Interview ACESS NOW! – Eine taube Perspektive an der UdK Berlin über Barrieren, Frustration und Aktivismus

Ein Interview zwischen Xenia Dürr (Fak.1 – Kunst im Kontext) und Lilli Hellmons (Alum. Fak.1 – Kunst im Kontext)

Abstract:

In diesem Gespräch reflektieren die Freund*innen Xenia Dürr und Lilli Hellmons über ihr politisches Engagement an der UdK im Bereich ihrer Arbeit in der AG ACCESS NOW!. Diese Initiative entstand auf Anstoß der damaligen Wissenschaftlichen Lehrkraft  Danja Erni sowie Xenia und weiteren Studierenden des Instituts für Kunst im Kontext – als Reaktion auf die strukturellen Barrieren, die Xenia als Taube1 Person in einem ableistischen, audistischen2 Unisystem erlebte.

Sie sprechen über die vielfältigen Barrieren, mit denen Xenia als Taube Person in einem überwiegend hörenden Umfeld konfrontiert ist – von bürokratischen Hürden vor Studienbeginn bis hin zu Herausforderungen in der informellen Kommunikation im Studienalltag. Zudem thematisieren sie positive Beispiele, in denen Zugangsbedarfe aktiv in Lehrveranstaltungen integriert werden, und die Notwendigkeit, dass Lehrende Verantwortung für Barrierefreiheit übernehmen. Abschließend reflektieren sie die Entwicklung der AG und hinterfragen, ob strukturelle Veränderungen an der UdK langfristig Bestand haben.

1Audismus bezeichnet die Diskriminierung von Tauben, die auf einer höheren Wertschätzung des Hörens und Sprechens sowie der Abwertung von Tauben als „defekt“ beruht. Dies führt zur Marginalisierung der Gehörlosenkultur und der Gebärdensprache. Quelle: Diversity Arts Culture

2Taub (in Großschreibung) ist eine positive Selbstbezeichnung für nicht hörende Menschen, unabhängig davon, ob sie taub, resthörig oder schwerhörig sind. Sie zeigt, dass Taubheit nicht als Defizit gilt. Einige Mitglieder der Tauben-Community bevorzugen „Taub“, weil es im Gegensatz zu „gehörlos“ nicht schon einen Mangel impliziert. Quelle: Diversity Arts Culture

Wir treffen uns online über Zoom. Beide in unseren eigenen vier Wänden. Neben Xenia sitzt Alma, eine Stamm Dolmetscher*innen von them. Ich freue mich auf das Gespräch und darauf, einen Teil unserer gemeinsamen politischen Arbeit an der UdK zu verschriftlichen, die ich als Hörender-Ally gemeinsam mit Xenia gemacht habe.

Lilli: Erinnerst du dich noch an unser erstes Kennenlernen?

Xenia: Ja, daran erinnere ich mich noch sehr gut. Das war in der Einführungsveranstaltung, die ich im Oktober 2022 besucht habe, als ich mein Studium an der UdK begonnen habe. Ich war an diesem Tag unglaublich aufgeregt, als einzige Taube Person in einem ausschließlich hörenden Umfeld zu sein.

Die Veranstaltung fand in einem großen Hörsaal statt, und mir gegenüber saßen zwei meiner Dolmetscher*innen. Du, Lilli, warst dort, um über das Thema Fachschaftsarbeit zu informieren, und so habe ich dich zum ersten Mal wahrgenommen. Nach der Veranstaltung hast du mich dann begrüßt, und wir haben uns kurz unterhalten – schon an diesem ersten Tag. Ich fand es sehr mutig von dir, so proaktiv auf mich zuzugehen und direkt den Kontakt zu suchen.

L: Stimmt ja, mir fiel die Situation später am selben Tag ein, als wir draußen mit Kommiliton*innen Kaffee getrunken haben. Aber in der Einführungsveranstaltung haben wir uns ja auch schon kurz unterhalten. 

X: Ja, ich erinnere mich auch. Ihr habt mich zu euch geholt. Ich war damals noch schüchtern, habe mich aber trotzdem dazu gesellt. Danach haben wir uns öfter getroffen und langsam angefangen, uns besser kennenzulernen.

L: Es ist schön, sich daran zu erinnern, und irgendwie macht es mich auch emotional, weil wir uns schon so lange kennen und so viel gemeinsam erlebt haben. Du hast meine nächste Frage schon vorweggenommen: Wie sind wir eigentlich zusammengekommen? Sicherlich, weil wir uns sympathisch fanden und ich als Fachschaftsmaus auf viele Personen zugegangen bin. Dann kamen die Treffen der AG Barriereabbau. Erinnerst du dich, wie die Idee zur Gründung entstand?

X: Ja, ich denke, Danja Erni spielte hier auch eine wichtige Rolle. Danja hat für ein Jahr einen Teil der Vertretung von Claudia Hummels Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst im Kontext übernommen. Ich hatte ein Seminar bei ihr belegt, und durch unseren Austausch über Barrieren am Institut entstand die Idee, eine Arbeitsgruppe zu gründen.

Ich glaube, Danja hat sich dann auch an dich gewandt und dich ins Boot geholt. Einige Personen hatten bereits Interesse am Thema Barriereabbau. Unsere Kommiliton*in Rüzgâr Buşki, mit them ich auch im Seminar war, hat zum Beispiel mitbekommen, wie schwierig die Organisation von Dolmetscher*innen ist, und spontan gesagt: „Hey, ich übernehme das mal!“ Später erzählte they mir, dass das für them ein Denkanstoß war: „Wow, ich schreibe 40 E-Mails am Tag und finde trotzdem keine Dolmis, die Zeit haben.“ Das hat letztlich dazu geführt, dass they in der AG mitgewirkt hat.

Dann war noch unsere Kommiliton*in Rowan De Freitas dabei – das war so der Kern, oder? Falls ich jemanden vergesse, hoffe ich, die Person verzeiht mir! Später kam der Beauftragte für Studierende mit Behinderung und chronischen Erkrankungen dazu. Manchmal waren auch andere Hochschulmitglieder dabei, wie die Frauenbeauftragte und die Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen. Der Präsident und die Vizepräsidentin waren einmal anwesend und noch weitere Lehrende vom Institut.

Aber an einen konkreten Auslöser kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass ich schon im ersten Semester, im Einführungsseminar mit allen hauptamtlichen Lehrenden, das Gefühl hatte, dass es dort nicht viel Raum für solche Themen gab – keinen Austausch über Dinge, die für mich wirklich wichtig waren.Das war dann auch eine unserer Überlegungen in der Arbeitsgruppe: Wie kann man solche Themen stärker in die bestehenden Strukturen einbinden? Es ging viel um Informationsvermittlung. Eigentlich war auch geplant, eine Gruppe zu schaffen, an der Dozierende aktiv teilnehmen – also eingeladen werden, um sich einzubringen. Ein paar Lehrende waren auch da, was ich als sehr wertvoll empfunden habe. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass noch mehr Lehrpersonen gekommen wären und frage mich, ob es daran liegt, dass das Thema im Alltag untergeht oder weil nicht ganz klar war, worum es in der Gruppe eigentlich ging. Vielleicht hätten wir die Einladung oder den Rahmen anders gestalten müssen.

