolische Geste, die Angehörige von Minderheiten einbindet, ohne die strukturelle Diskriminierung der Marginalisierung wesentlich zu verändern oder zu beseitigen. Der Tokenismus ist eine Strategie, die den Anschein von Inklusion erwecken und von Diskriminierungsvorwürfen ablenken soll, indem eine einzelne Person als Vertreter einer Minderheit eingesetzt wird.

Weiße Vorherrschaft bezeichnet die Überzeugungen und Praktiken, die Weiße als eine von Natur aus überlegene soziale Gruppe privilegieren, die auf dem Ausschluss und der Benachteiligung anderer rassifizierter und ethnischer Gruppen beruht. Sie kann sich auf die miteinander verknüpften sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systeme beziehen, die es Weißen ermöglichen, sowohl auf kollektiver als auch auf individueller Ebene strukturelle Vorteile gegenüber rassifizierten Gruppen zu genießen. Der Begriff kann sich auch auf die zugrundeliegende politische Ideologie beziehen, die vielfältige Formen der Vorherrschaft von Weißen und nicht-weißen Anhängern erzwingt und aufrechterhält, von der Rechtfertigung des europäischen Kolonialismus bis hin zu den heutigen Neofaschismen.

Weißsein ist ein gesellschaftlich und politisch konstruiertes Verhalten, das eine Ideologie, Kultur, Geschichte und Wirtschaft aufrechterhält, die zu einer ungleichen Verteilung von Macht und Privilegien zugunsten derjenigen führt, die gesellschaftlich als weiß gelten. Die materiellen Vorteile des Weißseins werden auf Kosten Schwarzer, indigener und Menschen of Color erzielt, denen systematisch der gleiche Zugang zu diesen materiellen Vorteilen verwehrt wird. Auf diesem Blog wird weiß oftmals kursiv geschrieben, um es als politische Kategorie zu kennzeichnen und die Privilegien des Weißseins zu betonen, die oft nicht als solche benannt, sondern als unsichtbare Norm vorausgesetzt werden.

Xenophobie bezeichnet die Feindseligkeit gegenüber Gruppen oder Personen, die aufgrund ihrer Kultur als „fremd“ wahrgenommen werden. Fremdenfeindliche Haltungen sind oft mit einer feindseligen Aufnahme von Einwanderern oder Flüchtlingen verbunden, die in Gesellschaften und Gemeinschaften ankommen, die nicht ihre Heimat sind. Fremdenfeindliche Diskriminierung kann zu Hindernissen beim gleichberechtigten Zugang zu sozioökonomischen Chancen sowie zu ethnischen, rassistischen oder religiösen Vorurteilen führen.

Abolition ist ein Begriff, der das offizielle Ende eines Systems, einer Praxis oder einer Institution bezeichnet. Der Begriff hat seine Wurzeln in den Bewegungen zur Abschaffung der Sklaverei im 19. Jahrhundert und wird heute oft verwendet, um die Praxis der Polizei und des Militärs und/oder die miteinander verbundenen Gefängnisse, Geflüchtetenlager, Haftanstalten usw. zu beenden. Weitere Informationen finden Sie in der Definition des gefängnisindustrielle Komplexes).

Accountability oder auch Rechenschaftspflicht ist die Verpflichtung und die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit bezieht sich die Rechenschaftspflicht auf die Art und Weise, in der Einzelpersonen und Gemeinschaften sich selbst an ihre Grundsätze und Ziele halten und die Gruppen anerkennen, denen gegenüber sie verantwortlich sind. Rechenschaftspflicht erfordert oft einen transparenten Prozess und ein kontinuierliches Selbst- und Kollektivbewusstsein.

Ageism, auch Altersdiskriminierung genannt, ist eine Diskriminierung oder ein Vorurteil aufgrund des Alters einer Person, z. B. wenn Fähigkeiten und Fertigkeiten aufgrund des höheren oder niedrigeren Alters einer Person in Frage gestellt und bewertet werden.

Agender ist ein Adjektiv, das von Personen genutzt werden kann, die sich mit keinem bestimmten Geschlecht identifizieren.

BIPoC steht für Black, Indigenous und People of Color. Dieser aus den USA stammende Begriff ist eine Selbstbezeichnung, die darauf abzielt, Menschen und Gruppen zu vereinen, die von Rassismus betroffen sind. Die Selbstbezeichnung rückt die spezifischen Erfahrungen Schwarzer, indigener und anders rassifizierter Gruppen in den Mittelpunkt, welche stark von systematischer rassistischer Ungleichbehandlung, deren Wurzeln in der Geschichte der Versklavung und des Kolonialismus liegen, betroffen sind.

Colorism ist ein Begriff, der die Vorurteile oder Diskriminierung beschreibt, welche rassifizierte Menschen mit hellerer Hautfarbe bevorzugt, während solche mit dunklerer Hautfarbe benachteiligt werden. Er wird vor allem verwendet, um die nuancierte Diskriminierung innerhalb einer rassifizierten oder ethnischen Gruppe zu beschreiben.