L: Wie war es für dich, an die UdK zu kommen? Mit welchen Hoffnungen, Wünschen und Ängsten bist du gestartet?

X: Ich fange mal von vorne an. Ich war positiv überrascht, dass meine Bewerbung angenommen wurde, weil die UdK einen guten Ruf hat und es sehr schwer ist, reinzukommen. Ich erinnere mich gut an meine große Aufregung vor der Prüfungskommission und daran, mich im Aufnahmegespräch präsentieren zu müssen.

Vor dem Studium hatte ich viele gemischte Gefühle. Nach sieben, acht Jahren in der Tauben Community war es für mich ein großer Schritt, zurück in eine fast ausschließlich hörende Welt zu gehen. Ich habe in Wien die österreichische Gebärdensprache unterrichtet und war umgeben von Menschen, die meine Sprache nutzten. Plötzlich war ich wieder die einzige Taube Person in einer hörenden Institution. Aber ich wollte unbedingt im Kunstbereich weiterstudieren und wusste, dass ich das auf jeden Fall machen möchte.

Doch Barrieren gab es schon vor Studienbeginn. Der E-Mail-Kontakt mit der damaligen Vertrauensperson für Menschen mit Behinderung war zwar sehr nett, zeigte mir aber auch schnell, wie starr das System ist. Bestimmte Unterlagen mussten exakt in einer bestimmten Form eingereicht werden, vieles musste telefonisch geklärt werden – was für mich als Taube Person eine große Hürde darstellen würde. Es gibt zwar Telefonservices mit Dolmetschung, aber das bedeutet zusätzlichen organisatorischen Aufwand.

Die Bürokratie war enorm, und dazu kam noch, dass ich parallel von Österreich nach Berlin zog und das System hier noch gar nicht kannte.

L: Du wolltest noch etwas sagen?

X: Während der Bewerbungsphase hatte ich eine Kontaktperson, die selbst gebärden konnte und früher an der UdK unterrichtet hatte. Diese Person  hat mir Mut gemacht, mich einfach zu bewerben und es zu versuchen. Meine Hoffnung war, tiefer ins Künstlerische einzutauchen, Kunst wieder stärker in den Mittelpunkt meines Lebens zu rücken und gemeinsam mit anderen Studierenden praxisorientierte Kunstprojekte umzusetzen. Aber die Realität sah für mich dann doch anders aus.

Meine größte Angst war, als einzige Taube Person in diesem hörenden Umfeld keinen Anschluss zu finden. Selbst mit Dolmetschung – wie läuft es in den Pausen, beim Netzwerken? Die Gemeinschaft, die spontanen Gespräche, das Miteinander – das sind ja oft die Momente, in denen Verbindungen entstehen. Und genau davor hatte ich Bedenken.

L: Pausen können für dich ja manchmal auch herausfordernd sein. Magst du kurz darauf eingehen?

X: Ja. Im Unterricht habe ich Dolmetscher*innen dabei, aber sie brauchen natürlich auch Pausen. Sobald die Pause beginnt, unterhalten sich alle sofort miteinander – und ich stehe oft außen vor. Es fällt mir schwer, in die Gespräche einzusteigen, weil sich schnell Gruppen bilden. Ich brauche Zeit, um Vertrauen aufzubauen, und in dieser dynamischen Situation ist das schwierig.

Manchmal waren wir in den Pausen auch mit den Dolmetscher*innen unterwegs, die sich dann abgewechselt haben. Aber gerade am Anfang war das eine große Herausforderung, weil genau in diesen Pausen der wichtige Austausch stattfindet – und ich keinen gleichberechtigten Zugang dazu habe. Da hilft es manchmal, wenn man eine Einladung bekommt, sich der Gruppe anzuschließen


L: Ja, und auch die informellen Infos, die sich so unter den Studis verbreiten – das war besonders im ersten Semester ein Problem für dich, oder?


X: Genau! Dieses Insiderwissen, das einfach so nebenbei weitergegeben wird. Da war es für mich besonders wertvoll, dass Danja jedes Seminar mit der Bitte begonnen hat, den Raum bewusst so zu gestalten, dass er für Taube Personen zugänglich ist.

Auch andere Dozierende hatten diesen Ansatz. Sie fragte vor jeder Sitzung, was jede*r Einzelne braucht, um sich wohl und sicher zu fühlen. So hatte ich die Möglichkeit zu sagen: „Lasst uns die Pause manchmal einfach still verbringen. „Bitte schreibt euch auch gegenseitig Nachrichten auf euren Handys, nicht nur mir, damit wir alle auf derselben Ebene kommunizieren können.“

Es macht für mich viel aus, wenn Dozierende diese Verantwortung übernehmen und den Raum so gestalten, dass Barrieren bewusst abgebaut werden.

L: Ja, ein großes Ausrufezeichen dahinter! Von solchen Beispielen kann ich total viel lernen – als Person, die auch Lernräume gestaltet.

X: Schön, ja.


L: Mir kommt gerade eine Frage in den Kopf: Am Anfang war es ja schwierig für dich, Kontakte zu knüpfen, und es gab sicher auch unangenehme Momente. Wie ist das heute? Fühlst du dich in der Community wohl? Hat sich das Miteinander verändert?

X: Gute Frage. Am Anfang des Studiums war ich noch sehr unsicher. Aber durch ein paar Seminare von Lehrenden, die wie gesagt Zugangsbedürfnisse mit gedacht haben und in denen es auch um Barrieren ging, wusste ich, dass ich mit diesem Thema nicht allein bin. Durch die AG ist damals eine  Community entstanden, wodurch ich Freundschaften mit Kommiliton*innen geschlossen habe – mit dir, Lu, Row und Judith.

Aber jetzt, wo viele den Master abgeschlossen haben und Danja nicht mehr da ist, hat sich diese Struktur aufgelöst. Danjas  Weggang hat mich getroffen. Ich war sehr enttäuscht  über die Umstände und fühlte mich haltlos. Leider gibt es diese  Community nun nicht mehr so in dieser Form . Jetzt konzentriere ich mich mehr auf mein Studium, aber es ist anders. Es gibt heute neue, tolle Menschen, aber das stabile Netzwerk, das durch die AG mit Danja aufgebaut wurde, fehlt und ich habe das Gefühl, dass es ohne diese feste Struktur schwieriger wird, nachhaltige Veränderungen voranzutreiben.

L: Ich verstehe total, was du meinst. Mich hat das auch bewegt, als Danja nicht mehr da war. Aber ich habe es auch als Chance für die AG wahrgenommen, dass der Raum für verschiedene Personen geöffnet wird und neue Allies dazu kommen. 

X: Ja, es bestand auch sehr  früh die Idee, die AG in ein Seminar zu überführen, damit Studierende Leistungspunkte dafür erhalten. Als Ann-Reb Thomas übernommen hat, war unklar, ob es eine AG oder ein Seminar3 sein sollte. Letztendlich wurde es eine Mischform mit Vorträgen zur Anti-Ableismus-Praxis in der Kunst.