Die Critical Diversity Policy der UdK ist ein Dokument, welches die Vorstellung hervorheben und durchsetzen soll, dass Unterschiede in Werten, Einstellungen, kulturellen Perspektiven, Überzeugungen, ethnischen Hintergründen, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, Fähigkeiten, Wissen und Lebenserfahrungen jeder*jedes Einzelnen in jeder Gruppe von Menschen innerhalb der Universität berücksichtigt und überwunden werden sollten.

Deadnaming ist der Akt, für eine trans*, nicht-binäre oder genderexpansive Person mit ihren Geburtsnamen oder einen falschen Namen zu nutzen, wenn diese ihren Namen als Teil ihres Geschlechtsausdrucks geändert hat. Es ist niemals in Ordnung oder notwendig, den Deadname einer Person zu verwenden, wenn sie ihren Namen geändert hat, auch nicht bei der Beschreibung von Ereignissen in der Vergangenheit. Wenn Du eine Person mit ihrem Deadname anredest, übernimm Verantwortung, indem Du dich entschuldigst und verpflichtest, dies in Zukunft nicht mehr zu tun. Erkundige Dich nach dem aktuellen Namen der Person und bemüh Dich, ihn konsequent zu verwenden.

Dieser soziologische Begriff konzentriert sich auf die Art und Weise, wie Menschen Geschlecht wahrnehmen, (re-)produzieren und im täglichen Leben als relevant erachten. Im Gegensatz zur Annahme, dass Geschlecht eine angeborene Eigenschaft ist, unterstreicht das Konzept des “doing gender”, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, das die tägliche menschliche Interaktion prägt.

Misogynoir ist ein von der Schwarzen Feministin Moya Bailey 2010 geprägter Begriff, der die geschlechtsspezifische und rassistische Unterdrückung beschreibt, mit der Schwarze Cis- und Transgender-Frauen konfrontiert sind (letztere wird manchmal auch durch den Begriff Trans*-Misogynoir charakterisiert). Ausgehend von einer intersektionalen Sichtweise untersucht das Konzept, wie sich anti-Schwarzer Rassismus und Frauenfeindlichkeit zu einer besonderen Form der Unterdrückung und Diskriminierung verbinden.

Queer ist ein Oberbegriff für Menschen, die nicht heterosexuell oder cisgender sind. Er wird für ein breites Spektrum an nicht-normativen sexuellen und/oder geschlechtlichen Identitäten und Politiken verwendet.

Safer Spaces sollen Orte sein, an denen marginalisierte Gemeinschaften zusammenkommen und gemeinsame Erfahrungen austauschen können, frei von Voreingenommenheit, Konflikten oder Verletzungen, die von Mitgliedern einer dominanten Gruppe verursacht werden. In Anerkennung der Tatsache, dass es unter den gegenwärtigen Systemen unserer Gesellschaft keinen vollkommen sicheren Raum für marginalisierte Menschen gibt, verweist der Begriff „safer“ auf das Ziel einer vorübergehenden Entlastung sowie auf die Anerkennung der Tatsache, dass Verletzungen auch innerhalb marginalisierter Gemeinschaften reproduziert werden können. Beispiele für sichere Räume, die in Organisationen und Institutionen geschaffen wurden, sind Queer-only Räume und/oder Räume nur für Schwarze, Indigene und People of Color.

Social Justice ist eine Form des Aktivismus und eine politische Bewegung, die den Prozess der Umwandlung der Gesellschaft von einem ungerechten und ungleichen Zustand in einen gerechten und gleichberechtigten Zustand fördert. Social Justice beruht auf der Auffassung, dass jeder Mensch die gleichen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Rechte und Chancen verdient und das Grundrecht hat, sich psychisch und physisch sicher zu fühlen. Social Justice zielt daher darauf ab, geltende Gesetze und gesellschaftliche Normen zu ändern, die in der Vergangenheit und in der Gegenwart bestimmte Gruppen gegenüber anderen unterdrückt haben. Soziale Gerechtigkeit ist nicht nur die Abwesenheit von Diskriminierung, sondern auch das Vorhandensein bewusster Systeme und Unterstützungen, die Gleichheit entlang der Grenzen von Rassifizierung, Geschlecht, Klasse, Fähigkeiten, Religion usw. erreichen und erhalten.

Transgender, oder einfach trans*, ist ein Adjektiv, das sich auf Menschen bezieht, deren Geschlechtsidentität sich von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht unterscheidet. Trans kommt von der lateinischen Vorsilbe, die „hindurch“ oder „darüber hinaus“ bedeutet. Die Selbstbezeichnung gibt als Identitätsmerkmal nicht automatisch an, ob sich diese Person mit einem anderen Geschlecht, keinem Geschlecht oder mehreren Geschlechtern identifiziert. Es gibt also mehrere Trans*-Identitäten. Das Sternchen (*) unterstreicht die Pluralität und Fluidität von Trans-Identitäten.