Das war wichtig, aber auch herausfordernd, weil viele Studierende erst einmal mit diesen Themen konfrontiert wurden.

3Siehe Vorlesungsverzeichnis: https://www.kunstimkontext.udk-berlin.de/wp-content/uploads/2024/05/SoSe24_Vorlesungsverzeichnis_Stand_0205-1.pdf


Wir unterbrechen unser Gespräch an der Stelle für eine fünfminütige Pause.




X:
Ich kenne das von den Dolmis, sie vergessen manchmal die Zeit, und dann muss man sie an eine Pause erinnern.

L: Ja, stimmt. Pausen müssen sein. Vor allem, weil du Alma, gerade auch alleine, verdolmetscht. Vor der Pause wollte ich dich noch fragen, wie es mit der AG jetzt aussieht. Leider konnte ich, nachdem ich meine Masterarbeit gemacht habe, nicht mehr richtig teilnehmen. Erzähl mir, wie es weiterging.

X: Danja und ich hatten die Idee, die AG als Struktur in ein Seminar einzugliedern. Wir haben überlegt, wie der enorme zusätzliche Aufwand, den es für mich bedeutet, überhaupt am Studium teilnehmen zu können, als integrativer Bestandteil des Studiums verstanden werden könnte. Wie entsprechend Leistungspunkte dafür vergeben werden könnte, dass ich umsonst Sensibilisierungs- und Fortbildungsarbeit für hörende leiste. Nach Danja’s Weggang suchte ich nach einer Vertretung und war sehr dankbar, dass Ann-Reb Thomas so kurzfristig das Seminar übernommen hat. 

Das Seminar war eine Mischform zwischen Seminar und Austausch. Es gab Vorträge zu Anti-Ableismus in der Kunstpraxis. Ich merkte, dass das für viele Studierende wichtige Themen waren. Dann hatten wir dazu noch einen Lehrauftrag4 von Iz Paehr und Ren Loren Britton von MELT5 indem es auch darum geht, Access-Bedarfe zu checken, unabhängig davon, ob nur  eine Person betroffen ist überlegen sich alle: Was brauche ich, um gut teilnehmen zu können? Was braucht es, um diesen Raum zugänglich zu machen? Das ist dann gleichzeitig eine indirekte Aufklärung über diese Themen und das klappt ganz gut.

4 Siehe Vorlesungsverzeichnis: https://www.kunstimkontext.udk-berlin.de/wp-content/uploads/2024/10/WiSe24_25_Vorlesungsverzeichnis_1510.pdf

 5Siehe Website von MELT: http://meltionary.com/zeitgeber/


L: Das zeigt mal wieder, dass der Abbau von Barrieren allen zugutekommt. Und dass es so eine große Bereicherung für Kunst im Kontext und der UdK Berlin ist, dass es jetzt diese Seminare und das Wissen hier gibt. Das haben wir dir und der AG zu verdanken! 

X: Ja, da wurde so ein Stein ins Rollen gebracht? Kann man so sagen.

L: Ich kann natürlich nur über die kurze Zeit erzählen, wo ich am Institut war, aber ich weiß zum Beispiel von Frances Breden eine Freundin und ehemalige Kommilitonin, die auch Teil von Sickness Affinity Group ist, dass sie sich zum Beispiel während der Pandemie als Fachschaftsmitglied viele Denkanstöße und Ideen in den Institutsrat getragen hat, wie Lehrveranstaltungen Barrierearmer gestaltet werde können. 

X: Ich weiß von Kommiliton*innen aus der Theaterpädagogik an der UdK, dass es da einige behinderte Studierende gab, die dort Abschluss gemacht und auch protestiert haben und sich dennoch dadurch nicht viel verändert hat Da bekomme ich oft das Gefühl, dass diese hart erkämpften Veränderungen nicht bleiben und frage ich mich, ob der ganze Einsatz und Kampf für Veränderungen nachhaltig ist. Hybridveranstaltungen zum Beispiel waren zu Coronazeit die Lösung, jetzt werden sie wieder nicht mehr geduldet.

L: Ja, das habe ich auch mitbekommen. Ich denke, dass es auch sehr kompliziert ist, diese Veranstaltungen hybrid zu veranstalten. Ich habe mich gefragt, ob es man nicht mehr Equipment hätte kaufen können, welches Hybrid Veranstaltungen erleichtert hätte.  Ich habe mitbekommen, dass es heute noch Menschen am Institut, die diese Möglichkeit brauchen, auch online teilnehmen, weil das Infektionsrisiko zum Beispiel zu groß für sie ist oder weil es ihnen körperlich nicht möglich ist.

Was sollte sich an der UdK verändern?

X: Die Verantwortung für Aufklärungsarbeit darf nicht dauerhaft bei den betroffenen Studierenden liegen. Natürlich kann nicht jede*r mit allen Themen vertraut sein – das hängt von persönlichen Erfahrungen, sozialer Prägung und Zugang zu Wissen ab. Doch gerade dann braucht es die Bereitschaft, sich selbstständig weiterzubilden und Verantwortung zu übernehmen. Es reicht nicht, sich auf dem eigenen Nicht-Wissen auszuruhen. Diese zusätzliche Last kostet uns Zeit und Energie, die wir eigentlich für unser Kunststudium bräuchten.

Natürlich lassen sich die Strukturen nicht über Nacht ändern und erste Schritte wurden bereits umgesetzt. Zum Beispiel gab es bereits zwei Workshops zu Audismuskritik am IfKiK, an dem  viele Dozierende und Studierende teilgenommen haben. Das ist toll,  dennoch muss sich noch mehr mit  Barrieren auseinandergesetzt werden und das Wissen muss in Strukturen überführt werden, damit die  Verantwortung noch mehr verteilt wird und allen  die Möglichkeit gegeben wird, zu lernen.

Oft sind es Studierende, die zuerst auf Barrieren stoßen und diese dann an Lehrende herantragen. Doch dieser Kreislauf kann so nicht dauerhaft funktionieren. Lehrkräfte müssen sich stärker einbringen, anstatt die Verantwortung zurückzuspielen. Ich frage mich schon: Für wen ist die UdK eigentlich da? In einem Studiengang wie Kunst im Kontext sollte die aktive Auseinandersetzung mit politischen, sozialen und inklusiven Themen selbstverständlich sein. Dazu gehört auch, dass Taube und behinderte Studierende mitgedacht und mitgemeint werden.

Es gibt durchaus engagierte Lehrpersonen, und das schätze ich sehr. Doch was die UdK braucht, sind langfristige, barrierefreie Konzepte – Strukturen, die über einzelne Personen hinaus wirken. Mein größter Wunsch ist, dass die Veränderungen, die wir angestoßen haben, nicht mit uns enden, sondern weiter getragen und weiterentwickelt werden.

L: Ja, das sehe ich auch so. Positive Praxisbeispiel aus unserer Arbeit sind ja zum Beispiel der Access Rider, den du mit Danja gemeinsam geschrieben hast und der nun für andere Studierende durch das Vorlesungsverzeichnis zugänglich ist oder der Code of Conduct, der für das Institut geschrieben wurde, welcher versucht unterschiedliche Barrieren zu berücksichtigen (Dieses eher allgemeine Dokument wird ergänzt durch access rider, welche von Studierenden, Mitarbeitenden und ggf. auch Lehrenden hinsichtlich der von ihnen erfahrenen Barrieren und im Hinblick auf die jeweils eigenen Bedürfnisse formuliert werden.) Um diese Aufklärungsarbeit und Organisationsarbeit an der ganzen Uni in allen Studiengängen leisten zu können, braucht die UdK eine kompetente Person als Beauftragte für Studierende mit Behinderung und chronischen Erkrankungen, die auch die Ressourcen braucht, um solche Veränderungen strukturell in der Uni zu verankern. Dafür muss die Uni, aber erstmal den Bedarf erkennen, welcher definitiv da ist, wenn man alleine diese Arbeit mit Access Rider erstmal anfangen würde gäbe es schon genug zu tun für diese Person. 


Darauf haben wir mehrmals versucht aufmerksam zu machen, zum Beispiel in der letzten Sitzung des Akademischen Senats, aber wurden gebeten zu gehen, da wir in dieser Sitzung keine Erlaubnis haben zu sprechen, ohne festes Mitglied zu sein.

X: Ja, leider, sind die  Räume, in denen wichtige Entscheidungen getroffen werden – zu denen ich theoretisch Zugang haben sollte, faktisch unzugänglich. Zum einen, weil Zugangsbedürfnisse dort keine Rolle spielen, sodass ich praktisch ausgeschlossen bin. Zum anderen, weil wir als betroffene Studierende dort anscheinend nicht erwünscht sind. 

L: Ja, ich denke, es ist wichtig zu betonen, dass wir Teil von Entscheidungen sein wollen, die uns als Studierende betreffen. Personen aus Initiativen, wie der AG ACCESS NOW! sollten eingeladen werden, die Universität mitzugestalten und solche Entscheidungen über Personalauswahl mit zu gestalten. Ich hoffe, dass in Zukunft mehr mitgedacht wird und die Sitzungen etwas offener gestaltet werden. 

Nun aber noch zu einem anderen Thema: Ich habe diese Woche in meinem Job als studentische Hilfskraft im Büro der Diversitätsbeauftragten mein Wissen zum Thema Barriereabbau dokumentiert, damit es nicht verloren geht. Vor allem du hinterlässt mit deiner Arbeit einen riesigen Wissensschatz für die UdK. Wie möchtest du mit dem Wissen umgehen? 

X: Die Idee ist aus meiner aktivistischen Arbeit entstanden und soll verhindern, dass Geschichten und Kämpfe von Studierenden vergessen werden. Unsere Erfahrungen, unsere Barrieren müssen dokumentiert werden, sei es durch Interviews, Filme oder andere Formen. Ein solches Archiv macht diese Geschichten sichtbar und bewahrt sie nachhaltig. Ich hoffe, es inspiriert andere zu ähnlichen Projekten und sorgt dafür, dass diese Themen stärker mitgedacht werden.

L: Mit Danja hast du diesen Prozess die Barrieren, auf die du an der UdK gestoßen bist, auch angefangen, oder? Danja hat dich ermutigt, alles festzuhalten.

X: Ja, ich habe dadurch erst verstanden, was Archivierung bedeuten kann. Früher wirkte das trocken auf mich, aber jetzt sehe ich, wie wichtig Erinnerungskultur ist, einen Raum zu schaffen für diese Geschichten.

L: Ich bin gespannt, wie es läuft und wie viele sich beteiligen. Vielen Dank für dieses schöne Interview!

X: Danke, dass du mich gefragt hast. 

L: Hast du dich wohlgefühlt?

X: Ja, es war angenehm. Ohne Allys hätte ich das Studium nicht weitergemacht. Danke an alle Allies.

L: Und danke dir für deinen Mut! Wir sind ein starkes Team.

X: Eine Familie.

L: Ja! Wir leisten hiermit auch einen Beitrag zur Dokumentation.

X: Ja, und es wird nicht unser letzter sein!


Zum weiterlesen:
Die UN-Behindertenrechtskonvention ist ein internationales Übereinkommen, das die Rechte von Menschen mit Behinderungen schützt und deren gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft fördert. Siehe Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Die UN-Behindertenrechtskonvention, https://www.behindertenbeauftragter.de/DE/AS/rechtliches/un-brk/un-brk-node.html



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Ableismus ist die Diskriminierung und das soziale Vorurteil gegenüber Menschen mit bestimmten körperlichen und geistigen Fähigkeiten und Bedürfnissen. In der Regel handelt es sich dabei um eine Abwertung der physischen und psychischen Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person, die auf einer vermeintlichen biologischen (körperlichen und/oder geistigen) Norm dessen beruht, was ein nichtbehinderter, neurotypischer Mensch sein sollte. Ableismus kann sich mit anderen Formen der Unterdrückung wie Rassismus und Sexismus überschneiden.

Adultismus ist die im Alltag und im Recht anzutreffende Diskriminierung, die auf ungleichen Machtverhältnissen zwischen Erwachsenen einerseits und Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen andererseits beruht.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das seit 2006 in Kraft ist, ist das einheitliche zentrale Regelwerk in Deutschland zur Umsetzung von vier europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien. Erstmals wurde in Deutschland ein Gesetz geschaffen, das den Schutz vor Diskriminierung aufgrund von Rassifizierung, ethnischer Herkunft, Geschlechtsidentität, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, des Alters oder der sexuellen Orientierung umfassend regelt.

Antisemitismus ist eine Weltanschauung, die auf Hass/Feindseligkeit gegenüber jüdischen Menschen als religiöser oder rassifizierter Gruppe, jüdischen Einrichtungen oder allem, was als jüdisch wahrgenommen wird, beruht oder diese diskriminiert. Antisemitismus kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Audismus bezeichnet die Diskriminierung von Tauben, die auf einer höheren Wertschätzung des Hörens und Sprechens sowie der Abwertung von Tauben als „defekt“ beruht. Dies führt zur Marginalisierung der Gehörlosenkultur und der Gebärdensprache. (Quelle: Diversity Arts Culture)

Barrierefreiheit bezeichnet das Ausmaß, in dem ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Umgebung für möglichst viele Menschen zugänglich ist und von ihnen genutzt werden kann. Inklusive Barrierefreiheit bewertet daher die Bedürfnisse und Wünsche aller möglichen Menschen – einschließlich derjenigen, die neurodivergent sind oder unterschiedliche Fähigkeiten haben – und bezieht diese in Design und Funktion mit ein. Änderungen, die Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten die gleiche Chance und Teilnahme ermöglichen, werden oft als behindertengerechte Anpassungen bezeichnet.

Belästigung ist ein unerwünschtes und nicht einvernehmliches Verhalten, das die Würde einer anderen Person verletzt. Belästigung kann oft ein einschüchterndes, feindseliges, demütigendes oder kränkendes soziales Klima erzeugen und kann auf der sexuellen Orientierung, der Religion, der nationalen Herkunft, einer Behinderung, dem Alter, der Rassifizierung, dem Geschlecht usw. einer Person beruhen. Belästigungen können verschiedene Formen annehmen, darunter verbale, körperliche und/oder sexualisierte.

Das binäre Geschlecht ist die Einteilung der Geschlechter in zwei unterschiedliche und entgegengesetzte Kategorien: Mann/männlich und Frau/feminin. Dieses Glaubenssystem geht davon aus, dass das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht mit den traditionellen sozialen Konstruktionen von männlicher und weiblicher Identität, Ausdruck und Sexualität übereinstimmt. Eine Zuweisung außerhalb des binären Geschlechts wird in der Regel als Abweichung von der Norm betrachtet.

Das Konzept des biologischen Geschlechts bezieht sich auf den biologischen Status einer Person, welcher meist bei der Geburt zugewiesen wird – in der Regel aufgrund der äußeren Anatomie. Das biologische Geschlecht wird in der Regel als männlich, weiblich oder intersexuell kategorisiert.

Cis-Geschlechtlichkeit, oder einfach cis, bezieht sich auf Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Cis kommt von der lateinischen Vorsilbe, die „auf dieser Seite von“ bedeutet.

as Konzept nach Birgit Rommelspacher geht davon aus, dass es ein System von Hierarchien, Herrschaft und Macht gibt, indem die verschiedenen rassistischen, sexistischen, klassistischen und weiteren Herrschaftsformen sich ineinander verflechten. In dieser Verflechtung hat jeweils eine dominante Gruppe die Macht, welche gesellschaftlich immer wieder ausgehandelt wird. In einer bestehenden Gesellschaft erlangt die dominante Gruppe ihre Rolle dadurch, dass sie als zur Mehrheit der Bevölkerung gehörend wahrgenommen wird und in den gesellschaftlichen Institutionen eine bedeutende Präsenz hat.

Der gefängnisindustrielle Komplex (PIC) ist ein Begriff, der die komplexen und miteinander verknüpften Abhängigkeiten zwischen einer Regierung und den verschiedenen Unternehmen und Institutionen beschreibt, die von den Praktiken der Freiheitsentziehung profitieren (z. B. Gefängnisse, Haftanstalten, Abschiebeeinrichtungen und psychiatrische Kliniken). In Anlehnung an den Begriff „militärisch-industrieller Komplex” plädiert der PIC für eine umfassendere Analyse der Art und Weise, wie die Freiheitsberaubung in einer Gesellschaft eingesetzt wird, und nennt alle Interessengruppen, die finanzielle Gewinne über Strategien der Vermeidung der Inhaftierung von Menschen stellen.

Genderexpansiv ist ein Adjektiv, das eine Person mit einer flexibleren und fließenderen Geschlechtsidentität beschreiben kann, als mit der typischen binären Geschlechtszugehörigkeit assoziiert werden könnte.

Geschlecht wird oft als soziales Konstrukt von Normen, Verhaltensweisen und Rollen definiert, die sich von Gesellschaft zu Gesellschaft und im Laufe der Zeit verändern. Es wird oft als männlich, weiblich oder nicht-binär kategorisiert.

Die Geschlechtsangleichung ist ein Prozess, den eine Person durchlaufen kann, um sich selbst und/oder ihren Körper in Einklang mit ihrer Geschlechtsidentität zu bringen. Dieser Prozess ist weder ein einzelner Schritt noch hat er ein bestimmtes Ende. Vielmehr kann er eine, keine oder alle der folgenden Maßnahmen umfassen: Information der Familie und des sozialen Umfelds, Änderung des Namens und der Pronomen, Aktualisierung rechtlicher Dokumente, medizinische Maßnahmen wie Hormontherapie oder chirurgische Eingriffe, die oft als geschlechtsangleichende Operation bezeichnet werden.

Der Ausdruck des Geschlechts ist die Art und Weise, wie eine Person ihr Geschlecht nach außen hin verkörpert, was in der Regel durch Kleidung, Stimme, Verhalten und andere wahrgenommene Merkmale signalisiert wird. Die Gesellschaft stuft diese Merkmale und Leistungen als männlich oder weiblich ein, obwohl das, was als männlich oder weiblich gilt, im Laufe der Zeit und zwischen den Kulturen variiert.

Geschlechtsdysphorie ist eine psychische Belastung, die sich aus der Inkongruenz zwischen dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und der eigenen Geschlechtsidentität ergibt. Menschen aller Geschlechter können Dysphorie in unterschiedlicher Intensität oder auch überhaupt nicht erleben.

Die Geschlechtsidentität ist das innere Selbstverständnis einer Person in Bezug auf ihr Geschlecht. Im Gegensatz zum Geschlechtsausdruck ist die Geschlechtsidentität für andere nicht äußerlich sichtbar.

Heteronormativität ist das Konzept, dass Heterosexualität – romantische und/oder sexuelle Anziehung zwischen Menschen des „anderen“ Geschlechts –  die normative oder einzig akzeptierte sexuelle Orientierung in einer Gesellschaft ist. Heteronormativität geht vom binären Geschlechtsmodell aus und beinhaltet daher den Glauben an eine Übereinstimmung zwischen Sexualität, Geschlechtsidentität, Geschlechterrollen und biologischem Geschlecht. Als vorherrschende soziale Norm führt die Heteronormativität zu Diskriminierung und Unterdrückung derjenigen, die sich nicht als heterosexuell identifizieren.

Bei der Hormontherapie, auch geschlechtsangleichende Hormontherapie (GAHT) oder Hormonersatztherapie (HRT) genannt, werden Geschlechtshormone oder andere hormonelle Medikamente verabreicht. Diese Hormonveränderungen können körperliche Veränderungen auslösen, die als sekundäre Geschlechtsmerkmale bezeichnet werden und dazu beitragen können, den Körper besser auf die Geschlechtsidentität einer Person anzupassen.

Institutionelle Diskriminierung bezieht sich auf vorurteilsbehaftete organisatorische Maßnahmen und Praktiken innerhalb von Institutionen – wie Universitäten, Unternehmen usw. –, die dazu führen, dass eine marginalisierte Person oder Personengruppe ungleich behandelt wird und ungleiche Rechte hat.

Inter* oder Intergeschlechtlichkeit ist ein Oberbegriff, der Menschen beschreiben kann, die Unterschiede in der reproduktiven Anatomie, bei den Chromosomen oder den Hormonen aufweisen, die nicht den typischen Definitionen von männlich und weiblich entsprechen. Das Sternchen (*) unterstreicht die Vielfalt der intersexuellen Realitäten und Körperlichkeiten.

Intergenerationales Trauma bezieht sich auf das Trauma, das von einer traumaüberlebenden Person an deren Nachkommen weitergegeben wird. Aufgrund von gewalttätigen und lebensbedrohlichen Ereignissen wie Kriegen, ethnischen Säuberungen, politischen Konflikten, Umweltkatastrophen usw., die von früheren Generationen erlebt wurden, können die Nachkommen negative emotionale, körperliche und psychologische Auswirkungen erfahren. Da die ursprünglichen Ursachen von Traumata durch Formen der Diskriminierung wie Rassifizierung und Geschlecht bedingt sind, treten intergenerationale Traumata auch entlang intersektionaler Achsen der Unterdrückung auf. Schwarze Gemeinschaften haben zum Beispiel das intergenerationale Trauma der Versklavung ans Licht gebracht. Intergenerationales Trauma wird manchmal auch als historisches Trauma, multi- oder transgenerationales Trauma oder sekundäre Traumatisierung bezeichnet.

Intersektionalität benennt die Verflechtung von Unterdrückungssystemen und sozialen Kategorisierungen wie Rassifizierung, Geschlecht, Sexualität, Religion, Migrationsgeschichte, Klasse und mehr. Intersektionalität betont, dass die einzelnen Formen der Diskriminierung nicht unabhängig voneinander existieren und auch nicht unabhängig voneinander betrachtet und bekämpft werden können. Vielmehr sollten bei der Bekämpfung von Unterdrückung die kumulativen und miteinander verknüpften Achsen der verschiedenen Formen von Diskriminierung berücksichtigt werden.

Islamophobie ist eine Weltanschauung, die auf Hass/Feindseligkeit gegenüber muslimischen Menschen als religiöser oder rassifizierter Gruppe, muslimischen Einrichtungen oder allem, was als muslimisch wahrgenommen wird, beruht oder diese diskriminiert. Islamophobie kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Klassismus ist ein Begriff, der die Diskriminierung beschreibt, die auf der Überzeugung beruht, dass der soziale oder wirtschaftliche Status einer Person ihren Wert in der Gesellschaft bestimmt. Klassismus als eine Form der Diskriminierung und Stigmatisierung basiert auf tatsächlichen oder angenommenen finanziellen Mitteln, dem Bildungsstatus und der sozialen Integration. In der Hierarchie „unterlegene“ gesellschaftliche Klassen werden problematisiert und stereotypisiert und erhalten oft ungleichen Zugang und Rechte innerhalb der Gesellschaft.

Kolonialismus ist die Kontrolle und Dominanz einer herrschenden Macht über ein untergeordnetes Gebiet oder Volk. Bei der Unterwerfung eines anderen Volkes und Landes beinhaltet der Kolonialismus die gewaltsame Eroberung der Bevölkerung, die oft mit der Massenvertreibung von Menschen und der systematischen Ausbeutung von Ressourcen einhergeht. Abgesehen von den materiellen Folgen zwingt der Kolonialismus dem unterworfenen Volk auch die Sprache und die kulturellen Werte der herrschenden Macht auf, was kulturelle, psychologische und generationenübergreifende Traumata zur Folge hat.

Kulturalistisch argumentierter Rassismus richtet sich gegen Menschen aufgrund ihres mutmaßlichen kulturellen oder religiösen Hintergrunds. Diese Form der Diskriminierung kann unabhängig davon auftreten, ob sie tatsächlich eine Kultur oder Religion ausüben und wie religiös sie sind (z. B. antimuslimischer Rassismus und Antisemitismus).

Kulturelle Aneignung ist der Akt der Übernahme von Aspekten einer marginalisierten Kultur durch eine Person oder eine Institution, die dieser Kultur nicht angehört, ohne umfassendes Verständnis des Kontexts und oft ohne Respekt für die Bedeutung des Originals. Kulturelle Aneignung reproduziert Schaden, wenn sie negative kulturelle oder rassistische Stereotypen fördert. Kulturelle Aneignung kann oft die Machtdynamik innerhalb einer Gesellschaft offenbaren: So wird beispielsweise eine weiße Person, die die traditionelle Kleidung einer marginalisierten Kultur trägt, als modisch gelobt, während eine rassifizierte Person von der dominanten Gruppe isoliert und als fremd bezeichnet werden könnte.

Marginalisierung beschreibt jeglichen Prozess der Verdrängung von Minderheiten an den Rand der Gesellschaft. Marginalisierten Gruppen wird in der Regel unterstellt, dass sie nicht der normorientierten Mehrheit der Gesellschaft entsprechen und sind in ihren Möglichkeiten, sich frei zu verhalten, gleichen materiellen Zugang zu haben, öffentliche Sicherheit zu genießen usw., stark eingeschränkt.

Mikroaggression bezeichnet einzelne Kommentare oder Handlungen, die unbewusst oder bewusst Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Mitgliedern von Randgruppen zum Ausdruck bringen. Als kleine, häufige und kumulative Vorkommnisse können Mikroaggressionen aus Beleidigungen, Stereotypen, Abwertung und/oder Ausgrenzung bestehen. Mikroaggressionen wirken sich oft negativ auf die Person aus, die sie erleidet, und beeinträchtigen ihre psychische und physische Gesundheit und ihr Wohlbefinden.

Misogynie ist ein Begriff für sexistische Unterdrückung und Verachtung von Frauen, der dazu dient, Frauen in einem niedrigeren sozialen Status als Männer zu halten und so patriarchalische soziale Rollen aufrechtzuerhalten. Misogynie kann eine Haltung von Einzelpersonen und ein weit verbreitetes kulturelles System bezeichnen, das häufig alles abwertet, was als weiblich wahrgenommen wird. Frauenfeindlichkeit kann sich mit anderen Formen der Unterdrückung und des Hasses überschneiden, z. B. mit Homophobie, Trans*-Misogynie und Rassismus.

Neurodiversität ist ein Begriff, der die einzigartige Funktionsweise der Gehirnstrukturen eines jeden Menschen beschreibt. Die Grundannahme, welche Art von Gehirnfunktion in einer normorientierten Mehrheitsgesellschaft gesund und akzeptabel ist, wird als neurotypisch bezeichnet.

Nonbinär ist ein Begriff, der von Personen genutzt werden kann, die sich selbst oder ihr Geschlecht nicht in die binären Kategorien von Mann oder Frau einordnen. Es gibt eine Reihe von Begriffen für diese Erfahrungen, wobei nonbinary und genderqueer häufig verwendet werden.

Das Patriarchat ist ein soziales System, in dem cis-geschlechtliche Männer sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich eine privilegierte Stellung einnehmen. In der feministischen Theorie kann der Begriff verwendet werden, um das Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern zu beschreiben, das die männliche Dominanz begünstigt, sowie die Ideologie der männlichen Überlegenheit, die die Unterdrückung von Frauen und allen nicht-normativen Geschlechtern rechtfertigt und durchsetzt.

Pronomen oder persönliche Geschlechtspronomen (PGP) sind die Pronomen, die eine Person verwendet, um sich selbst zu bezeichnen, und die andere verwenden sollen, wenn sie sich auf sie beziehen. Die Liste der Pronomen entwickelt sich ständig weiter. Eine Person kann mehrere bevorzugte Pronomen haben oder auch gar keine. Die Absicht, die Pronomen einer Person zu erfragen und korrekt zu verwenden, besteht darin, die negativen gesellschaftlichen Auswirkungen für diejenigen zu verringern, deren persönliche Pronomen nicht mit der Geschlechtsidentität übereinstimmen, die von einer cis-normativen Gesellschaft angenommen wird. Die Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen und Begriffe sind ebenfalls inkludierende Schritte, die sich dem binären Geschlechtermodell und der Cis-Normativität widersetzen.

Rassismus ist der Prozess, durch den Systeme, politische Maßnahmen, Aktionen und Einstellungen ungleiche Chancen und Auswirkungen für Menschen aufgrund von Rassifizierung und rassistischen Zuschreibungen schaffen. Rassismus geht über individuelle oder institutionelle Vorurteile hinaus und tritt auf, wenn diese Diskriminierung mit der Macht einhergeht, die Rechte von Menschen und/oder Gruppen einzuschränken oder zu unterdrücken. Rassismus kann im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Kulturen variieren und sich in verschiedenen historischen Momenten intensivieren.

Sex-Gender-Differenz bezeichnet die Unterscheidung zwischen dem Konzept des „biologischen Geschlechts“ als biologischer Tatsache und dem Konzept des „sozialen Geschlechts“ als Produkt kultureller und sozialer Prozesse, wie z. B. sozial konstruierte Rollen, Verhaltensweisen, Ausdrucksformen und geschlechtsspezifische Identitäten.

Sexismus ist der Prozess, durch den Systeme, Politiken, Handlungen und Einstellungen ungleiche Chancen und Auswirkungen für Menschen auf der Grundlage ihres zugeschriebenen oder vermeintlichen Geschlechts schaffen und beschreibt die Ideologie, die diesen Phänomenen zugrunde liegt. Der Begriff wird meist verwendet, um die Machtverhältnisse zwischen dominanten und marginalisierten Geschlechtern in cisheteronormativen patriarchalen Gesellschaften zu benennen.

Sexuelle Orientierung ist der Begriff, der beschreibt, zu welchem Geschlecht sich eine Person emotional, körperlich, romantisch und/oder sexuell hingezogen fühlt.

Die soziale Herkunft beschreibt die soziokulturellen Werte und Normen, in die jemand hineingeboren wird, einschließlich Faktoren wie Umfeld, Klasse, Kaste, Bildungsbiografie und mehr. Die Werte, die mit der sozialen Herkunft einhergehen, sind konstruiert, haben aber oft materielle Auswirkungen, die bestimmte Gruppen und Menschen privilegieren oder benachteiligen. Wer beispielsweise in einem westlichen Land lebt, generationenübergreifenden Reichtum geerbt hat und über eine durchweg gute Ausbildung verfügt, hat als Erwachsener bessere Chancen auf einen gut bezahlten Arbeitsplatz. Die soziale Herkunft muss also berücksichtigt werden und nicht die inhärente Eignung für einen Job.

Eine soziale Norm ist ein gemeinsamer Glaube an den Standard für akzeptables Verhalten von Gruppen, der sowohl informell als auch in der Politik oder im Gesetz verankert ist. Soziale Normen unterscheiden sich im Laufe der Zeit und zwischen verschiedenen Kulturen und Gesellschaften.

Der sozioökonomische Status, der in der Regel als niedrig, mittel oder hoch eingeordnet wird, beschreibt Menschen auf der Grundlage ihrer Ausbildung, ihres Einkommens und der Art ihrer Tätigkeit. Die Werte und Normen, die den einzelnen sozioökonomischen Klassen zugeordnet werden, sind sozial konstruiert, haben aber materielle Auswirkungen.

Strukturelle Diskriminierung bezieht sich auf Verhaltensmuster, Strategien und Einstellungen, die auf der Makroebene der Gesellschaft zu finden sind. Diese Diskriminierung sozialer Gruppen beruht auf der Natur der Gesellschaftsstruktur als Ganzes. Strukturelle Diskriminierung unterscheidet sich von individuellen Formen der Diskriminierung (z. B. eine einzelne rassistische Bemerkung, die eine Mikroaggression darstellt), obwohl sie oft den kontextuellen Rahmen für das Verständnis der Gründe für diese individuellen Fälle liefert.

Taub (in Großschreibung) ist eine positive Selbstbezeichnung für nicht hörende Menschen, unabhängig davon, ob sie taub, resthörig oder schwerhörig sind. Sie zeigt, dass Taubheit nicht als Defizit gilt. Einige Mitglieder der Tauben-Community bevorzugen „Taub“, weil es im Gegensatz zu „gehörlos“ nicht schon einen Mangel impliziert. (Quelle: Diversity Arts Culture)

Tokenismus ist eine nur oberflächliche oder symbolische Geste, die Angehörige von Minderheiten einbindet, ohne die strukturelle Diskriminierung der Marginalisierung wesentlich zu verändern oder zu beseitigen. Der Tokenismus ist eine Strategie, die den Anschein von Inklusion erwecken und von Diskriminierungsvorwürfen ablenken soll, indem eine einzelne Person als Vertreter einer Minderheit eingesetzt wird.

Weiße Vorherrschaft bezeichnet die Überzeugungen und Praktiken, die Weiße als eine von Natur aus überlegene soziale Gruppe privilegieren, die auf dem Ausschluss und der Benachteiligung anderer rassifizierter und ethnischer Gruppen beruht. Sie kann sich auf die miteinander verknüpften sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systeme beziehen, die es Weißen ermöglichen, sowohl auf kollektiver als auch auf individueller Ebene strukturelle Vorteile gegenüber rassifizierten Gruppen zu genießen. Der Begriff kann sich auch auf die zugrundeliegende politische Ideologie beziehen, die vielfältige Formen der Vorherrschaft von Weißen und nicht-weißen Anhängern erzwingt und aufrechterhält, von der Rechtfertigung des europäischen Kolonialismus bis hin zu den heutigen Neofaschismen.

Weißsein ist ein gesellschaftlich und politisch konstruiertes Verhalten, das eine Ideologie, Kultur, Geschichte und Wirtschaft aufrechterhält, die zu einer ungleichen Verteilung von Macht und Privilegien zugunsten derjenigen führt, die gesellschaftlich als weiß gelten. Die materiellen Vorteile des Weißseins werden auf Kosten Schwarzer, indigener und Menschen of Color erzielt, denen systematisch der gleiche Zugang zu diesen materiellen Vorteilen verwehrt wird. Auf diesem Blog wird weiß oftmals kursiv geschrieben, um es als politische Kategorie zu kennzeichnen und die Privilegien des Weißseins zu betonen, die oft nicht als solche benannt, sondern als unsichtbare Norm vorausgesetzt werden.

Xenophobie bezeichnet die Feindseligkeit gegenüber Gruppen oder Personen, die aufgrund ihrer Kultur als „fremd“ wahrgenommen werden. Fremdenfeindliche Haltungen sind oft mit einer feindseligen Aufnahme von Einwanderern oder Flüchtlingen verbunden, die in Gesellschaften und Gemeinschaften ankommen, die nicht ihre Heimat sind. Fremdenfeindliche Diskriminierung kann zu Hindernissen beim gleichberechtigten Zugang zu sozioökonomischen Chancen sowie zu ethnischen, rassistischen oder religiösen Vorurteilen führen.

Abolition ist ein Begriff, der das offizielle Ende eines Systems, einer Praxis oder einer Institution bezeichnet. Der Begriff hat seine Wurzeln in den Bewegungen zur Abschaffung der Sklaverei im 19. Jahrhundert und wird heute oft verwendet, um die Praxis der Polizei und des Militärs und/oder die miteinander verbundenen Gefängnisse, Geflüchtetenlager, Haftanstalten usw. zu beenden. Weitere Informationen finden Sie in der Definition des gefängnisindustrielle Komplexes).

Accountability oder auch Rechenschaftspflicht ist die Verpflichtung und die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit bezieht sich die Rechenschaftspflicht auf die Art und Weise, in der Einzelpersonen und Gemeinschaften sich selbst an ihre Grundsätze und Ziele halten und die Gruppen anerkennen, denen gegenüber sie verantwortlich sind. Rechenschaftspflicht erfordert oft einen transparenten Prozess und ein kontinuierliches Selbst- und Kollektivbewusstsein.

Ageism, auch Altersdiskriminierung genannt, ist eine Diskriminierung oder ein Vorurteil aufgrund des Alters einer Person, z. B. wenn Fähigkeiten und Fertigkeiten aufgrund des höheren oder niedrigeren Alters einer Person in Frage gestellt und bewertet werden.

Agender ist ein Adjektiv, das von Personen genutzt werden kann, die sich mit keinem bestimmten Geschlecht identifizieren.

BIPoC steht für Black, Indigenous und People of Color. Dieser aus den USA stammende Begriff ist eine Selbstbezeichnung, die darauf abzielt, Menschen und Gruppen zu vereinen, die von Rassismus betroffen sind. Die Selbstbezeichnung rückt die spezifischen Erfahrungen Schwarzer, indigener und anders rassifizierter Gruppen in den Mittelpunkt, welche stark von systematischer rassistischer Ungleichbehandlung, deren Wurzeln in der Geschichte der Versklavung und des Kolonialismus liegen, betroffen sind.

Colorism ist ein Begriff, der die Vorurteile oder Diskriminierung beschreibt, welche rassifizierte Menschen mit hellerer Hautfarbe bevorzugt, während solche mit dunklerer Hautfarbe benachteiligt werden. Er wird vor allem verwendet, um die nuancierte Diskriminierung innerhalb einer rassifizierten oder ethnischen Gruppe zu beschreiben.

Die Critical Diversity Policy der UdK ist ein Dokument, welches die Vorstellung hervorheben und durchsetzen soll, dass Unterschiede in Werten, Einstellungen, kulturellen Perspektiven, Überzeugungen, ethnischen Hintergründen, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, Fähigkeiten, Wissen und Lebenserfahrungen jeder*jedes Einzelnen in jeder Gruppe von Menschen innerhalb der Universität berücksichtigt und überwunden werden sollten.

Deadnaming ist der Akt, für eine trans*, nicht-binäre oder genderexpansive Person mit ihren Geburtsnamen oder einen falschen Namen zu nutzen, wenn diese ihren Namen als Teil ihres Geschlechtsausdrucks geändert hat. Es ist niemals in Ordnung oder notwendig, den Deadname einer Person zu verwenden, wenn sie ihren Namen geändert hat, auch nicht bei der Beschreibung von Ereignissen in der Vergangenheit. Wenn Du eine Person mit ihrem Deadname anredest, übernimm Verantwortung, indem Du dich entschuldigst und verpflichtest, dies in Zukunft nicht mehr zu tun. Erkundige Dich nach dem aktuellen Namen der Person und bemüh Dich, ihn konsequent zu verwenden.

Dieser soziologische Begriff konzentriert sich auf die Art und Weise, wie Menschen Geschlecht wahrnehmen, (re-)produzieren und im täglichen Leben als relevant erachten. Im Gegensatz zur Annahme, dass Geschlecht eine angeborene Eigenschaft ist, unterstreicht das Konzept des “doing gender”, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist, das die tägliche menschliche Interaktion prägt.

Misogynoir ist ein von der Schwarzen Feministin Moya Bailey 2010 geprägter Begriff, der die geschlechtsspezifische und rassistische Unterdrückung beschreibt, mit der Schwarze Cis- und Transgender-Frauen konfrontiert sind (letztere wird manchmal auch durch den Begriff Trans*-Misogynoir charakterisiert). Ausgehend von einer intersektionalen Sichtweise untersucht das Konzept, wie sich anti-Schwarzer Rassismus und Frauenfeindlichkeit zu einer besonderen Form der Unterdrückung und Diskriminierung verbinden.

Queer ist ein Oberbegriff für Menschen, die nicht heterosexuell oder cisgender sind. Er wird für ein breites Spektrum an nicht-normativen sexuellen und/oder geschlechtlichen Identitäten und Politiken verwendet.

Safer Spaces sollen Orte sein, an denen marginalisierte Gemeinschaften zusammenkommen und gemeinsame Erfahrungen austauschen können, frei von Voreingenommenheit, Konflikten oder Verletzungen, die von Mitgliedern einer dominanten Gruppe verursacht werden. In Anerkennung der Tatsache, dass es unter den gegenwärtigen Systemen unserer Gesellschaft keinen vollkommen sicheren Raum für marginalisierte Menschen gibt, verweist der Begriff „safer“ auf das Ziel einer vorübergehenden Entlastung sowie auf die Anerkennung der Tatsache, dass Verletzungen auch innerhalb marginalisierter Gemeinschaften reproduziert werden können. Beispiele für sichere Räume, die in Organisationen und Institutionen geschaffen wurden, sind Queer-only Räume und/oder Räume nur für Schwarze, Indigene und People of Color.

Social Justice ist eine Form des Aktivismus und eine politische Bewegung, die den Prozess der Umwandlung der Gesellschaft von einem ungerechten und ungleichen Zustand in einen gerechten und gleichberechtigten Zustand fördert. Social Justice beruht auf der Auffassung, dass jeder Mensch die gleichen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Rechte und Chancen verdient und das Grundrecht hat, sich psychisch und physisch sicher zu fühlen. Social Justice zielt daher darauf ab, geltende Gesetze und gesellschaftliche Normen zu ändern, die in der Vergangenheit und in der Gegenwart bestimmte Gruppen gegenüber anderen unterdrückt haben. Soziale Gerechtigkeit ist nicht nur die Abwesenheit von Diskriminierung, sondern auch das Vorhandensein bewusster Systeme und Unterstützungen, die Gleichheit entlang der Grenzen von Rassifizierung, Geschlecht, Klasse, Fähigkeiten, Religion usw. erreichen und erhalten.

Transgender, oder einfach trans*, ist ein Adjektiv, das sich auf Menschen bezieht, deren Geschlechtsidentität sich von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht unterscheidet. Trans kommt von der lateinischen Vorsilbe, die „hindurch“ oder „darüber hinaus“ bedeutet. Die Selbstbezeichnung gibt als Identitätsmerkmal nicht automatisch an, ob sich diese Person mit einem anderen Geschlecht, keinem Geschlecht oder mehreren Geschlechtern identifiziert. Es gibt also mehrere Trans*-Identitäten. Das Sternchen (*) unterstreicht die Pluralität und Fluidität von Trans-Identitäten.